Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Air Up?

Das Münchner Startup Air Up hat ein duftbasiertes Trinksystem entwickelt, das Trinkwasser allein durch Duft aromatisiert. Der erste Prototyp wurde bereits 2016 entwickelt. Gegründet wurde Air Up dann 2019. In nur drei Jahren ist das Münchner Scale-up zu einem international agierenden Unternehmen herangewachsen, das über 300 Mitarbeitende beschäftigt und in mittlerweile elf Ländern Millionen von KundInnen überzeugt hat. Unsere Interviewpartnerin und Co-Founderin Lena Jüngst treibt als Chief Evangelist vornehmlich die Entwicklung der Marken- und Produktvision voran.

Munich Startup: Als wir das erste Mal 2019 gesprochen hatten, musstet Ihr Air Up noch allen erklären, weil niemand davon gehört hatte. Ist das mittlerweile anders?

air up
Mitgründerin Lena Jüngst

Lena Jüngst, Air Up: Das ist es definitiv! Wir sind wahnsinnig stolz, dass wir mittlerweile bereits über fünf Millionen KundInnen mit unserem duftbasierten Trinksystem begeistern konnten! Das liegt wohl auch daran, dass wir heute in elf Ländern erhältlich sind. Erklären müssen wir unser Produkt aber auch trotz der gestiegenen Markenbekanntheit ab und an. Das liegt einfach in der Natur der Sache, wenn man ein innovatives Produkt launcht und damit eine völlig neue Kategorie eröffnet. Unsere Aufgabe ist es daher, mit unserer Kommunikation insbesondere auch Verständnis für diese neue Form der täglichen Hydration zu schaffen. Unsere neue Werbekampagne „Das ist keine Wasserflasche“ soll uns hierbei helfen.

Air Up: Das schnelle Wachstum war herausfordernd

Munich Startup: Welche Hindernisse sind Euch auf dem Weg von damals bis heute begegnet?

Lena Jüngst: Ich würde tatsächlich eher von Herausforderungen als von Hindernissen sprechen. Schließlich haben uns alle Wege, alle Entscheidungen, die wir bis dato getroffen haben, hierher geführt – in unser neues 3.600 Quadratmeter große Office im wunderbaren Werksviertel. Herausfordernd war für uns als Unternehmen sicherlich das schnelle Wachstum: Nur vier Jahre nach der Gründung beschäftigen wir heute bereits mehr als 300 Air Uppies – alle davon „remote-first“ und über ganz Europa und auch die USA hinweg verteilt.

Die Bedürfnisse aller Mitarbeitenden bestmöglich unter einen Hut zu bringen, eine positive Unternehmenskultur, effiziente Prozesse und das passende technische Set-up aufzubauen, hat unserem Team einiges abverlangt. Nicht zuletzt, weil uns immer ein nachhaltiges Wachstum am Herzen lag und wir die „richtigen“ Entscheidungen für unser junges Unternehmen und auch die Mitarbeitenden treffen wollten. Da denken wir vielleicht einfach etwas konservativer als andere Startups.

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung weiterentwickelt?

Lena Jüngst: Wir arbeiten ständig daran, uns und unser Produkt weiterzuentwickeln. Angefangen bei dem Einsatz neuer Materialien mit unserer in 2022 gelaunchten Edelstahlflasche, über die Entwicklung neuer spannender Geschmacksrichtungen bis hin zu der Verlagerung unserer Produktion nach Europa. Einen Großteil der Produkte stellen wir bereits heute in Österreich und den Niederlanden her – das macht uns wahnsinnig stolz. Eine weitere Produktion in Deutschland soll noch in diesem Jahr folgen.

Profitables Business: Umsatz um 75 Prozent gesteigert

 Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Lena Jüngst: Nachdem wir das Jahr 2021 noch mit 90 Millionen Euro Umsatz abgeschlossen haben, haben wir 2022 mit bereits 159 Millionen Euro abgeschlossen. Das macht ein Plus von 75 Prozent in nur einem Jahr! Das freut uns insbesondere, weil es uns gelungen ist, trotz der Expansion in weitere Märkte sowie den Investments in die Produktionsverlagerung und in das neue Office, jederzeit nachhaltig zu wachsen. Seit Ende 2020 sind wir profitabel – ausgegeben wird bei Air Up also nur vorhandenes Geld.

Munich Startup: Welche Learnings konntet Ihr im Gründerteam bisher mitnehmen?

