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Was brachte der Sommer den Münchner Startups?

Der Teufel steckt im Detail: Nach einem schwachen zweiten Quartal 2023 scheint sich die Münchner Startup-Szene in Q3 wieder etwas erholt zu haben. Doch blickt man hinter die Gesamtsummen, setzen sich viele negative Trends des Jahres weiter fort – ebenso wie manch positive Entwicklung. Wir blicken in unserem Quartalsrückblick auf die Zahlen.

Alle folgenden Daten zur Münchner Startup-Szene stammen – sofern nicht anders angegeben – aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen.

Das dritte Quartal 2023 brachte sowohl Höhen als auch Tiefen für die Münchner Startup-Szene. So sammelten die Startups in und um die Landeshauptstadt mit rund 583 Millionen Euro deutlich mehr Kapital ein als in Q2 (394 Millionen Euro). Das Vorjahresquartal lag mit 643 Millionen Euro nur knapp darüber. Dabei gilt für alle betrachteten Zeiträume, dass bei einigen Finanzierungsrunden keine Zahlen bekanntgegeben wurden, weswegen die finalen Summen noch einmal höher liegen.

Auch konnten im Sommer wieder große Finanzierungsrunden abgeschlossen werden. Helsing erhielt in seiner Series-B 209 Millionen Euro und Egym bekam 207 Millionen Euro in seiner Series-F. (Die wichtigsten Finanzierungen des vergangenen Quartals haben wir hier zusammengefasst.) Das zweite Quartal hingegen sah nur eine Finanzierung über 100 Millionen Euro, ebenso wie Q3 2022. Der Erfolg von Helsing und Egym trägt maßgeblich zur positiven Entwicklung der Monate Juli bis September bei. Denn lässt man diese Megarunden weg, kommt das dritte Quartal dieses Jahres lediglich auf 167 Millionen Euro – so wenig wie kein Quartal mehr seit Q2 2020, also zum Beginn der Corona-Pandemie nur 148 Millionen Euro eingesammelt werden konnten.

Durchschnittliche Investitionssumme fällt weiter

Auch die Anzahl der abgeschlossenen Finanzierungsrunden nahm im dritten Quartal weiter ab. Lediglich 36 Startups konnten im Sommer Investoren von sich überzeugen. Dies ist an sich zwar nicht ungewöhnlich, da Q3 aufgrund der Sommerferien meist weniger Aktivität verzeichnet als andere Quartale. Allerdings war der Sommer 2023 – gemessen an den abgeschlossenen Finanzierungsrunden – der schwächste seit 2016.

Schließlich brach mit dieser Entwicklung auch die durchschnittliche Investitionssumme (ohne Megarunden) ein. Die Monate Juli bis September kommen für dieses Jahr lediglich auf im Schnitt 4,4 Millionen Euro pro Finanzierung. In den drei Monaten zuvor waren es hingegen noch 6,4 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal lag der Schnitt bei 5,3 Millionen Euro.

US-Investoren wieder mehr an Münchner Startups interessiert

Der Sommer 2023 führte aber auch positive Trends weiter, die im 2. Quartal aufkamen. So kamen im Frühjahr dieses Jahres – wenn auch noch zögerlich – die amerikanischen Investoren nach München zurück, nachdem sie sich zuvor fast komplett aus der Landeshauptstadt zurückgezogen hatten. Lag in Q1 der Anteil amerikanischen Geldes an Finanzierungsrunden für Münchner Startups bei mageren 4,8 Prozent (33,5 Millionen Euro), erhöhte er sich in Q2 auf 28,2 Prozent (111 Millionen Euro). In Q3 wuchs nun der Anteil weiter und erreichte 37,7 Prozent (220 Millionen Euro.)

Exits, Insolvenzen und neue Fonds

In Sachen Exits hat das dritte Quartal ebenfalls wieder einiges gesehen. So wurde beispielsweise der KI-Assistent Askbrian von Think-Cell übernommen, Adivo wurde Teil von Zoetis und Magazino ging an Jungheinrich. Insgesamt wechselten von Juli bis September zwölf Münchner Startups den Besitzer. Börsengänge gab es in diesem Quartal keine.

Insolvenzen trafen im Sommer unter anderem Xpay, Franka Emika und The Football Company. Zudem schritt der Insolvenzprozess von Sono Motors weiter voran. Insgesamt mussten in Q3 acht Münchner Startups ihre Zahlungsunfähigkeit melden, eines weniger als im Frühjahr. (Mehr zu den Insolvenzen des Quartals haben wir hier zusammengefasst.)

Neue Investment-Fonds sah das Münchner Startup-Ökosystem im dritten Quartal 2023 nur einen. Golding Capital Partners gab das First Closing seines Fonds „Golding Secondaries 2022” mit 170 Millionen Euro bekannt. Das Zielvolumen des Fonds beträgt 500 Millionen Euro und ist damit rund doppelt so schwer wie sein Vorgänger „Golding Secondaries 2019”, der mit 280 Millionen Euro schloss.