Foto: Raya Diagnostics GmbH

Bits & Pretzels Healthtech 2023 – Christoph Commes im Interview

Am 20. und 21. Juni 2023 findet zum zweiten Mal die Auskopplung der Bits & Pretzels, die Bits & Pretzels Healthtech, statt. Wir haben bei einem der diesjährigen Kuratoren und Co-Gründer von Raya Diagnostics, Christoph Commes, nachgefragt, warum die Healthtech-Branche so durch die Decke geht und was wir von der Konferenz erwarten dürfen.

Munich Startup: Christoph, du bist nicht nur Kurator der Bits & Pretzels Healthtech, sondern selbst auch Mitgründer und Geschäftsführer des Healthtech-Startups Raya Diagnostics. Warum ist die Zukunft der Medizin digital?

Christoph Commes: Digitale Medizin ermöglicht besseren Zugang zur Behandlung, bessere Qualität der Behandlung, bessere präventive Medizin, bessere Nutzung bestehender Ressourcen und Strukturen. Das sind nur ein paar grundlegende Vorteile, diese Liste ließe sich unendlich verlängern. Wichtiges Element einer digitalen Medizin ist auch eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen allen an der Behandlung beteiligten Personen und Institutionen. Dies ist gerade vor dem Hintergrund des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels unentbehrlich. Über allem steht am Ende eine bessere Patientenversorgung – und die erreichen wir nur mit digitaler Medizin.

Munich Startup: Welche Bedeutung hat Digital Health aktuell im deutschen Markt und welches Potenzial steckt noch in der Branche?

Christoph Commes: Die Pandemie hat sicher einen entscheidenden Push bewirkt, was die Einführung von Digitalisierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen betrifft. Viele Trends, die in der Pandemie angestoßen wurden, haben inzwischen eine gewisse Dynamik entwickelt, sind aber dennoch nicht flächendeckend in der Regelversorgung angekommen. In Deutschland stehen wir im internationalen Vergleich leider noch sehr am Anfang bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Tele-Services, Remote Monitoring, Home Based Care und vieles mehr gehören in anderen Ländern schon zur alltäglichen Versorgung. Aber ich bin sicher, dass sich die Gesundheitsversorgung hierzulande durch den Einsatz von digitalen Tools in den kommenden Jahren verändern wird beziehungsweise muss. Das Potenzial ist enorm und genau deshalb ist der Sektor aktuell so attraktiv bei allen Stakeholdern. Das zeigt zum Beispiel die Anzahl der Neugründungen und der VC-Investments in den vergangenen Monaten.

Munich Startup: Wie können sich Startups im Healthtech-Bereich gegen bereits etablierte Player behaupten?

Christoph Commes: Wie in anderen Bereichen auch, sind die hohe Dynamik und Anpassungsfähigkeit gepaart mit der großen Innovationskraft die Hauptvorteile von Startups gegenüber etablierten Anbietern, die häufig nicht die Schlagkraft und das Tempo an den Tag legen können. Hinzu kommt der Ansatz, von Anfang an interne und externe Prozesse zu 100 Prozent digital zu denken. Ein großer Vorteil, wenn es beispielsweise um die Integration der Lösung in bestehende Strukturen und IT-Systeme geht. Wir sehen das auch im eigenen Startup, wo wir uns innerhalb kürzester Zeit technische Vorteile gegenüber etablierten Playern erarbeitet haben.

Das neue Format: Bits & Pretzels Healthtech

Munich Startup: Warum hat sich die Bits – neben dem erfolgreichen Gründerfestival – gerade das Thema Healthtech ausgesucht?

Christoph Commes: Technische Innovation ist für mich der größte Hebel um viele Branchen, insbesondere aber auch das Gesundheitswesen zu optimieren. Diese kommen vor allem von Startups, die neue Denkansätze mitbringen, damit bestehende Strukturen aufbrechen und Branchen verändern können. Diesen Push brauchen wir für unser Gesundheitssystem. Das war im Übrigen auch für mich mit eine Motivation, in diesem Bereich zu gründen. Und was uns allen gefehlt hat, war ein zentraler Treffpunkt für das gesamte Ökosystem zum lebendigen Austausch. Bestehende Veranstaltungen im HealthTech-Bereich sind sehr auf etablierte Player und Strukturen ausgelegt – ein Ankerevent mit dem primären Fokus auf Startups fehlte bisher, genau den liefern wir mit der Bits & Pretzels Healthtech.

Munich Startup: Warum ist München der richtige Standort für die Bits & Pretzels Healthtech?

Christoph Commes: München hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Startup/Tech-Hub in Deutschland entwickelt – speziell auch im Healthcare-Bereich. Wir haben in der Region eine Konzentration von Unikliniken, mit ihren vielen Ausgründungen, von MedTech- und Pharma-Konzernen, die es so nirgendwo im Land gibt. München bietet mit seiner gesamten Infrastruktur die besten Rahmenbedingungen, um im Digital-Health-Bereich zu gründen. Daher ist es nur folgerichtig, diese Stadt zum Ort der Bits&Pretzels Healthcare zu machen.

Munich Startup: Die Bits & Pretzels Healthtech findet 2023 zum zweiten Mal statt. Was macht ihr in diesem Jahr anders als bei der Erstauflage?

Christoph Commes: Wir haben die erste Auflage der Bits & Pretzels Healthtech im vergangenen Jahr innerhalb von wenigen Wochen auf die Beine gestellt. Um es im Digital-Sprech zu sagen: Letztes Jahr war unser MVP und der kam schon richtig gut an im Markt. Jetzt hatten wir deutlich mehr Vorbereitungszeit und sind nun eher in der “V1”. Wir sind dieses Jahr nicht nur von den TeilnehmerInnen, sondern auch von den Themen nochmal deutlich internationaler geworden. Zum Beispiel haben wir die zentralen Akteure aus unterschiedlichen Märkten bei uns, die beantworten werden, wie man am besten den Markteintritt in diese Länder schafft. Außerdem sind deutlich mehr KlinikvertreterInnen mit dabei.

Munich Startup: Welche Trends können BesucherInnen der diesjährigen Messe erwarten?

Christoph Commes: Natürlich sind fachspezifische Themen, wie KI, Datennutzung, neue Versorgungskonzepte oder das digitale Krankenhaus im Fokus. Wir wollen aber auch dazu beitragen, teilnehmende Startups und deren GründerInnen noch besser zu machen. Wir sprechen daher unter anderem darüber, wie man ein Healthtech-Startup skalierbar macht, wie man in weitere Länder expandiert, wie man erfolgreich mit Kliniken arbeitet und vieles mehr.

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