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KfW Gründungsmonitor 2023: Rückgang der Gründungen in Deutschland

Die Zahl der Gründungen in Deutschland ist im Jahr 2022 deutlich um 57.000 (-9 Prozent) auf 550.000 zurückgegangen, wie der neue KfW-Gründungsmonitor von KfW Research zeigt. Insgesamt sinkt die Gründungsaktivität mit 108 Gründungen je 10.000 Menschen im Alter von 18–64 Jahren damit wieder auf die Nähe ihres historischen Tiefstands vom ersten Coronajahr 2020 (104), nachdem sie sich 2021 kurzzeitig erholt hatte (119).

Der KfW-Gründungsmonitor wird als jährliche, repräsentative Befragung zum Gründungs­geschehen in Deutschland erhoben. Die aktuelle Ausgabe verzeichnet einen Rückgang der Gründungen in Deutschland im Jahr 2022. Zu dieser Entwicklung habe im Vergleich zum Vorjahr ein verringerter konjunktureller Impuls sowie der gut laufende, von Fachkräftemangel geprägte Arbeitsmarkt beigetragen.

Positive Entwicklungen gibt es 2022 hinsichtlich der Motivation für die berufliche Selbstständigkeit: Die Zahl der Gründerinnen und Gründer, die in der Selbständigkeit für sich die beste Erwerbsalternative sehen, hat sich fast verdoppelt auf 95.000 (+86 Prozent). Dass diese so genannten Wunschgründungen trotz der guten Lage am Arbeitsmarkt so deutlich zulegen, könnte auch mit einem in der Coronapandemie gestiegenen Interesse an beruflicher Neuorientierung vieler Menschen zusammenhängen. Der Anteil von Gründungen aus der Arbeitnehmerschaft heraus hat 2022 nochmals zugelegt und ist mit 73 Prozent so hoch wie nie. Arbeitslosigkeit vor der Gründung wird immer seltener (6 Prozent).

Anteil von Female Entrepreneurship rückläufig

Die Zahl der Gründungen von Frauen ist nach Anstiegen in den beiden Vorjahren wieder gefallen und liegt 2022 bei 205.000 (-20 Prozent). Die Zahl der Gründer hat sich kaum verändert (345.000; -1 Prozent). Gründerinnen kommen damit 2022 auf einen Anteil von 37 Prozent an allen Gründungen, das liegt leicht unter dem langjährigen Durchschnittswert. Es zeigt sich, dass Anstiege des Gründerinnenanteils bisher nur kurzfristige Schwankungen um den langjährigen Durchschnittswert waren. Die nachhaltige Erhöhung des Gründerinnenanteils ist dagegen eine Herausforderung, die einen langen Atem braucht und früh ansetzen muss: Etwa beim Aufbrechen von Geschlechterklischees oder bei der frühzeitigen Vermittlung unternehmerischen Wissens.

Ein weiteres Ergebnis des KfW-Gründungsmonitors: Die Gründungstätigkeit wurde 2022 zum Großteil durch die Gründerinnen und Gründer eigenfinanziert. Bei zwei Drittel (65 Prozent) aller Existenzgründungen wurde ausschließlich Kapital der Gründerpersonen eingesetzt. Externes Kapital wurde von 18 Prozent der Gründer mobilisiert.

Für die Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen lässt sich mit dem KfW-Gründungsmonitor ableiten, dass rund 30 Prozent der Gründerinnen und Gründer binnen drei Geschäftsjahren ihre Existenzgründung wieder beenden. Nach fünf Jahren sind noch knapp 60 Prozent aktiv. Die Abbruchgründe können vielfältig sein. Der weitaus größte Teil der Gründerinnen und Gründer (32 Prozent) bricht in den ersten fünf Jahren aus persönlichen Gründen ab, ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zwang – also etwa wegen familiärer Belastung, Stress, Krankheit, Unzufriedenheit mit dem erzielten Einkommen. Wegen Unwirtschaftlichkeit scheiden binnen fünf Jahren 24 Prozent der Gründungen aus.

Fokussierung auf angestellte Beschäftigung beginnt früh – Umdenken ist notwendig

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, fasst die zentralen Ergebnisse des KfW-Gründungsmonitors zusammen:

„Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Corona-Blues sinkt die Gründungstätigkeit in Deutschland. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts beeinflusst hierzulande traditionell stark die Gründungstätigkeit. Denn die Fokussierung auf die angestellte Beschäftigung in Deutschland ist groß. Es sieht so aus, als ob der Corona-Blues den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung und damit zur Gründung bestärkt hat, ob das so bleibt, muss sich noch zeigen. Jedenfalls beginnt die Fokussierung auf eine angestellte Beschäftigung schon früh, etwa bei der Berufsberatung von Schülerinnen und Schülern. Hier braucht es dringend ein Umdenken – trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Fachkräftemangels“.

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