Zusammen mit der Technischen Universität München hat Speedinvest die Sichtweisen von 437 EinzelinvestorInnen in ganz Europa abgefragt. Die Ergebnisse zeigen, wie WagniskapitalgeberInnen bei Startup-Investitionen vorgehen.
Wenn es um die Entscheidung geht, ob investiert werde oder nicht, ist das Managementteam des Startups der entscheidende Faktor. Das geben 49 Prozent der befragten InvestorInnen an. 42 Prozent der InvestorInnen entscheiden laut der Studie bei ihrem ersten Treffen mit einem Managementteam aus dem Bauch heraus, ob sie investieren.
Kennzahlen weniger entscheidend
Wenn es um die Finanzen geht, sind schnöde Zahlen offensichtlich nicht alles. Immerhin 13 Prozent der befragten WagniskapitalgeberInnen gaben an, dass sie bei ihren Investitionsentscheidungen Finanzkennzahlen überhaupt nicht analysieren. Wenn sie sich mit Zahlen befassen, bestimmen drei Faktoren die Unternehmensbewertung: das Verhältnis der Bewertung zum Umsatz oder Gewinn (75 Prozent), das Verhältnis des Unternehmensgewinns zum investierten Kapital (49 Prozent) und der erwartete Renditebetrag (32 Prozent).
InvestorInnen setzen auf ihr Netzwerk
Außerdem zeigt die Speedinvest-Studie, dass die Branche nach wie vor vom Networking dominiert wird. Nach Angaben der InvestorInnen sind die wichtigsten Quellen, um sich über Startup-Deals zu informieren, proaktiv selbst generierte Mittel (29 Prozent), Empfehlungen aus ihrem professionellen Netzwerk (28 Prozent) sowie Vorstellungen durch andere Wagniskapital-Firmen oder Business Angels (21 Prozent).
Europäisches vs amerikanisches Ökosystem
Speedinvest analysierte darüber hinaus auch die Sicht der InvestorInnen auf das Ökosystem in Europa im Vergleich zum US-amerikanischen Pendant. 70 Prozent der befragten InvestorInnen führten dabei an, dass die größte Stärke Europas in seinem Bildungssystem und seinen akademischen Einrichtungen liegt. Talent (65 Prozent) und technisches Know-how (61 Prozent) werden ebenfalls als europäische Vorzüge genannt.
Mit 87 Prozent sieht die Mehrheit der RisikokapitalgeberInnen Europa aber auch als stark fragmentiertes Ökosystem, das sich stark auf regionale Zentren stützt. Das erschwere das Manövrieren von Investitionen. Das Gros der InvestorInnen nennt kulturelle Unterschiede (70 Prozent), den Reifegrad der lokalen Ökosysteme (68 Prozent) und das regulatorische Umfeld (65 Prozent) als Hauptgründe für diese Fragmentierung und als aktuelle Herausforderung.
Trotzdem scheint die Komplexität der europäischen Märkte für internationale InvestorInnen kein Hindernis darzustellen. Ganze 76 Prozent der VCs berichten, dass ein Zustrom von US-InvestorInnen nach Europa zu verzeichnen sei. Andreas Schwarzenbrunner, der das Forschungsprojekt bei Speedinvest leitete, sagt dazu:
„Trotz des noch relativ jungen Ökosystems bietet Europa ein enormes Potenzial. Der Kontinent lockt mit neuen Investitionsmöglichkeiten, leidenschaftlichen Gründern und Zugang zu talentierten Fachkräften von renommierten technischen Universitäten. Die Nähe zu kostengünstigen Ingenieuren ist ebenfalls ein großer Vorteil. Europa verspricht Marktführerschaft, hohe Lebensqualität und attraktive Investitionsmöglichkeiten für US-amerikanische und internationale Investoren.“