© Daniel Sommer

Women in Tech: Julia Kupke von Lotaro

Julia Kupke (33) ist Co-Founder von Lotaro, einer virtuellen Livetrainings-Plattform für Mitarbeitende. Ihr Fokus liegt aufgrund ihres HR-Backgrounds auf der Unternehmensvision, Produktentwicklung und Operations. Vor ihrer Gründung 2022 war die gebürtige Oberpfälzerin viele Jahre in der Unternehmensberatung sowie im Startup-Umfeld tätig. Sie gründete ihr eigenes Unternehmen BonaVal (eine B2B2C-Plattform), war bei Venture Stars für Marketing und Sales verantwortlich und arbeitete als Strategie-Beraterin bei Accenture. Vor der Gründung von Lotaro, das sie gemeinsam mit Robin Rudolph und Tobias Kupke gegründet hat, war sie als Teil der Geschäftsführung bei Stryber, einem strategischen Corporate-Venture-Builder, tätig.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung von Lotaro motiviert?

Julia Kupke, Lotaro: Für mich war es von Anfang an klar, dass ich Freiheit, ein unternehmerisch denkendes Team und einen deutlichen Impact brauche, der sich in jeder Aufgabe zeigt, die ich angehe. Diese Überzeugung hat mich seit meiner ersten Gründung begleitet. Ich fühle mich in der Startup-Szene zuhause, weil ich jeden Tag die Möglichkeit habe, Neues zu schaffen und mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Diese Motivation hat mich zur Gründung angetrieben und treibt mich auch weiterhin an, jeden Tag Vollgas zu geben.

Das Team als Fundament für Erfolg

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Julia Kupke: Eine wichtige Erkenntnis, die ich gerne vor meiner ersten Gründung gehabt hätte, ist die Wichtigkeit des richtigen Teams. Ideen können kommen und gehen, und Situationen können sich verändern, aber das Gründerteam bleibt bestehen. In guten wie in schlechten Zeiten. Es ist von entscheidender Bedeutung, zusammenzuhalten, gemeinsam zu wachsen, zu feiern und zu scheitern – und Vertrauen aufzubauen. Das Team bildet das Fundament für den Erfolg eines Unternehmens und hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf des Gründungsprozesses. Darauf habe ich anfangs zu wenig geachtet bzw. auch nicht gewusst, wie ich herausfinde, ob es ein Match ist.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Julia Kupke: Wir haben unser Unternehmen aus eigenen Mitteln finanziert, also sogenanntes „Bootstrapping“. Von Anfang an war unser Ziel, mit unserem Service direkt Einnahmen zu generieren. Wir wollten direktes Feedback vom Markt erhalten, ob es eine Bereitschaft gibt, für unser Produkt zu bezahlen, und ob die Kunden mit dem Produkt zufrieden sind. Denn diesen Fehler machen viele, erst ein Produkt zu bauen und dann den Kunden zu befragen – wir haben dies andersrum gemacht und dadurch viel Zeit und Kosten gespart.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Julia Kupke: Während viele Menschen in der Ruhe der Meditation Inspiration finden, ist es bei mir etwas anders. Sport ist für mich äußerst hilfreich. Besonders beim Rennradfahren oder Joggen kommen mir viele Ideen, die mir am Laptop nicht so leicht in den Sinn kommen würden. Die körperliche Betätigung und die Bewegung scheinen mir zu helfen, kreativ zu werden und macht auch noch Spaß!

Ansonsten hilft es natürlich mit meinen Co-Foundern zusammenzusitzen und außerhalb des operativen Geschäfts zu diskutieren, brainstormen oder an neuen Ideen zu arbeiten. Durch unsere unterschiedlichen Profile kommen hier viele spannende Themen auf den Tisch.

Chat GPT als persönlicher Assistent

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Julia Kupke: Meine drei bevorzugten Arbeitswerkzeuge sind:

  • Notion: Ich nutze Notion für die Organisation von Struktur, Prozessen und Dokumentation. Es ermöglicht mir, meine Arbeitsabläufe effizient zu gestalten und Informationen übersichtlich zu verwalten. Auch privat nutze ich es.
  • Figma: Für jegliches Design verwende ich gerne Figma. Mit seiner vielseitigen und benutzerfreundlichen Oberfläche unterstützt es mich bei der Erstellung von Grafiken, UI-/UX-Designs und Prototypen, ohne dass ich ein gelernter Designer sein muss.
  • Chat GPT: Natürlich darf mein persönlicher Assistent, Chat GPT, nicht fehlen. Es ist eine wertvolle Unterstützung, um schnell Antworten auf Fragen zu erhalten, Ideen zu brainstormen und bei der Lösung von Aufgaben zu helfen. Mit Chat GPT habe ich praktisch einen intelligenten Helfer an meiner Seite.

