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Techniker Krankenkasse: „Wir wollen die GründerInnen unterstützen und ergänzen“

Für beinahe jedes Startups kommt einmal der Tag, an dem es nicht mehr nur aus dem Gründungsteam besteht. Und während das Onbaording der ersten Angestellten für viele ein Grund zum Feiern sein dürfte, ändert sich damit auch vieles. Denn plötzlich ist man nicht mehr nur GründerIn, sondern auch ChefIn. Im Interview erklärt Johannes Kohl von der Techniker Krankenkasse (TK), was das für Folgen hat und wie die TK Startups unter die Arme greifen kann.

Munich Startup: Die Einstellung des/der ersten Angestellten dürfte für die allermeisten GründerInnen ein Meilenstein sein. Aber sie ist eben auch ein bürokratischer Akt. Was genau kommt denn da auf einen zu?

Johannes Kohl, Techniker Krankenkasse: Das ist in der Tat ein recht komplexer Sachverhalt, denn der Arbeitgeber muss prüfen, ob bei der Art der Beschäftigung Sozialversicherungspflicht eintritt oder nicht. Das klingt vielleicht erst einmal banal, kann aber sehr komplex werden, wenn man an Werksstudenten, Praktikanten, Teil- oder Vollzeit-Beschäftigte oder sogar Beschäftigung von Rentnern bzw. Fachkräften aus dem Ausland denkt. Hier könnt Ihr Euch an den Steuerberater wenden, aber dieser wird dafür sicherlich Geld verlangen. Ihr könnt aber auch einfach einen Startup-Spezialisten der TK oder die KollegInnen des Socialpizza-Teams ansprechen. Somit habt Ihr Rechtssicherheit und es verursacht keine Kosten. Als kleinen Tipp kann ich die Software sv.net empfehlen. Die Standardversion kann kostenfrei eingesetzt werden und ermöglicht die vorgeschriebene elektronische und verschlüsselte Meldung zur Sozialversicherung.

Munich Startup: Und welche Rolle spielen Krankenkassen dabei?

Johannes Kohl: Die Krankenkasse spielt eine Schlüsselrolle im Sozialversicherungssystem, denn dorthin werden die gesamten SV-Beiträge abgeführt und die Krankenkasse verteilt diese dann an die einzelnen Träger (RV, AV, PV). Somit kann es sein, dass ein privat versicherter (z.B. Geschäftsführer) trotzdem Beiträge (z.B. RV-Beiträge) an die gesetzliche Krankenversicherung abführen muss.

Wir können aber auch unterstützend tätig werden, wenn es z.B. um die Frage geht, welche Folgen welche Art von Beschäftigung mit sich bringen. Also, ob die Beschäftigung überhaupt SV-Pflicht auslöst oder nicht. Somit melde ich zum einen richtig und führe zum anderen die korrekten Beiträge fristgerecht an die Sozialversicherungspartner ab. Außerdem bin ich so auch gut gerüstet, wenn mir mal eine Sozialversicherungsprüfung ins Haus steht und die kommt früher oder später zu jedem.

„Wir können die Startups dort abholen, wo sie sich gerade befinden“

Munich Startup: Ist das für Euch der erste Kontaktpunkt mit einem Startup?

Johannes Kohl: Oftmals. Der Kontakt kann aber auch schon früher sein, z.B. vor oder während der Gründung, denn das bedeutet in der Regel Änderungen des SV-Status bei den GründerInnen selbst. Bei Selbstständigen stellt sich vielleicht auch die Frage, ob die private oder die gesetzliche KV die bessere Wahl ist. Die Antwort auf diese Frage will gut überlegt sein, denn die Entscheidung hierbei kann irreversibel sein. Hier gibt es auch keine „richtige“ oder „falsche“ Lösung, sondern nur eine, die für die betreffende Person und deren Lebensplanung passt oder nicht passt. Das hängt aber von der jeweiligen Situation ab und sollte daher stets individuell geprüft werden.

Das Schöne ist, wir können die Startups dort abholen, wo sie sich gerade befinden. Manche kommen mit Fragen der Gesunderhaltung ihrer Beschäftigten auf uns zu, andere wenn sie Fachkräfte aus dem Ausland einstellen wollen, wieder andere, wenn sie Themen beim Onboarding neuer Beschäftigter haben oder, weil sie Kosten sparen wollen. Und das Schöne ist, allen können wir helfen und ihnen das Leben vereinfachen.

