Die Urbanistic-Gründer Nils Seifert, Michael Mühlhaus und Marc-Christian Hodapp (v.l.)
Foto: Urbanistic

Urbanistic: Digitale Stadtplanung

Stadtplanung ist ein komplexer Prozess, an dem so unterschiedliche Akteure wie ArchitektInnen, die Stadtverwaltung und JuristInnen beteiligt sind. Urbanistic digitalisiert den Prozess und will die Stadtplanung so beschleunigen und vereinfachen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Urbanistic: Wir sind Michael Mühlhaus, (35), Nils Seifert (34) und Marc-Christian Hodapp (33). Michi und Nils haben lange Zeit am Lehrstuhl für Architekturinformatik die Lehre gestaltet und nebenher an Werkzeugen für digitale Stadtmodelle geforscht. Immer wieder wurden sie mit der Frage nach einer kommerziellen Lösung konfrontiert, bis sie eines Tages den Spieß umdrehten und den Fragesteller die Gegenfrage stellten:
„Wenn du so an unsere Lösung glaubst: Würdest du deinen tollen, hochbezahlten Projektentwicklerjob aufgeben um mit uns Urbanistic zu gründen?“

Marc sagte ja.

„Schnellere Prozesse mit besseren Ergebnissen“

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Urbanistic: Insbesondere die frühen architektonischen Planungsphasen sind im städtebaulichen Maßstab ein komplexes Problem, bei dem eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren berücksichtigt werden müssen. Gerade am Anfang eines Projektes werden die wichtigen Entscheidungen getroffen, die den weiteren Verlauf maßgeblich bestimmen. Diese Planungsphase ist heute ein langwieriger und iterativer Prozess, bei dem am Ende trotzdem oft Entscheidungen auf Grundlage unvollständiger Informationen getroffen werden.

Genau hier setzt Urbanistic an: Auf Grundlage von digitalen Stadtmodellen können interaktiv Planungsvarianten erzeugt, evaluiert und kommuniziert werden. Durch die automatische Überwachung von Baurecht und anderen Rahmenbedingungen wird gleichzeitig das Planungsrisiko minimiert und das Erreichen der Zielvorgaben überwacht.

Dabei wird die Lösung durch den modularen Ansatz genauso von Stadtplanern, Architekten, Projektentwicklern und Kommunen eingesetzt, die die Platform als Planungstool genauso wie als Kommunikationstool nutzen können.

Das Resultat sind schnellere Prozesse mit besseren Ergebnissen!

„Wir beherrschen deutsches und mitteleuropäisches Baurecht“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Urbanistic: Klar gibt es Konkurrenz, das wäre sonst ja auch ein schlechtes Zeichen, wenn dem nicht so wäre!

Als Wissenschaftler haben wir in den vergangen 6 Jahren untersucht, wie Stadtmodelle Planung und Planungskommunikation unterstützen können und dabei die vorhandenen Werkzeuge und Modelle immer kritisch hinterfragt.

Denn für uns war immer klar: Planung ist kein linearer Prozess, sondern ein kommunikativer, in dem sich erst im Verlauf der Planung die eigentlichen Planungsfragen und Herausforderungen herauskristallisieren.
Und genau hier unterscheiden wir uns von der Konkurrenz, denn unsere Lösung basiert nicht auf die Adaption einzelner Funktionen in einem überwiegend statischen Model. Mit unserer Technologie kombinieren wir dynamische Stadtmodelle mit einem anpassbaren und erweiterbaren Werkzeugkasten, die es den Planern erlaubt auf neue Fragestellungen zu reagieren.

Gleichzeitig bringen wir viele Dinge, die sich in anderen Bereichen wie der Softwareentwicklung schon lange bewährt haben, endlich in die Planungswelt: Versionskontrolle (Wie bauen meine Planungsvarianten aufeinander auf?), „Unit-testing“ (Ist meine Planung umsetzbar?), „Issuetracking“ (Wer ist für die Bearbeitung welcher Probleme zuständig?)
Aber vielleicht am wichtigsten für unseren Einstiegsmarkt: Wir beherrschen deutsches und mitteleuropäisches Baurecht!

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Urbanistic: Eine Herausforderung war, sich in HR und Gesellschaftsrecht einzuarbeiten. Zum Glück ist unsere Lernkurve steil und wir können auf unser Netzwerk zurückgreifen, wenn spezielle Fragen einer schnellen Antwort bedürfen.

Die zweite und dritte Herausforderung ist klar: Corona! Dadurch sind unsere Bürotischtennismatches quasi zum Erliegen gekommen. Die sind super wichtig, da unsere Arbeit zu 94,83 Prozent vor dem Computer sitzend stattfindet.

Die dritte Herausforderung ist die Bandbreite des persönlichen Gesprächs zu nutzen, dass gerade nur mit telemedialer Unterstützung möglich ist.

Urbanistic sucht Verstärkung

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Urbanistic: Unsere Mitarbeiterzahl hat sich in 3 Monaten verdoppelt: von 3 auf 6. Und wir suchen weitere Urbanisten, Entwickler, Startupper. Wer das also liest und motiviert ist, melde Dich doch gerne!

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Urbanistic: München ist in diesem Bereich eine sehr lebendige Stadt und muss sich nicht vor Berlin oder Barcelona verstecken. Die Unis und Hochschulen investieren seit einiger Zeit viel in gute Rahmenbedingungen. Wir sind stolz, ein Münchner Startup zu sein!

Munich Startup: Gründerzeitquartier oder smartes Neubaugebiet?

Urbanistic: Beides hat seinen Reiz. Oft wählt man als Architekt den Altbau, um sich wieder zu besinnen welche Gebäude es wert sind, mehrere Lebenszyklen zu erfahren.

Allerdings spricht auch vieles für Neubaugebiete. Gerade in München bieten beispielsweise die „jungen Baugenossenschaften“ sehr lebenswerte Ansätze.

Zudem werden die Ansprüche und Bedürfnisse gerade wieder durcheinandergewirbelt: Privater Freibereich, große Balkone in Neubaugebieten vs. flexible Raumaufteilung in Gründerzeitgrundrissen.