VC-Studie fordert: Teufelskreise durchbrechen

In Deutschland gibt es laut der aktuellen Studie „Treibstoff Venture Capital: Wie wir Innovation und Wachstum befeuern“ zu wenig Venture Capital (VC), insbesondere in der Wachstumsphase neu gegründeter Unternehmen. Damit fehlt notwendiges Kapital, um aus innovativen Geschäftsmodellen erfolgreiche Unternehmen zu etablieren. Die Studie wurde gemeinsam von Roland Berger, der Internet Economy Foundation (IE.F) und dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK) herausgegeben.

Wie können Investitionshemmnisse für Wagniskapital überwunden werden?  — Eine wichtige Frage, auf die die aktuelle Studie „Treibstoff Venture Capital: Wie wir Innovation und Wachstum befeuern“  hinweist.  Wichtig, denn angesichts des internationalen Wettbewerbs der Technologiestandorte schwächt dieser Mangel an VC die Innovationskraft der europäischen Wirtschaft und behindert zukunftsfähiges Wachstum.

„Es sind mehrere Teufelskreise, die wir durchbrechen müssen, um eine Abwärtsspirale aus mangelndem Kapital und Abwanderungstendenzen der Startups ins außereuropäische Ausland aufzuhalten“,

sagt BVK-Vorstandssprecherin Regina Hodits.

„Entscheidend sind Lösungen die darauf abzielen, mehr Kapital institutioneller Anleger für Venture Capital zu mobilisieren.“

Sie ist sich sicher, dass die Investitionsbereitschaft außerbörslicher Geldgeber eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung und dem Wachstum globaler Champions spielt.

„Es ist kein Zufall, dass die fünf wertvollsten Unternehmen ihren Sitz in den USA haben: Dort gibt es eine lange Tradition der Finanzierung junger Unternehmen mithilfe von Venture Capital“,

so Hodits weiter.

Mangelndes Wagniskapital schwächt Wachstum innovativer Branchen

Zwar haben sich auch in Europa die Venture-Capital-Investitionen in den vergangenen fünf Jahren auf knapp 16 Milliarden Euro mehr als verdreifacht, doch besteht nach wie vor ein deutlicher Rückstand im Vergleich zu den USA. Dort wurde im vergangenen Jahr Risikokapital in Höhe von fast 64 Milliarden Euro investiert.

„Auch Asien holt hier mit rasanter Geschwindigkeit auf“,

sagt Friedbert Pflüger, Vorsitzender der IE.F.

„Länder wie China investieren immense staatliche Mittel in Tech-Ökosysteme und haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Finanzierungslücke zu den USA zu schließen. In der Folge hat China eine globale Führungsrolle in zentralen Zukunftssektoren wie der Künstlichen Intelligenz eingenommen.“

In Deutschland ist die Finanzierungslücke besonders in der sogenannten Later Stage bedenklich, weil Startups gerade in diesem Stadium auf Kapital für Wachstum und ihre Etablierung auf dem Markt angewiesen sind.

„In den USA fallen mit 34 Milliarden Euro mehr als die Hälfte der VC-Investitionen in diese wichtige Phase“,

erklärt Regina Hodits.

„In Deutschland sind es dagegen weniger als ein Drittel des insgesamt ohnehin schon geringen Venture Capitals.“

Teufelskreise gilt es zu durchbrechen

Die Studie identifiziert zwei Teufelskreise, die sich gegenseitig verstärken, und die die Ursache für den Kapitalmangel bilden. Der erste ist der „Teufelskreis der mangelnden Kapitalbildung“: Einerseits existieren zu wenig große Venture-Capital-Fonds, die als Anlagemöglichkeit für institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen in Betracht kommen. Andererseits können ohne das Kapital eben dieser Investorengruppe kaum großvolumige VC-Fonds entstehen.

Der zweite Teufelskreis betrifft die Unternehmen und ihre fehlende Skalierung. Da zu wenig Venture Capital in Umlauf ist, sind Startups unterkapitalisiert, um weiter zu wachsen. So bleiben sie im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern zurück. Dadurch fehlen Leuchtturm-Unternehmen, die dazu führen, dass weiteres Kapital in vielversprechende Startups fließt.

Als Lösung, diese Teufelskreise zu durchbrechen, schlägt die Studie unter anderem mischfinanzierte Fördermodelle vor und plädiert für bessere rechtliche Rahmenbedingungen, um so bürokratische Hindernisse zu beseitigen und neue Anreize für Wagniskapital-Investitionen zu schaffen.

Mobilisierung von Wagniskapital entscheidend für die Zukunft

„Eine vitale Wagniskapital-Landschaft ist ein Schlüsselfaktor im internationalen Wettbewerb der Technologiestandorte“,

erklärt Klaus Fuest, Chefanalyst von Roland Berger.

„Ob Deutschland auch in Zukunft im Wettstreit um den besten Wirtschaftsstandort bestehen wird, hängt entscheidend davon ab, ob wir bei der Mobilisierung von Wagniskapital mit den USA und Asien mithalten können.“

Regina Bruckschlögl

Nach eigenen Startup-Erfahrungen blickt sie als Redakteurin von Munich Startup nun aus einer anderen Perspektive auf die Münchner Startup-Szene – und entdeckt dabei jeden Tag, wie vielfältig das Münchner Ökosystem ist. Startup Stories, die erzählt werden wollen!

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