Die Augmented World Expo (AWE) gastiert seit gestern zum zweiten Mal in Europa. Nach dem Auftakt im vergangenen Jahr in Berlin trifft sich die europäische AR- und VR-Szene diesmal im Münchner MOC.
Obwohl auch Virtual Reality (VR) eine Rolle spielt, liegt der Fokus der AWE Europe klar auf Augmented Reality (AR), also der erweiterten Realität. Einer breiten Öffentlichkeit wurde die Technologie mit dem Spiel Pokémon Go bekannt: Durch das Smartphonedisplay sieht der Nutzer das normale Bild der Handykamera. Auf dem Schreibtisch, dem Auto, am Straßenrand oder dem Spielplatz leben jedoch zusätzlich die Pokémon-Fantasiewesen — die gewöhnliche Realität wird erweitert.
Richtig interessant wird die Technik in Kombination mit einer Datenbrillle, wenn der Nutzer nicht mehr durch sein Smartphone oder Tablet blicken muss, um die erweiterte Realität zu sehen, sondern die zusätzlichen Informationen direkt in das Sichtfeld eingeblendet werden. AWE-Gründer Ori Inbar sieht in der Technologie die Möglichkeit, den Menschen selbst zu verbessern: Der ständige Zugriff auf prinzipiell unendliche Informationen verleihe dem Menschen Superkräfte.
Augmented Reality für Techniker und Mediziner
Konkreter werden Jay Kim vom AR-Softwareentwickler Upskill, Jay Kothari, der die Datenbrille Google Glass verantwortet und Michael Terrell von Coca-Cola. Die Speaker berichten, wie mit der Kombination aus der Brille Glass und der Software von Upskill konkret Zeit eingespart werden kann: Indem beispielsweise ein Techniker ohne Blick auf die Anleitung sehen kann, welche Teile eines Getränkeautomaten wie zu reparieren sind.
Bosch arbeitet ebenfalls an AR-Lösungen für Werkstätten. Automechaniker können so 15 Prozent schneller arbeiten. Weitere Einsatzmöglichkeiten gibt es beispielsweise in der Medizin, wenn der Arzt bei der Visite die Röntgenbilder und die Krankenakte des Patienten automatisch vor sich sieht.
Ori Inbar verspricht sich von der Messe einen Schub für das Thema und den Standort München:
“AWE is helping drive the region’s excitement around AR and VR — specifically for enterprise’s building applications in automotive, manufacturing, field services and large retailers and creators who are defining a new user experience for this next wave of computing — and helping to turn Munich into the next Silicon Valley.”
Second Screen 2.0
In einer eigenen Messehalle des MOC stellen mehr als 90 Firmen ihre AR- und VR-Produkte vor. Das Themenspektrum ist breit, von Arbeits- bis Unterhaltungsanwendungen. Spannend wirkt beispielsweise die Technologie des Münchner Startups Eyecandylab. Eine entsprechende App auf dem Smartphone oder Tablet erweitert das Fernsehbild um zusätzliche Informationen: Der Nutzer blickt durch sein Device auf den Fernseher und sieht außen herum weitere passende Inhalte. Vom 6. bis 10. November können Zuschauer die Technik selbst beim Pro7-Format Galileo ausprobieren.