Die Geschäftsführer und Gründer von Kontentwerk, Florian Biró (links) und Salvatore Bruno (rechts)
Foto: Kontentwerk

Kontentwerk: Content is King

Neben dem Handel und Vertrieb von Filmlizenzen hat sich Kontentwerk dem Aufbau eines digitalen Kulturzentrums im Metaverse verschrieben. Was es damit auf sich hat und auf welche Herausforderungen sie bei der Gründung gestoßen sind, erzählt uns einer der Gründer im Interview.

Munich Startup: Was macht Kontentwerk? Welches Problem löst Ihr?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Wir arbeiten derzeit an verschiedenen Projekten. Unser eigentliches Geschäftsmodell ist der Handel und Vertrieb von Filmlizenzen für TV und Video on Demand-Plattformen. Gleichzeitig sind wir in ein höchst innovatives, von der EU gefördertes Projekt mit dem Namen CWXP („Creative Web3 Experience Europe“) eingebunden. Hier entwickeln wir ein digitales Kulturzentrum in einem dafür eigens geschaffenen Metaverse.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Die Idee vom Filmlizenzhandel in Deutschland ist tatsächlich nicht neu. Umso spannender ist es für uns, unsere Erfahrung in ein vollkommen neues Gebiet zu übertragen und die Zukunft unserer Branche mitgestalten zu können. Die Idee von CWXP ist, neue Geschäftsmodelle und Monetarisierungs-Möglichkeiten auszuprobieren. Kunstschaffende und Rechteinhaber sollen hier eng in die Entwicklung miteingebunden werden, um mehr Transparenz und faire Einnahmenverteilung zu erreichen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Wir haben schon vor Jahren auf unterschiedlichen Seiten der Branche zusammengearbeitet und stellten schnell fest, dass wir professionell gut harmonierten. Unsere Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Ziel: die bestmögliche Arbeit abzuliefern.

Als wir schließlich beim TV-Sender Tele 5 direkte Kollegen wurden, wuchs die Idee einer eigenen Firma. Wir sahen das Potenzial, unsere Fähigkeiten und Erfahrungen zu bündeln und etwas Eigenes aufzubauen. Es war ein Gedanke, der uns nicht mehr losließ und mit jedem Tag konkreter wurde. Der Tag der Gründung von Kontentwerk war ein Meilenstein in unserem Leben.

Finanzierung von Kontentwerk ohne Fremdkapital

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Zunächst mal ist die Entscheidung, sich aus der Sicherheit einer Festanstellung zu lösen, eine riesige Hürde. Wir hatten und haben kein Fremdkapital und mussten uns von Beginn an selbst finanzieren. Gleichzeitig ist es nach vielen Jahren in mittleren und großen Unternehmen eine Herausforderung, sich selbst zu organisieren, wenn man feste, vorgegebene Strukturen gewohnt ist. Wir ertappen uns immer noch dabei, uns an klassische Arbeitszeiten und Stundenzahlen zu halten, obwohl es weder wirklich Sinn für uns macht noch irgendjemand danach fragt. Eine weitere, überraschend schwierige Hürde war die Namensfindung. Als das Baby erst mal einen Namen hatte – was viele Wochen gedauert hat – fielen plötzlich weitere Schritte und Entscheidungen wesentlich leichter.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Grundsätzlich lassen wir Dinge gern auf uns zukommen. Unsere Branche verändert sich zurzeit rasant und man ist gut beraten, kein zu eingefahrenes Geschäftsmodell zu fahren. Wir wollen offen bleiben für sinnvolle Partnerschaften oder Gelegenheiten, die sich möglicherweise zufällig ergeben. Abgesehen davon ist unser mittelfristiger Plan, einen eigenen Filmrechtebestand aufzubauen, der eine nachhaltige Einnahmequellen darstellt.

Hohe bürokratische Hürden

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Ehrlich gesagt etwas durchwachsen. Es gibt zwar grundsätzlich einige gute Programme und Initiativen, die Firmengründern und Startups helfen und unterstützen. Die bürokratischen Hürden einer Firmengründung sind in Deutschland allerdings enorm. Andere Gründer, die wir in Seminaren kennengelernt haben, berichten von den gleichen Problemen. Wenn man seinen Weg in die Startup-Szene erst mal gefunden hat, bieten sich aber tolle Möglichkeiten.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Salvatore Bruno, Kontentwerk: Sowohl als auch! Gerade am Anfang will und muss man viele Dinge selber machen, um das Bankkonto zu schonen. Es ist spannend und macht Spaß, neue Dinge zu lernen und seine Kenntnisse zu erweitern – daraus resultiert auch eine gewisse Selbstsicherheit, kleine und große Probleme des Geschäftsalltags lösen zu können.

Wir sind jedoch schnell an den Punkt gekommen, an dem die Realität uns unsere Grenzen – zeitlich und handwerklich – aufgezeigt hat. Wir haben uns dann schnell dazu entscheiden, hier bewusste Entscheidungen zu treffen und zu priorisieren. Welche neuen Fähigkeiten werden uns langfristig zugutekommen, und was sind schlichtweg Zeitfresser? Beispielweise war früh klar, dass wir die Entwicklung des Corporate Designs einem Profi überlassen müssen, auch wenn wir „nur“ ein klares schlichtes Design wollten und selbst gut mit Grafikprogrammen umgehen können. Über diese Entscheidung freuen wir uns täglich.