© Michael Nagy / Presseamt München

So helfen Münchner Startups Notleidenden in und aus der Ukraine

Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft weite Teile Europas erfasst. Auch Münchner Startups und GründerInnen engagieren sich, wo sie können.

Transport, Unterkünfte, Sach- und Geldspenden oder persönlicher Einsatz – die Zivilgesellschaft hat in den letzten Tagen und Wochen viele Wege gefunden, die Menschen in der Ukraine und auf der Flucht vor dem Krieg zu unterstützen. Und auch die Münchner Startup-Szene beteiligt sich rege an den Hilfen oder stellt eigene Angebote auf die Beine. Ihre Aktionen sind so unterschiedlich wie die Branchen, in denen sie tätig sind, doch eines haben dabei alle im Blick: Schnell und unbürokratisch zu helfen.

Alle wichtigen Informationen für Geflüchtete aus der Ukraine in München hat die Landeshauptstadt München auf ihrer Webseite gesammelt.

Flixbus holt Flüchtende und liefert Hilfsgüter in die Ukraine

Das Busunternehmen Flixbus hat schnell auf den Kriegsausbruch reagiert und bietet seitdem zusätzliche Verbindungen und Freitickets ab der polnisch-ukrainischen sowie rumänisch-ukrainischen Grenze an. Die Freifahrten wurden zunächst durch eine Mitarbeiterinitiative gesammelt und von der Geschäftsführung verdoppelt. Aber auch Privatleute, Unternehmen, Hilfsorganisationen sowie die Botschaften verschiedener Länder unterstützen Flixbus bei den Transporten. Eine Anleitung, wie die Geflüchteten an die Freitickets kommen, findet sich hier. Außerdem führt das Startup von den Behörden beauftragte Fahrten durch, um noch mehr Geflüchteten die Weiterreise zu ermöglichen. Laut eigenen Angaben hat Flixbus so schon mehr als 20.000 Geflüchtete an Ziele in ganz Europa gebracht.

Auf den Fahrten zurück in die Grenzgebiete nehmen die Busse zudem Hilfsgüter mit, um die dort Wartenden zu versorgen. Die Verbindungen innerhalb der Ukraine versucht Flixbus – sofern es die Situation zulässt – aufrecht zu erhalten. Zuletzt schloss sich das Startup noch der Plattform uatalents.com an, einer von in Berlin ansässigen ukrainischen Unternehmern ins Leben gerufenen Jobplattform. Sie soll Vertriebenen aus und innerhalb der Ukraine bei der Arbeitssuche unterstützen.

Neben UA Talents gibt es übrigens noch viele weitere Plattformen für die Jobvermittlung geflüchteter UkrainerInnen, etwa: jobaidukraine.com, jobsforukraine.net, jobs4ukraine.eu, remoteukraine.org und helpukrainians.jooble.org. Auch Startups können dort ihre offenen Stellen anbieten.

Yfood liefert Nahrung, EMH Partners sammelt Verbandskästen

„Was tun in solch einer ungewissen Zeit? Keine leichte Frage, aber für uns war und ist wichtig, überhaupt mal anfangen zu machen. Aktiv mit den Mitteln, die wir glücklicherweise haben. Denn das ist, was jetzt zählt. Für uns bedeutet das, Mahlzeiten zu spenden und sie mit Partnerorganisationen an die ukrainische Grenze zu schaffen. Und so hoffentlich Tausenden in Not zumindest ein bisschen zu helfen“,

so Noel Bollmann, Gründer und CEO von Yfood, via Linkedin. Seitdem schickt das Startup seine Trinkmahlzeiten als Sachspenden in die Ukraine. Außerdem versorgt Yfood Helfer und Fahrer anderer Organisationen mit seinen Produkten.

Neben Nahrungsmitteln sind vor allem auch Medizinprodukte und Verbandsmaterial von großer Wichtigkeit. Entsprechend hat der Münchner VC EMH Partners sein Büro als Sammelstelle für Verbandskästen aus dem Auto oder Erste-Hilfe-Kästen aus dem Büro zur Verfügung gestellt. Organisiert von Dominik Schwarz, Partner bei EMH Partners, ist auch bereits die erste Lieferung in der Region Saporischschja angekommen.

