Foto: Sable Flow / Unsplash

Gender Investment Gap: Gründerinnen erhalten weniger Geld als Männer

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Kapitalfluss machen offenbar auch vor der deutschen Startup-Szene keinen Halt. Fünf Prozent aller Jungunternehmen, die 2023 Risikokapital erhielten, hatten rein weibliche Gründungsteams – erhielten aber nur zwei Prozent der Mittel. Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY mit dem Fokus auf Gründerinnen.

Ausschließlich von Frauen gegründete Startups erhielten 2023 nur einen Bruchteil der Summe, die an Jungunternehmen mit rein männlichen Gründungsteams floss. 102 Millionen Euro gingen an Startups von Gründerinnen, das sind zwei Prozent des insgesamt investierten Risikokapitals. Umgekehrt erhielten Startups, die nur Männer im Gründungsteam haben, 87 Prozent des Kapitals, nämlich 4,9 Milliarden Euro. Weitere 608 Millionen Euro gingen an Startups mit gemischtgeschlechtlichen Gründungsteam. Zu diesen Ergebnissen kommt das Startup-Barometer Gründerinnen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

Auch beim Blick auf die Größe der Finanzierungsrunden fällt eine Gender Gap auf. Insgesamt zählten die Gründungsteams der Startups, die 2023 in Deutschland mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, 1.950 Personen – 237 davon waren Frauen. Damit lag der Frauenanteil bei allen Startups, die im vergangenen Jahr neues Kapital erhielten, bei 12,2 Prozent. Bei den Unternehmen, die Investments von mindestens 50 Millionen Euro kassierten, betrug der Anteil der Gründerinnen hingegen nur 1,8 Prozent. Je größer die Finanzierungsrunde, desto kleiner ist demnach der Frauenanteil.

Die Gender Investment Gap bei der Startup-Finanzierung hat wohl vielfältige Ursachen. Eine bedeutende Rolle spielt sicherlich der unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im Jahr 2023 deutlich unterdurchschnittlich. Während der Frauenanteil bei Software & Analytics noch bei zehn Prozent liegt, sind es im Bereich Energy gerade einmal zwei Prozent. In den Sektoren Mobility sowie Media & Entertainment und Fintech beträgt er jeweils sechs Prozent.

Gründerinnen vor allem in Gesundheitsbranche aktiv

Am stärksten vertreten sind Gründerinnen dagegen in der Gesundheitsbranche, hier ist fast jedes vierte Gründungsmitglied (24 Prozent) weiblich. Auch in den Bereichen Recruitment (20 Prozent), Adtech (18 Prozent) und E-Commerce (17 Prozent) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch.

EY-Partner Thomas Prüver erläutert:

„Generell erhalten Startups, die auf dem Knowhow aus dem MINT-Bereich basieren, deutlich mehr Kapital als andere Jungunternehmen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Technologie-Startups, die aktuell überdurchschnittlich viel Kapital einsammeln. Und gerade hier sind Frauen in den Gründungsteams deutlich unterrepräsentiert.“

Die komplette Studie zum Herunterladen gibt es auf der Website von EY.