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Julia Kupke: Mein Top-Tipp zum Thema „Pitchen“ lautet: Führe regelmäßige Videoanalysen durch. Es ist von großer Bedeutung, über seinen eigenen Schatten zu springen und sich selbstkritisch zu betrachten. Dabei ist die beste Methode, sich selbst bei Präsentationen aufzuzeichnen und immer wieder an Feinheiten zu arbeiten. Denn Übung macht den Meister, und es gibt keinerlei Limit dafür, wie oft man das üben kann. Du kannst das sogar täglich machen, um kontinuierlich an deinen Präsentationsfähigkeiten zu arbeiten. Die regelmäßige Videoanalyse ermöglicht es dir, deine Stärken zu erkennen, an deinem Auftreten zu feilen und dich kontinuierlich zu verbessern.

Julia Kupke: „Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt“

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Julia Kupke: Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt, um zu gründen. Natürlich war es vor ein paar Jahren im Verkauf einfacher, da Unternehmen mehr Geld für neue Initiativen zur Verfügung hatten. Doch meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu haben, das eine starke Kundenbindung ermöglicht und nicht nur einen einmaligen Verkaufserfolg erzielt. Aus diesem Grund ist es auch heute möglich, mit einem Produkt, das ein Problem löst und eine großartige Benutzererfahrung bietet, erfolgreich durchzustarten.

Der Fokus sollte darauf liegen, eine Lösung anzubieten, die den Bedürfnissen der Kunden entspricht und ihnen einen echten Mehrwert bietet. Wenn das Produkt eine klare Marktnachfrage hat und eine gute Erfahrung bietet, kann man unabhängig von der aktuellen wirtschaftlichen Situation erfolgreich gründen.

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Julia Kupke: Ich habe keinen spezifischen Schwerpunkt, da es mir immer um den Benutzer und seine Bedürfnisse geht. Für mich ist es entscheidend, ein dringendes Problem zu lösen und eine herausragende Benutzererfahrung zu bieten. Es ist nicht zwingend erforderlich, die neueste Innovation zu verfolgen.

Viel wichtiger ist es, ein Problem anzugehen, das dringend gelöst werden muss, und dabei eine großartige Nutzererfahrung zu schaffen. Wenn du in der Lage bist, deine Zielgruppe zu überzeugen und zu begeistern, indem du ihre Probleme löst und ihnen eine großartige Erfahrung bietest, wirst du langfristig erfolgreich sein. Daher liegt mein Fokus immer darauf, den Nutzern echten Mehrwert zu bieten und ihre Probleme zu lösen. Unabhängig von der spezifischen Technologie oder Branche.

Schreibtisch, Internet, Anbindung und Austausch

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Julia Kupke: In Bezug auf den Gründungsstandort München sehe ich zwei Hauptbereiche, die verbessert werden könnten: die Verfügbarkeit von Büroflächen und deren Bezahlbarkeit.

Büroflächen sind in München extrem teuer, was für Startups eine Herausforderung darstellen kann. Es ist besonders wichtig für Startups, dass sie als Team zusammenarbeiten und in schwierigen Phasen zusammenwachsen können. Obwohl mit Startup-Hubs und ähnlichen Einrichtungen geworben wird, sieht man oft Corporate-Logos an den Türen, die für „Innovationsmeetings“ genutzt werden.

Als Gründer fordern wir nicht viel: Einen Schreibtisch, Internetanschluss, eine gute öffentliche Verkehrsanbindung und den Austausch mit anderen Gründern. Es geht nicht darum, luxuriöse Sofas oder ähnliches zu haben. Gerade in der Anfangsphase sind 1000 Euro Miete einfach zu viel für ein Zweier-Team.

Ein guter Gründungsstandort sollte erschwingliche Arbeitsräume bieten, die den Bedürfnissen von Startups gerecht werden und ein Umfeld schaffen, in dem der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Gründern gefördert werden.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Julia Kupke: Elon Musk.

  • Ich wäre daran interessiert, von ihm zu erfahren, wie er so eine  Klarheit in Bezug auf seine Visionen gewinnt und wie er sie so konsequent verfolgt. Seine Fähigkeit, groß zu denken, hat ihn zu beeindruckenden Erfolgen geführt.
  • Eine weitere Frage, die ich ihm stellen würde, betrifft sein Talent, sein Team zu motivieren und dieselbe Vision sowie den gleichen Ehrgeiz zu entwickeln. Elon Musk hat gezeigt, dass er in der Lage ist, talentierte Menschen anzuziehen und sie für seine Projekte zu begeistern. Es wäre spannend zu erfahren, wie er dieses Engagement und diese Zusammenarbeit aufbaut und aufrechterhält.
  • Insgesamt würde ich gerne von Elon Musk lernen, wie er es schafft, seine Visionen so wirkungsvoll umzusetzen und Menschen zu inspirieren, an seine Ideen zu glauben. Seine Erfahrungen und Erkenntnisse könnten für mich als Gründerin wertvolle Lehren in Bezug auf strategisches Denken, Motivation und Teamführung bieten.
Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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