Lena Jüngst: Müssten wir heute nochmal starten, dann würden wir beim Verkauf unserer Produkte wohl gleich auf unseren eigenen Webshop setzen. Während der Gründungsphase waren wir aber noch davon überzeugt, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn wir möglichst überall zu finden sind und die Leute das Produkt auch austesten können. Das führte dann dazu, dass unser Team anfangs selbst in Baumärkten stand, um unser Produkt direkt am POS (Point of Sale, Anm. d. R.) zu präsentieren. Wir haben dann aber recht schnell bemerkt, dass das unter anderem zu einem starken Kontrollverlust bei der Positionierung und des Preises des eigenen Produkts führen kann. Das wollten wir auf keinen Fall riskieren und haben schnell einen Strategiewechsel vorgenommen, der sich ausgezahlt hat. Heute fokussieren wir uns in unserer Kommunikation aufs digitale Marketing und gehen nur noch in den Offline-Retail, wenn wir in den Märkten bereits eine breite Markenbekanntheit erzielt haben.

„Wir holen die coolen Kids nach München“

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem bisherigen Weg?

Lena Jüngst: Die Entscheidung für München als neuen Ankerpunkt für unsere 300 Teamies war keine zufällige: Nach Berlin oder in eine andere Stadt zu gehen, stand für uns tatsächlich nie zur Debatte – wir sind hier geboren und aufgewachsen und wollen hier auch alt werden. München ist unser Zuhause. Wenn wir wachsen und unser Business ausbauen, dann auch da, wo es begonnen hat. Mit dem Einzug ins Werksviertel wollen wir der Stadt etwas zurückgeben, unsere tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit zeigen. Und wenn man ehrlich ist, kann das Werksviertel als Work-Life-Quartier auch definitiv mit Berlin mithalten. Wir holen die coolen Kids eben nach München.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Wo fange ich da an? Also ein besonderes Herzensprojekt ist die erfolgreiche und vollständige Verlagerung unserer Produktion nach Europa – daran arbeiten wir aktuell auf Hochtouren. Dann ist da noch unser „sustainability by design“-Ansatz, mit dem wir es uns zum Ziel gesetzt haben, stetig an weiteren Produktverbesserungen zu tüfteln. Das geht von der Reduktion unserer Verpackungen über den Einsatz neuer Materialien bis hin zu unserem digitalen Produkt – unserem Webshop. Hier haben wir auf jeden Fall schon einiges in der Planung, auf das sich bestehende und zukünftige Air Up-Fans freuen können!  

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

Ähnliche Artikel

EFT Mobility

News

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei EFT Mobility?

Das Münchner Startup EFT Mobility – früher auch bekannt als Electric Flytrain – entwickelt elektrische Antriebs-Gesamtsysteme. Ursprünglich für die Luftfahrt gedacht hat…

Clearops

News

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei ClearOps?

Das Münchner Startup ClearOps will Lieferketten transparenter machen und so Ausfälle vermeiden. Hierzu vernetzte es mit seiner Software Maschinen-Produzenten mit ihrem Händler-…

Lanes & Planes

News

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Lanes & Planes?

Wie läuft es eigentlich bei dem 2017 von Veit Blumschein und Daniel Nolte gegründeten Startup Lanes & Planes? Die All-in-One-Lösung für Geschäftsreisen…

Sira Kinderbetreuung

Update

 

Follow-Up: Wie läuft es eigentlich bei Sira?

2012 ist Sira mit einem innovativen Konzept für betriebliche Kinderbetreuung an den Start gegangen. Inzwischen kann das Münchner Startup mit 130 MitarbeiterInnen…

SHQUARED-Team

Update-Interview

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Shquared?

Das Münchner Startup Shquared hat eine Plattform entwickelt, über die NutzerInnen gewerbliche Flächen teilen und finden können. Egal ob für Gastronomie, Einzelhandel,…

flyla CEO Ben Shaw

Update

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Flyla?

Das Münchner Startup Flyla ist eine Plattform für günstige Last-Minute-Flugtickets exklusiv für Studierende und Jugendliche. 2019 hatte das Traveltech eine Finanzierung erhalten,…

Donna Dror CEO Usercentrics

Update

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Usercentrics?

Das Münchner Startup Usercentrics ist eine Consent-Management-Plattform. Die Legaltech-Firma hilft mit ihrer Softwarelösung also anderen Unternehmen beim „Einwilligungs-Management“ im Datenschutz. So können…

shareyourspace

Update

 

Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Shareyourspace?

Das Proptech Shareyourspace ist eine Plattform, um nicht permanent benötigte Bürofläche anzubieten bzw. zu buchen. Die Gründer Tobias Wagner und Christian Ehl…