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etepetete: Die Gemüse-Retter aus München

Was passiert eigentlich mit dem Gemüse und Obst, das es nicht vom Feld in den Handel schafft — einfach, weil es nicht dem gängigen Supermarkt-Schönheitsideal entspricht? Das haben sich auch die Münchner Carsten Wille, Christopher Hallhuber und Georg Lindermair gefragt und als Antwort darauf das Food-Startup etepetete gegründet.

Manchmal reicht ein kurzer Aha-Moment, um eine Idee ins Rollen zu bringen. Als einen solchen Moment würde Carsten Wille sein Gespräch von 2014 mit einem Supermarkt-Angestellten über die tagtägliche Lebensmittelverschwendung  einstufen. Denn laut einer Studie der Verbraucherzentrale landen pro Jahr 11 Tonnen Lebensmittel im Wert von circa 25 Milliarden Euro im Müll. Schuld daran sind die Hersteller, der Handel, die Landwirtschaft — aber natürlich auch der Verbraucher selbst. Denn der ist es gewohnt, nur makelloses Gemüse und Obst in den Supermarkt-Regalen vorzufinden.

Zweite Chance für krummes Gemüse

Aber was passiert eigentlich mit dem Obst und Gemüse, das auf Grund seiner Form oder Farbe nicht der Norm entspricht und es deswegen gar nicht erst in den Handel schafft? Sehr viel davon bleibt auf den Feldern liegen, wie Carsten Wille bei seinen ersten Recherchen im Anschluss an das Supermarkt-Gespräch   von Bio-Landwirten im Münchner Umland erfahren musste. Oder es wird für die Energiegewinnung in Biogasanlagen zweckentfremdet.

Da Willes Meinung nach aber auch krumme Gurken, Karotten mit zwei Beinen oder zu große Zucchini eine zweite Chance verdient haben, gründete er 2014 zusammen mit seinen Schuldfreunden Christopher Hallhuber und Georg Lindermair das Food-Startup etepetete. Für ihr Startup brachen Wille und Hallhuber ihr BWL-Studium ab und Lindermair beendet seine Karriere als Immobilienkaufmann.

Vision: etepetete größer aufstellen

Und mit ihrer Entscheidung lagen die drei Gründer richtig: Seit 2015 liefert das Münchner Startup seine Bio-Kisten voll mit „krummem“ Gemüse an seine Kunden aus. Mittlerweile konnte sich etepetete  auf dem Bio-Kisten-Markt sogar zum größten Anbieter etablieren, der deutschlandweit ausliefert — im Gegensatz beispielsweise zu den Öko-Kisten-Anbietern, die sehr regional ausgerichtet sind. Wille meint dazu:

„Die meisten Öko-Kisten die es gibt, beschränken sich auf einen kleinen Radius. Wir möchten jedoch eine breite Kundschaft ansprechen und so viele Menschen wie möglich mit gesundem Bio-Obst und Gemüse versorgen, weshalb wir uns entschieden haben, etepetete größer aufzustellen. Das war von Beginn an unsere Vision und wir freuen uns riesig, dass wir nicht nur hier in unserer Münchner Heimat so gut ankommen, sondern wöchentlich unsere Boxen innerhalb ganz Deutschlands ausliefern.“

Und so funktioniert der Service von etepetete: Der Kunde bestellt eine „Retterboxen“ direkt über die Website des Unternehmens und legt dabei auch das Liefer-Intervall fest. Die Boxen kosten ab 20 Euro für rund 5 kg und sind entweder mit Gemüse oder Obst befüllt – oder mit beidem.

etepetete Retterbox

Von München nach ganz Deutschland

Gepackt werden die etepetete-Boxen dann in der Halle am Münchner Großmarkt. etepetete war übrigens das erste Lebensmittel-Startup, das eine eigene Halle am Münchner Großmarkt bezogen hat.

Von dort werden die Boxen mittels CO2-neutralem Versand an die Kunden weiter verschickt. Der Vorteil dieses Systems, das immerhin nicht für alle Teile Deutschlands  regional ist, liegt für Wille auf der Hand:

„Wir umgehen somit sämtliche Mittelmänner, die ein regulärer Supermarkt nicht auslassen kann. Wir kaufen direkt beim Erzeuger, verpacken Obst und Gemüse selbst und verschicken direkt von München nach ganz Deutschland.“

Allerdings sind nach eigener Auskunft weitere Logistikstandorte in Planung, damit in naher Zukunft noch kürzere Transportwege garantiert werden können.

In den Boxen selbst landet ausschließlich Obst und Gemüse von Bio-Höfen, die ihre Ernte dem Münchner Startup verkaufen. etepetete  kauft  laut eigener Aussage den Landwirten ihre   aus der Norm fallenden  Produkte  zum regulären Preis ab.

Welche Obst- und Gemüsesorten wöchentlich verpackt werden, kann der Kunde aktuell noch nicht selbst auswählen — zukünftig soll dies aber unter Berücksichtigung von Saisonalität und Regionalität auch möglich werden.

Und wie läuft das Geschäft?

„Seit unserer Gründung haben wir stetig an Kunden dazugewonnen und sind dabei, neue Boxen-Modelle zu launchen. Genaue Zahlen können wir leider nicht nennen aber wir verschicken monatlich Boxen im fünfstelligen Bereich“,

so Wille. Insgesamt sollen aber schon über 250.000 Boxen an Kunden in ganz Deutschland ausgeliefert worden sein. Die steigende Nachfrage spiegelt sich auch im Team wieder, das sich im vergangenen Jahr von 20 auf rund 40 Mitarbeiter vergrößern konnte.

Dort ansetzen, wo Lebensmittelverschwendung entsteht

Und trotz dieser positiven Entwicklung treibt die Gründer immer noch der Anfangsgedanke an: etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun. Oder besser: noch mehr!

„Wir möchten dort ansetzen, wo Lebensmittelverschwendung entsteht: nämlich auf dem Feld selbst. Gemeinsam mit Partner-Landwirten möchten wir selbst Felder beplanen, denn wir wissen genau, welche Mengen wir für unsere Kunden benötigen. Wir gehen anders vor als der Supermarkt und können genauer planen. Das bedeutet, dass wir es gar nicht erst so weit kommen lassen, Gemüse und Obst vernichten zu müssen.“