Lohnt sich der Besuch einer Fachmesse? – ein Bericht über die dmexco

Wenn sich am Kölner Messebahnhof Deutz jeden Herbst Marketingmanager, Technologie-Dienstleister und Social-Media-Aktivisten gleichermaßen Schulter an Schulter um einen Platz im Shuttle Bus drängeln, dann ist wieder Zeit für die dmexco: Europas größte Fachmesse für die digitale Industrie. Wir waren dieses Jahr auch dabei und wollten für Euch herausfinden, ob sich ein Besuch oder gar ein eigener Messestand für Startups lohnt.

Erst 2009 rief die Koelnmesse unter der Trägerschaft des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. und des Online-Vermarkterkreises (OVK) die digital marketing exposition & conference (dmexco) ins Leben. Was damals noch als relativ überschaubare Messe mit ca. 14.200 Besuchern und 290 Ausstellern in zwei Tagen begann, mauserte sich bis heute zu einem regelrechten Event für mehr als 40.000 Besucher auf vier Hallen verteilt. Man mag den Veranstaltern bei solch einem schnellen Wachstum gerne die ein oder anderen organisatorischen und technischen Probleme verzeihen, betrachtet man doch die namhafte Liste der 500 Redner und fast 900 Aussteller.

Dass der Weg vom frisch gegründeten Unternehmen zum etablierten Wettbewerber oftmals kürzer ist als man vielleicht denken mag, zeigt eindrucksvoll der Stand der OnPage.org GmbH: War OnPage im Jahre 2012 noch ein kleines Münchner Startup für Softwareentwicklung zur Optimierung von Webseiten so ist es im Jahre 2015 schon mit einem 100qm Stand auf der dmexco vertreten.

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Mit ihrem Alter von nur sechs Jahren kann man die dmexco definitiv noch als jung und dynamisch bezeichnen. Und genau diese Frische und Dynamik spiegelt sich auch in den Besuchern der Messe wider. Unter das Who-is-Who der Marketingbranche aus Groß- und mittelständischen Unternehmen mischten sich auch erstaunliche viele Kleinunternehmer und Brancheninteressierte in Jeans und T-Shirt statt Anzug und Krawatte.

Niko Putz und Adrian Oettl von POOM – Putz und Oettl Online Marketing sind schon lange in der Online Marketing Szene unterwegs und jedes Jahr auf der dmexco anzutreffen. Wir haben sie als Besucher der ersten Stunde nach ihrer Meinung zur Entwicklung der Messe befragt. Sie sehen diese etwas kritischer: „Was uns natürlich jedes Jahr als erstes auffällt, sind die stark steigenden Besucherzahlen, sowie die immer größer werdende Anzahl an Ständen. Als Besucher der dmexco muss man sich also bereits im Vorfeld intensiv mit der Messe auseinander setzen.“ Die beiden vermissen vor allem den persönlichen Kontakt über die Visitenkarte hinaus. Dieser sei zwar immer noch möglich, jedoch immer schwieriger ohne Termin zu finden.

Startup_Village1Die Messe ist also sozusagen im Mainstream angekommen und irgendwo dazwischen in Halle 6 positionierte man nun schon das zweite Jahr in Folge die Startup Village. Mit seiner Ansammlung von Rundtischen, dekoriert mit einer Hand voll Stühlen, einem netten Schild inklusive Logo und einer durchaus gemütlichen Speakers Corner wirkt die Startup-Area auf den ersten Blick etwas lieblos in das Gesamtkonzept eingefügt. Bei näherer Betrachtung bemerkt man jedoch schnell, dass dieses organisierte Chaos perfekt für die vertretenen Startups und deren Besucher ist. Für Startup Unternehmen bietet diese Art von präsenter Platzierung auf einer solch erfolgreichen Messe nicht nur Chancen zur Vernetzung sondern auch zur Etablierung.

Village_1Dem stimmt auch Andreas Gölkel zu, Mitbegründer des oberbayrischen Startups pixx.io und selbst Aussteller auf der dmexco. Wir haben ihn an seinem Stand getroffen und nach seiner Meinung zu der Startup Village gefragt: „Hier sind viele tolle andere Unternehmen aufgestellt, die ich teilweise sogar schon kenne. Teilweise hatte ich aber auch einfach noch keine Zeit, die anderen Unternehmen kennen zu lernen, weil ständig neue Kunden zu uns an den Stand kommen.“Vor allem aber den Speakers-Slot bezeichnete er als „genial“. Durch die Möglichkeit sich und sein Unternehmen auf der Bühne präsentieren zu dürfen, konnten im Anschluss direkt mehrere potentielle Kunden an den Tisch des Startups gelockt werden.

Auf die Messe sind Andreas Gölkel und seine Kollegen übrigens über den BVDW aufmerksam geworden. Wie alle anderen anwesenden Startup Unternehmen bewarben sie sich als Mitglied des Verbandes für einen vergünstigten Auftritt. Dadurch umgingen sie nicht nur die teuren Mietpreise auf solch einer Fachmesse, sondern erhielten zusätzlich exklusive Promotion über den Speakers-Slot und als Teil der Startup Village.

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Richard Michel und Andreas Gölkel von pixx.io

Für pixx.io war als Unternehmen, welches Hard- und Softwarelösungen zur professionellen Medienverwaltung entwickelt, die Messe ein voller Erfolg, weil sie auf der dmexco direkt ihre Kundschaft ansprechen und generieren konnten. Jedoch merkt Andreas Gölkel an, dass dies zwar für sie genau die richtige Entscheidung war, nicht jedes technische Startup aber für die dmexco geeignet sei: „Man muss sich genau die Messe aussuchen, auf der auch die Zielgruppe vorhanden ist, die das Produkt einsetzt und entscheidet, ob das Produkt gekauft wird.“ Präsentation alleine reicht also nicht.

Auch wenn viele Fachmessen mittlerweile auf die Startup-Welle aufspringen und ihnen eigene Plattformen innerhalb der Veranstaltung einräumen, muss zuvor genau evaluiert werden, ob die jeweilige Messe auch die gewünschten Anlaufpunkte bietet. Falls ja, dann lohnt sich ein Besuch allemal, solange – und so ist es nun einmal im Marketing – die Zielgruppe stimmt.

Fotos und Bericht: Thomas Eder – Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern