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Skyfive: Breitband-Internet über den Wolken

Eine autonome und digitalisierte Luftfahrt braucht Internetanschluss. Bisher laufen Datenverbindungen in Flugzeugen über Satelliten. Das Münchner Startup Skyfive entwickelt günstigere und schnellere Datenverbindungen zum Boden. Die drei Gründer Thorsten Robrecht, Dirk Lindemeier und Michael Ohm stellen ihr Unternehmen im Interview vor.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Skyfive: Skyfive bringt Breitband-Internet an einen der letzten weißen Flecken dieses Planeten: den Himmel, wo wir riesige Mobilfunkzellen aufspannen, in die sich Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen dann einbuchen können. Wir drei Gründer – Thorsten Robrecht, Dirk Lindemeier, Michael Ohm – haben beim Telekommunikationskonzern Nokia bereits an diesem Thema gearbeitet und es dann im Rahmen eines Management-Buy-Outs 2019 auf eigene Füße gestellt. Vor der Zeit bei Nokia war Thorsten bei Airbus/Eurocopter für die Avionik-Entwicklung verantwortlich, Dirk hat als Luftwaffenoffizier an Bord von Aufklärungsflugzeugen eigenhändig Erfahrung mit Luftfahrt-Kommunikation gesammelt, und Michael ist unser genialer Erfinder, der die Technologie entwickelt und bis zur kommerziellen Reife getrieben hat.

„Air-to-Ground“ statt Satellitenverbindung

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Skyfive: Digitalisierung braucht Daten, und Daten brauchen eine Datenverbindung – das gilt auch in der Luftfahrt. Bisher konnte diese Datenverbindung nur über 36.000 Kilometer entfernte Satelliten hergestellt werden, was langsam und teuer ist. Jeder, der schon mal versucht hat, im Flieger die teuren Wifi-Dienste zu nutzen, weiß, wovon wir sprechen. Die dazugehörigen Antennen kann man als „Buckel“ auf dem Rumpf übrigens mit bloßem Auge gut erkennen.

Wir dagegen kommen mit unserer Lösung vom 10 Kilometer entfernten Boden her, mit wesentlich höherer Bandbreite, Echtzeit-Übertragung und einer Antenne, die nicht größer als eine Kaffeetasse ist. Das alles zu sehr geringen Kosten, da wir auf Standard-Mobilfunktechnologie und deren Skaleneffekte setzen. Als Begriff für diesen Ansatz hat sich „Air-to-Ground“ (A2G) durchgesetzt. Mit Hilfe von A2G bekommen sämtliche Luftfahrzeuge zum ersten Mal eine echte Breitband-Datenverbindung!

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Skyfive: Ja, in Europa ist unsere Lösung tatsächlich bereits seit zwei Jahren im Einsatz und wird unter dem Namen „European Aviation Network“ von unseren Kunden Inmarsat und Deutsche Telekom erfolgreich betrieben. Bisher wurden knapp 300 Flugzeuge der Airbus A320-Familie umgerüstet, um sich in dieses Netz einbuchen und den Passagieren schnelles Internet zu minimalen Kosten bieten zu können.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Skyfive: Erstens der oben erwähnte Management-Buy-Out, der ein unerwartet komplexer und langwieriger Prozess war. Zweitens die Coronakrise, welche die Fluglinien (also unsere Kunden) hart getroffen hat. Und drittens der Aufbau unseres weltweiten Geschäfts ohne die Möglichkeit, derzeit selbst in die Zielländer reisen zu können.

Skyfive: „Haben im Jahr 2020 eine ganze Reihe von vielversprechenden Kundenprojekten lostreten können, trotz Coronakrise“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Skyfive: In einem Jahr wollen wir die nächsten Netze außerhalb Europas stehen haben, entweder in Asien oder im Mittleren Osten. In fünf Jahren wollen wir, gemessen am übertragenen Datenvolumen, der größte Service-Provider für Inflight-Connectivity weltweit sein.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Skyfive: Wir sind im Süden der Stadt ansässig, in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Partners Airbus. In München und Umgebung gibt eine sehr lebendige Luft- und Raumfahrtszene, und auch die Bayerische Landesregierung kümmert sich um unsere Branche, so dass wir uns hier alles in allem sehr wohl fühlen.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Skyfive: Sagen wir Rising Star. Wir haben im Jahr 2020 eine ganze Reihe von vielversprechenden Kundenprojekten lostreten können, trotz Coronakrise. Fluglinien suchen mehr denn je nach Wegen, ihre Flotten effizienter zu betreiben und neue Einnahmequellen zu erschließen. Unsere ultraschnelle Datenverbindung zum Flugzeug ermöglicht eine Vielzahl digitaler Anwendungen, die genau darauf abstellen, und das zu so geringen Kosten, dass endlich ganze Flotten online gehen können.