Munich Startup: Welche Fragen stellen Euch GründerInnen denn am häufigsten?

Johannes Kohl: Das kommt ein bisschen darauf an, in welchem Stadium sich das Startup befindet. Über alle Kontakte hinweg sind das die aktuellen Top-Themen der Socialpizza-KollegInnen:

  • Gründung GmbH – Statusfeststellungsverfahren
  • Remote Arbeiten – Workation
  • Gründung aus dem Studium heraus
  • Umlageversicherung

Startups denken früh an Themen wie betriebliche Gesundheitsförderung

Munich Startup: Arbeitet es sich mit Startups eigentlich anders als mit anderen Unternehmen?

Johannes Kohl Absolut. Das ist nicht immer einfacher, aber es macht auf jeden Fall jede Menge Spaß, denn die Hierarchien sind meistens flacher und die Entscheidungswege kürzer. Auch kommt es mir so vor, dass Themen wie betriebliche Gesundheitsförderung früher von oben mitgedacht werden als bei sogenannten etablierten Unternehmen. Davon profitieren am Ende alle. Die ersten Startups und Startup-Hubs wie das Werk1 nutzen z.B. unser Work Life Portal, eine App, die das Teamergebnis stärkt und individuell auf die Ziele und Wünsche der NutzerInnen eingeht – und ja, auch mehrsprachig verfügbar ist.

Munich Startup: In welcher Phase gehen Startups idealerweise auf Euch zu?

Johannes Kohl: In der Phase, in der sie Unterstützung von uns brauchen. Wir wollen die GründerInnen unterstützen und ergänzen. Das Schöne ist, dass wir auf der einen Seite zwar beim Erstkontakt nie genau wissen, wo unser Gegenüber gerade steht, auf der anderen Seite das aber auch irrelevant ist, denn über unser Socialpizza-Team und die Startup-BeraterInnen vor Ort holen wir alle genau dort ab wo sie gerade stehen: Egal ob in der Ideen-Phase, beim Gründen, in der Aufbau- oder Wachstumsphase oder wenn es um das Thema betriebliche Gesundheitsförderung geht. Somit sparen die GründerInnen viel Zeit und Nerven und auch Geld – also, kommt gerne auf uns zu.

„Wartet nicht bis ‚der Laden brennt‘“

Munich Startup: Der beste Rat, den Ihr einem Startup geben könnt?

Johannes Kohl:  Wartet nicht bis „der Laden brennt“, sprecht uns frühzeitig an. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die GründerInnen wissen, in welchen Bereichen sie Unterstützung von uns erwarten können. Dann können sie uns zielgerichtet dort in Anspruch nehmen, wo sie uns brauchen. Das Unternehmen darf seinen Beschäftigten zwar nicht vorschreiben, welche Krankenversicherung diese zu wählen haben, aber ihren Gesundheitspartner darf es sich sehr wohl selbst aussuchen und das sind wir gerne.  Diese Gesundheitspartnerschaft passt sich stets individuell an die Bedürfnisse des Unternehmens / Startups an. Wie genau das funktioniert, zeigen wir auch gerne auf.

Munich Startup: Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen? 

Johannes Kohl: Entweder auf die KollegInnen vom Socialpizza-Team oder auf Vanessa und mich. Die KollegInnen von Socialpizza sind deutschlandweit Anlaufstelle, egal in welcher Phase sich das Startup befindet.

Vanessa und ich kommen meist dann ins Spiel, wenn vor Ort Unterstützung gewünscht wird. Wir helfen bei Themen der betrieblichen Gesundheitsförderung, aber auch, wenn ein Startup-Hub, Ausgründungszentrum an einer Hochschule oder ein Accelerator in Bayern auf unsere vielfältigen Angebote zugreifen möchte. Besonders dann sind wir Anlaufstelle, wenn ein Startup beginnt, Beschäftigte aus dem In- oder Ausland einzustellen. Denn wir kümmern uns nicht nur um eine schnelle Erstellung der Mitgliedschaft, sondern unterstützen auch beim Onboarding und vor allem auch beim „richtigen“ Abmelden. Wir sind also nicht nur am Anfang da. Testet uns einfach aus – Ihr werdet begeistert sein.