Auf der SXSW erregte Swey bereits Aufmerksamkeit.
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Swey: „Wir bringen die ‚Tankstellenexperience‘ zur Ladestation“

Für viele potenzielle KäuferInnen von E-Autos ist die Ladedauer eine Hemmschwelle: Wer es gewohnt ist, an einer Tankstelle schnell aufzutanken, kann von den längeren Wartezeiten beim Laden abgeschreckt werden. Das Münchner Startups Swey will den NutzerInnen hier Abhilfe bieten. Wie genau, erklären uns die Gründer im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Swey: Laut einer kalifornischen Studie gibt einer von fünf Elektroautofahrern sein Auto zurück, weil er so genervt von dem Ladeprozess und der Ladezeit ist. Wir lösen dieses Problem, indem wir rund um die Ladestation Shopping- und Entertainment-Angebote sammeln und in bestehenden mobilen Lade-Apps für Elektroautos anbieten. So können die E-Auto-Nutzer ihre Zeit effektiv nutzen.

Im Grunde bringen wir die „Tankstellenexperience“ zur Ladestation und das alles mit der bereits bestehenden Infrastruktur. Damit schaffen wir für die gesamte Branche der Ladeinfrastruktur und E-Mobilität einen neuen Kanal der Monetarisierung.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Swey: Tatsächlich nicht. Swey ist das erste Value-Added-Charging-Unternehmen, welches personalisierte und lokale Angebote im Mobilitätskontext anbietet, und zwar auf dem Smartphone. Es gibt ähnliche Ansätze, auch aus unserer Heimatstadt München, welche dafür allerdings andere Ausspielkanäle nutzen. Mobile First ist dabei nur einer unserer USPs.

Ein früher Pivot für Swey

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Swey: Wir sind angetreten, weil es uns gestört hat, dass die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland so schlecht funktioniert. Nach ausführlicher Analyse sind wir dazu gekommen uns dem Thema „Ladeweile“ zu widmen.

Gegründet haben wir im Mai 2021 mit einem Konzept für eine eigene Lade-App, welche auch unter anderem Payment und Cashback enthält. Ende 2021 war aber klar, dass das so nur schwierig funktionieren wird, da der Markt bereits von einer Fülle an mobilen Ladeapps überschwemmt ist.

Anfang 2022 haben wir also unsere Story neu geschrieben und uns auf ein B2B Plattform Modell fokussiert, welches die Angebote in bestehende Apps integriert. Das haben wir dann zuerst auf der SXSW in Austin vorgestellt, um zu testen, wie die Idee bei den Leuten ankommt. Das lief so gut, dass wir bis zur Vivatech in Paris bereits die ersten Investoren an Bord hatten und damit das Produkt entwickeln und ein Partner-Netzwerk aufbauen konnten. Anfang des Jahres ist mit Henk de Jong ein weiterer Investor aus den Niederlanden dazu gekommen. Launchen werden wir die ersten Projekte im April 2023.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Swey: Die größte Herausforderung war zweifelsohne unsere ursprüngliche Idee einer eigenen App über den Haufen zu werfen, und uns auf das Geschäft als B2B Plattform zu fokussieren.

Darüber hinaus ist es natürlich immer eine riesige Herausforderung, etwas komplett Neues im Markt einzuführen und das Nutzerverhalten dazu entsprechend zu verstehen, die nötige Expertise bringen wir aber zum Glück ausreichend mit. Wir haben darüber hinaus das große Glück, dass die ganze Ladeinfrastrukturbranche nach Möglichkeiten sucht, diese Infrastruktur zu monetarisieren, und wir bieten eine neue und sehr lukrative Lösung dafür.

„In einem Jahr wollen wir uns in Deutschland etabliert haben“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Swey: In einem Jahr wollen wir uns in Deutschland etabliert haben und auf den wichtigsten europäischen Märkten und dem US-Markt einen Fuß in der Tür haben. Fünf Jahre sind noch sehr weit weg, wir wollen uns bis dahin aber im gesamten europäischen Markt und US-Markt etabliert haben und ebenfalls weitere Produkte über die Integration in Lade-Apps hinaus anbieten.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Swey: 1a, ein super Umfeld. Wir haben vor allem sehr stark von UnternehmerTUM, Munich Urban Colab und dem Digital Hub Mobility in München profitiert. Ohne die gäbe es Swey gar nicht. Aber auch generell ist München in der Zwischenzeit ein richtig guter Standort, um zu Gründen. Mit euch, Werk1 und vielen anderen Institutionen, Investoren uvm. ist da richtig Fahrt reingekommen.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad?

Swey: E-Mobilität.