Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Shareyourspace?

Das Proptech Shareyourspace ist eine Plattform, um nicht permanent benötigte Bürofläche anzubieten bzw. zu buchen. Die Gründer Tobias Wagner und Christian Ehl wollen mit ihrem Sharing-Modell mehr Flexibilität für Unternehmen und mehr Nachhaltigkeit in die Welt bringen. Dafür nutzen sie eine Art Airbnb-Modell für Büroflächen. Im Update-Interview beantwortet Mitgründer Tobias Wagner unsere Fragen zu Herausforderungen, Learnings und vielem mehr.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal Anfang 2020 gesprochen haben, habt Ihr gesagt, dass Shareyourspace die Immobilienwirtschaft nachhaltiger gestalten will. Seid Ihr diesem Ziel schon nähergekommen?

Tobias Wagner, Shareyourspace: Das sind wir. Die Shareyourspace-Mission „Boosting Flexibility and Sustainability In The Office World“ gewinnt eben nicht nur beim Thema Flexibilität, sondern auch bezüglich Nachhaltigkeit zunehmend an Relevanz und Aufmerksamkeit – dies im Immobilienmarkt gesamt. Natürlich nicht nur wegen Shareyourspace, aber wir tragen mit unserer Argumentation für die bessere Auslastung des Flächenbestands durch Sharing unseren bescheidenen Anteil dazu bei. Es ist ja auch jedem sofort verständlich: Das nachhaltigste Gebäude ist das, das nicht gebaut wird! Der beste Arbeitsweg ist ein kurzer!

Co-Founder Tobias Wagner

Shareyourspace: „Es ist ein Marathon, kein Sprint“

Munich Startup: Welche Hindernisse sind Euch auf dem Weg dahin begegnet?

Tobias Wagner: Die Immobilienwelt ist nicht ohne Grund im Vergleich zu anderen Branchen wenig digital und revolutionär. Es gibt nicht die eine Immobilienwelt, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen Rollen und Akteuren und Geschäftsmodellen und damit entsprechend viele Teilwelten. Ein Asset-Manager hat mit einem Corporate-Real-Estate-Manager nur wenig gemein. Vertrieb, Kommunikation, Skalierung sind vor diesem Hintergrund für jedes Proptech eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Das gilt auch für Shareyourspace.

In der europäischen, speziell deutschen Real-Estate-Welt sind zudem Bereitschaft und Lust an Innovation und Veränderungswille nicht sehr stark ausgeprägt. Vielleicht verständlich, die traditionellen Modelle haben jahrelang bequem gutes Geld gebracht. So können aber auch Geschäftspotenziale und Zukunft verspielt werden.

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung weiterentwickelt?

Tobias Wagner: Wir haben daran gearbeitet, Service und Prozesse zu verbessern. Auch ist das von den Shareyourspace-Kunden auf unserem Marktplatz eingestellte Workspace-Angebot natürlich größer und spannender, weil heterogener geworden. Du kannst mittlerweile sogar Berghütten und Boote als Workspace anmieten. Im Übrigen sind wir unserer Positionierung – keine Nische, sondern alle Usecases – und unserem Grundgedanken „Airbnb für die Bürowelt“ treu geblieben. Es ist ein Marathon, kein Sprint.

In Europa fehlt es den Investoren an Mut

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Tobias Wagner: Wir haben kurz vor Corona den Marktplatz gelauncht, mit allen Folgeschmerzen. Aber wir haben den Freeze überlebt und sind präsent – alive and kicking. Investoren und Team sind überzeugt von Sinn und Notwendigkeit unseres Projekts und engagieren sich entsprechend. Wünschenswert wären natürlich eine richtig große Wachstumsfinanzierungen und Blitzscaling. Das machen die USA den Europäern vor. Und wir wundern uns dann alle jedes Mal, warum die Tech-Schwergewichte jenseits des Atlantiks entstehen. Hier lot’s of talk, wenig do. Es fehlt an Mut und strategischer Sicht.

Munich Startup: Welche Learnings konntet Ihr im Gründerteam bisher mitnehmen?

Tobias Wagner: Shareyourspace ist nicht unsere erste Gründung. Aber selbstredend ist jedes Startup ein neues Abenteuer mit eigenen Herausforderungen, Überraschungen und Teufeln in den Details. Positiv gelernt haben wir im konkreten Fall, dass unsere Sicht auf den Büromarkt und die Notwendigkeit für Sharing und New Work zunehmend bestätigt werden. Negativ und wieder mal gelernt haben wir, dass alles länger dauert, als befürchtet, und der Weg zwischen Mund und Hand – vom Gesagten zur Action – in der traditionellen Real-Estate-Welt weit ist.

Schulterschluss mit etablierten Marktspielern

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem bisherigen Weg?

Tobias Wagner: Wir haben bewusst in München gegründet. München ist mit der wichtigste Bürostandort Deutschlands und Metropolregion. Des Weiteren können wir mit unseren Workspace-Anbietern in Randlagen und in der Region zur Entspannung des Konflikts Stadt-Land beitragen und damit auch in manchem Fall arbeitsplatzbezogenen Pendelverkehr reduzieren. Wir sind zudem engagiert beim Projekt Spaces4Scaleups, eine klasse Initiative der Wirtschaftsförderung der Stadt München. Da geht es darum, flügge gewordene Startups und kleinere Wachstumsunternehmen schnell und einfach mit Office-as-a-Service zu versorgen. Ihr von Munich Startup seid ein weiterer spannender Baustein im Ökosystem.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Tobias Wagner: Wir arbeiten an industrielogischen strategischen Partnerschaften. Die Durchsetzung eines digitalen Marktplatzes braucht den Schulterschluss mit etablierten Marktspielern! Das würde die Entwicklung des Marktes der flexiblen An- und Vermietung von Workspaces beschleunigen. Zurück zu eurer Eingangsfrage: Darüber hinaus wird Nachhaltigkeit jetzt gebraucht, Klimaschutz kann nicht warten!