Wie sechs Münchner Startup die Bauwirtschaft digitalisieren

Gebaut wird immer – und das fast immer noch so wie früher. Denn digitale Lösungen haben es bisher kaum auf den Bau geschafft. Doch eine Veränderung steht in den Startlöchern, und einige Münchner Startups stecken mitten darin. In Folge 21 des Munich Startup Podcasts stellen wir euch sechs von ihnen vor. Daneben blicken wir auf das Second Closing der Series-A-Finanzierung von Ryte und den Investor Octopus Group.

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Hoher Umsatz aber wenig Innovation in der Bauwirtschaft

Auch diese Episode beginnt mit Terminhinweisen, anschließend widmen wir uns dann ab Minute 2:25 der Baubranche. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass aufgrund des globalen Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Urbanisierung jährlich weltweit gut 6 Billionen Dollar in die Bauwirtschaft fließen. Das wären 7,5 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts. In Deutschland machten Bauinvestitionen 2019 sogar 10,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Diesem Umsatz steht jedoch ein Mangel an Innovation gegenüber, besonders was digitale Lösungen betrifft. So liegt laut McKinsey der Produktivitätszuwachs der Baubranche in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei jährlich nur rund einem Prozent.

Anhand einer Studie von PwC lässt sich auch der Digitalisierungsgrad der Branche erahnen. Denn die Wirtschaftsprüfer wollten 2019 von Unternehmen der Branche wissen, ob sie Building Information Modeling (BIM) einsetzen. Hinter BIM verbirgt sich ein Digitalisierungs-Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes im Blick hat. Das Ergebnis: Lediglich 18 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“, setzen also BIM bereits ein. Jedes zweite Unternehmen gab dabei an, dass es schwierig sei, passende Lösungen zu finden.

Digitalisierung des Baumanagements

Zumindest in München lassen sich jedoch einige Startups finden, die entsprechende Lösungen für die Bauwirtschaft entwickelt haben. Eines davon ist zum Beispiel Alasco (ab Minute 4:35). Die SaaS-Lösung des 2018 gegründeten Jungunternehmens hilft beim Finanzmanagement komplexer Projekte, indem sie alle Finanzdaten eines Bauprojekts in einer zentralen Übersicht sammelt. So erhalten die ProjektmanagerInnen und AuftraggeberInnen über alle Bauphasen hinweg einen Überblick zu den aktuellen Finanzdaten des Bauprojekts. Mit diesem Ansatz konnte Alasco schon mehrere InvestorInnen überzeugen und erhielt zuletzt im Juni 2020 – also schon während Corona – 7,5 Millionen Euro in einer Series-A- Finanzierungsrunde.

Das Startup Capmo (ab Minute 7:15) wiederum hat eine App für digitales Projektmanagement und Baudokumentation entwickelt. Sie erfasst die Baupläne digital und macht sie auf allen angemeldeten Geräten verfügbar — auch im Offline-Modus. Fotos von der Baustelle werden dabei direkt in der App gespeichert und automatisch im Bauplan verortet. Außerdem können mit der App die Aufgaben unter allen Beteiligten des Bauprojekts verteilt werden, was die Zusammenarbeit erleichtern und die Mängeldokumentation vereinfachen soll. Das ebenfalls 2018 gegründete Startup sammelte Anfang 2020 in einer Series-A-Finanzierung 5 Millionen Euro Kapital ein.

Etwas ähnliches wie Capmo bietet auch Reinvent (ab Minute 9:10) an, allerdings konzentriert sich das Startup auf die Kommunikation aller beteiligten und bezieht auch die KundInnen mit ein. Die Software-Lösung von Reinvent verbindet die Projektbeteiligten auf einer Cloud-Plattform, die neben der Kommunikation auch das Dokumentenmanagement ermöglicht. Dabei werden die für die Beteiligten relevanten Informationen, Aufgaben und Unterlagen gebündelt. Für KäuferInnen und MieterInnen wiederum hält die Software interaktive Exposés, 3D-Wohnungskonfiguratoren, und auch digitale Tools für das Sonderwunsch-Management oder für die Abnahme von Immobilien parat. Das bereits seit 2016 aktive Unternehmen konnte im Sommer unter anderem auch Carsten Maschmeyers Venture-Capital-Fonds Alstin Capital von sich überzeugen, als es in seiner Series-A-Finanzierung einen siebenstelligen Betrag einsammelte.

Lösungen für die Baustelle selbst

Das nicht nur das Management eines Baus, sondern auch die Baustelle selbst digitalisiert werden kann, zeigt das Startup Conxai, das wir Euch ab Minute 11:05 vorstellen. Das Anfang 2020 gegründete Startup nutzt auf der Baustelle vorhandene Sensoren, wie etwa zur Diebstahlprävention installierte Kameras, um seine KI-Plattform mit Daten zu füttern. Dadurch kann die KI die Baustelle in Echtzeit überwachen, um Probleme in Bereichen wie Sicherheit, Qualität oder Logistik zu identifizieren. Die Ziele der Gründer gehen jedoch noch weiter: In Zukunft soll die Lösung mit Hilfe eines digitalen Zwillings der Baustelle und dem Wissen um die Baupläne erkennen können, wenn etwas falsch läuft. So soll vermieden werden, dass beispielsweise eine falsche Wand gesetzt wird. Das würde nicht nur Arbeit sparen, sondern auch Bauzeit und Kosten reduzieren.

Mit Kameras arbeitet auch Abaut (ab Minute 13:30). Das Startup hat ein smartes Kamerasystem entwickelt, das selbstständig bauprozessrelevante Abläufe erkennt. So lassen sich beispielsweise Füllstände von Bauschuttcontainern und der Fertigstellungsgrad einzelner Bauabschnitte kontrollieren. Teil der Lösung ist auch eine Plug and Play-Lösung zum Retrofitting von schweren Maschinen. Dabei werden Maschinen mit einer intelligenten Sensor-Unit und Kameras ausgestattet, welche die Bauprozesse erfasst und analysiert. Das Startup ist bereits seit 2017 aktiv.

Das letzte Startup aus der Bauwirtschaft, das wir in dieser Episode vorstellen, ist Corrux (ab Minute 15:40). Die GründerInnen wollen mit ihrer Analytics-Plattform den Einsatz von schwerem Gerät wie Baumaschinen oder Kränen optimieren. Hierzu verfolgt die Software die Auslastung von zum Beispiel Baggern vor Ort in Echtzeit. Damit digitalisiert die Software zum Beispiel das meist noch per Stift und Zettel erledigte Maschinenmanagement. Und je verbreiteter Corrux genutzt wird, desto einfacher fällt es, die Verfügbarkeit von Maschinen zu managen.

Ryte und Octopus Investments

Im zweiten Teil des Podcasts (ab Minute 18:50) widmen wir uns dem Software-Startup Ryte, das ein Second Closing seiner Series-A-Finanzierung verkündet hat. Nun konnte das Startup dank Bayern Kapital und dem bayerischen Wachstumsfonds insgesamt 8,5 Millionen Euro einsammeln. Im Januar hatten sie bereits 6,5 Mio. Euro von anderen Investoren erhalten. Einer dieser Investoren ist Octopus Investments, das zu der umfangreichen – und finanzstarken – Octopus Group aus Großbritannien gehört. Sie verwaltet mehr als 9,1 Milliarden Pfund an Investments und ist einer der größten Früh- bzw. Risiko- und Wachstumskapitalgeber in Europa. Über zahlreiche Firmen investiert die Gruppe in die verschiedensten Geschäftsbereiche.