Münchner 3D-Druck-Startups hingegen beteiligen sich an einer anderen Hilfsaktion: Initiiert von Stefan Larsson, Gründer des schwedischen 3D-Druck-Unternehmens Lostboyslab, fertigen sie Teile für Tourniquets (Aderpressen), die für die akute Behandlung von (Schuss-)Wunden notwendig sind. Larsson sammelt diese in Dänemark, um einmal wöchentlich eine Lieferung in die Ukraine zu senden. In der deutschen Community hat der Malping-Gründer Bastian Gaedike die Koordination übernommen.

UnternehmerTUM und MGH organisieren Sachspenden für die Ukraine

Sachspenden aller Art sammelt zudem UnternehmerTUM im Munich Urban Colab. Die Waren können direkt vor Ort abgegeben oder sogar per Bestelldienst geliefert werden. Anschließend sortieren Freiwillige die Spenden, bevor sie sie mit Minibussen in ukrainische Städte bringen. Dank Kontakt zu Hilfsorganisationen vor Ort wissen die Helfer, welche Waren besonders benötigt werden. Auf dem Rückweg nehmen die Busse zudem Geflüchtete von der polnisch-ukrainischen Grenze mit nach München, wo ihnen weiter geholfen wird.

Und auch die MGH, zu der Munich Startup gehört, unterstützt die Hilfsbemühungen: Sie stellt der Hilfsorganisation Help Ukraine – Deutschland Lagerflächen im Gewerbehof Nord zur Verfügung. Dort kann sie Sachspenden aus der Bevölkerung sammeln und für den Transport in die Ukraine und in der EU vorbereiten. Zudem unterstützen die Mitarbeiter der MGH den Verein auch direkt mit Sachspenden.

Wirelane macht aus dem Büro eine Notunterkunft

Der Anbieter von Ladeinfrastruktur Wirelane hat einen weiteren Weg gefunden, die Flüchtenden zu unterstützen. Denn da das Büro des Startups aufgrund der Corona-Maßnahmen – aktuell arbeiten die meisten Angestellten von zu Hause aus – kaum genutzt wird, kann Wirelane es als Notunterkunft zur Verfügung stellen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben Eishockeyspielerinnen aus Charkiw mit ihren Kindern, Müttern und Großmüttern das Angebot angenommen. Darüber hinaus versorgt Wirelane seine Gäste mit Essen, Getränken und Spielzeug für die Kinder und ein benachbartes Yoga-Studio stellt seine vier Duschen zur Verfügung, berichtet die SZ.

Wer es Wirelane gleichtun will und Büro- oder Privaträume Geflüchteten als Unterkunft zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter anderem bei den Initiativen host4ukraine.com, unterkunft-ukraine.de und muenchner-freiwillige.de/ukraine melden. Zahlreiche Akteure aus der Münchner Startup-Szene haben dies bereits getan und nutzen nun ihre Netzwerke, um ihre Schützlinge weiter zu unterstützen.

HRForecast und Uni-Netzwerke sammeln Spenden

Das HR-Tech-Startup HRForecast wiederum hat sich des Themas Geldspenden angenommen. Da das Unternehmen selbst gut 35 UkrainerInnen mit Sitz in Kiew und anderen ukrainischen Städten beschäftigt, spenden die KollegInnen am Münchner Standort für sie und deren Familienmitglieder. Hierzu hat HRForecast nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen in Deutschland ein Spendenkonto eingerichtet. Dadurch können sich auch Außenstehende an der direkten Hilfe für diese Menschen beteiligen. Neben finanziellen Leistungen werden aber auch andere Möglichkeiten zur Unterstützung auf der Seite des Startups gelistet.

Eine weitere Spendenaktion haben zahlreiche Akteure des Münchner Startup-Ökosystems gemeinsam gestartet. Unter dem Namen Intiatives for Humanity sammeln unter anderem Start Munich, Manage & More, CDTM, BEA, Enactus, TUM.ai, Academy Consult und 180 Degrees Spenden für Ärzte ohne Grenzen.