Die beiden Divizend-Gründer Thomas Rappold und Julian Nalenz.
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Divizend hilft PrivatanlegerInnen, ihre Steuern zurückzufordern

Das Steuerrecht ist eine komplizierte Sache, und es macht auch vor der Börse nicht Halt. So werden zum Beispiel Dividenden auf eine Aktie aus dem Ausland zwei Mal besteuert: einmal mit der ausländischen Quellensteuer und dann erneut mit der heimischen Einkommensteuer. AnlegerInnen können sich dies zwar zurückerstatten lassen, doch ist der Prozess komplex und wenig standardisiert. Das 2019 gegründete Münchner Startup Divizend hat dafür eine Lösung entwickelt, die bereits jetzt von InvestorInnen und AnlegerInnen gelobt wird. Wir haben mit den Gründern gesprochen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Divizend? Stellt Euch bitte kurz vor!

Divizend: Unsere B2C-Software hilft Privatanlegern, ihre Steuern zurückzufordern, indem sie den Prozess der Quellensteuerrückerstattung automatisiert. Divizend ist das erste Fintech weltweit, das daran arbeitet, einen solchen neuartigen Dienst auf eine besonders benutzerfreundliche und preisgünstige Weise zu digitalisieren. Mit unserem ganzheitlichen Ansatz, verbalisiert durch unseren Claim „Finden, Handeln, Maximieren“, wird Divizends Plattform in Zukunft der zentrale Ort für Anleger sein, die nach hohen Dividendenerträgen streben, da sie dort stets die relevantesten Forschungsergebnisse, Analysen und Steuerdienstleistungen finden werden.

Einhorn-Gründer und „Game of Thrones“-Algorithmus

Thomas Rappold, Divizend-CEO und Mitgründer, hat für Allianz und Credit Suisse gearbeitet, verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Fintech-Bereich und ist Mitgründer des Fintech-Einhorns Numbrs. Er hat tiefgreifende Kenntnisse in Wealthtech und Open-Banking-APIs wie PSD2. Darüber hinaus ist er Autor von Tech-Investment-Bestsellern wie „Silicon Valley Investing“ und tritt häufig in Print, Online und TV für renommierte Finanzmagazine als Technologie-Investment-Experte auf.

Julian Nalenz, Informatik B.Sc. TU München, Divizend-CTO und Mitgründer, ist seit Jahren insbesondere in der Münchner Startup-Szene sehr aktiv (ObjectBox, CQSE). Im Jahr 2019 war er der Hauptentwickler der zugrundeliegenden Machine-Learning-Algorithmen eines Universitätsseminars, das sich mit der Frage beschäftigte, wie lange „Game of Thrones“-Charaktere leben werden und über dessen finale Ergebnisse in vielen internationalen Zeitungen und anderen Medien berichtet wurde.

Das Gründerteam kam Mitte 2019 über Universitäts- und Softwareentwicklungsprojekte im Fintech-Bereich, sowie innerhalb der Münchner Meetup-Szene zusammen.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Divizend: Dividenden auf eine Aktie aus dem Ausland werden zwei Mal besteuert: zuerst mit der ausländischen Quellensteuer und dann mit der heimischen Einkommensteuer. Derzeit werden Erstattungsmöglichkeiten aufgrund formeller Komplexität, technischer Herausforderungen und mangelnder Standardisierung weitgehend verpasst. Die Europäische Union bemüht sich seit Jahrzehnten einer einheitlichen Regelung, doch bislang konnte sich kein standardisierter Prozess etablieren.

Divizend ist nun das weltweit erste Wealthtax-Fintech, das eine digitale Plattform für die automatisierte Rückforderung ausländischer Quellensteuern auf Dividenden für Privatanleger anbietet, und löst damit ein echtes, seit langem bestehendes Kundenproblem. Derzeit bedeutet dies ein jährliches Marktvolumen von 90 Milliarden Dollar an gezahlten Quellensteuern auf grenzüberschreitende Wertpapiere, von denen 18 Milliarden Dollar nicht zurückgefordert werden.

Divizend löst Probleme für Banken und Steuersoftware

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Divizend: Im Allgemeinen stehen Banken unter hohem Druck, sowohl von der Regulierungs- als auch von der Kostenseite. Unter diesen Umständen wäre es für eine einzelne Bank nicht profitabel, eine proprietäre Lösung zur Rückerstattung zu entwickeln. Auch deshalb sind viele Banken an einer Zusammenarbeit mit Divizend interessiert. Unternehmen für Steuersoftware haben ähnliche Probleme, und eine Lösung wie die von Divizend wäre zu spezifisch für sie, um sie selbst zu entwickeln. Anderen Startups mangelt es schließlich an dem erforderlichen Know-how, da die Umsetzung einer solchen Lösung tiefgehendes technisches Wissen, sowie domänenspezifische Kenntnisse über Steuerthemen und Wertpapiere erfordert.

Da wir ein Deep-Tech-Startup sind, haben wir das gesamte System unser einzigartigen technischen Schlüsselkomponenten selbst entwickelt, auch um unseren Kunden stets ausschließlich Produkte von höchster Qualität zu liefern. Derzeit entwickeln wir folgende Module:

  • Die erste digitale B2C-Plattform zur Rückforderung ausländischer Quellensteuer auf Dividenden
  • Die erste internationale Wertpapier-Aggregations-API zur Generalisierung der Wertpapier-APIs von Banken
  • Die erste internationale, graphbasierte Wertpapierdatenbank
  • Den ersten interaktiven Dividenden-Screener

Munich Startup: Gab es bereits einen Punkt, an dem Ihr beinahe gescheitert seid?

Divizend: Ganz im Gegenteil: Divizend hat bereits überwältigend positives Feedback erhalten, sowohl von Seiten öffentlicher Investoren, als auch von strategischen und bekannten Personen in der Finanzwelt und in den Medien. Darüber zeigen unsere Erfolge bei Wettbewerben und Inkubatoren wie dem European Data Incubator, der EY Start-up Academy, dem REACH Incubator oder dem Münchner Businessplan Wettbewerb, dass wir eine herausragende Geschäftsidee verfolgen und diese konsequent umsetzen.

„Unser großes Ziel ist der Börsengang“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Divizend: Bis Ende 2021 wollen wir eine Series-A in Höhe von 2 bis 5 Millionen Euro abschließen. Basierend auf unseren bestehenden Partnerschaften erwarten wir 2021 nun einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro, 2022 3 Millionen Euro und 2025 schließlich 40 Millionen Euro. Damit sind wir bereit für unser großes Ziel, einen Börsengang. Zudem werden wir in den nächsten Monaten und Jahren viele weitere Partnerschaften mit führenden Banken, Börsen, Finanzportalen und nationalen Steuerbehörden eingehen. Bezüglich unserer internationalen Expansion werden wir unsere Dienste 2021 in Europa, 2022/23 in Nordamerika und 2024/25 in Asien und Australien einführen.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Divizend: Wir sehen in der Münchner Startup-Szene eines der spannendsten Ökosysteme in Europa, insbesondere aufgrund des dichten Netzwerks aus Universitäten, Investoren, Meetups, anderen Startups und Technologieunternehmen. Bereits heute arbeiten wir auf der R&D-Ebene erfolgreich mit Lehrstühlen der TUM und LMU zusammen. Schließlich sehen wir für Divizend hier weiterhin großes und stetig wachsendes Potenzial, auch in zukünftigen Schlüsseltechnologien und -initiativen wie Künstlicher Intelligenz und dem “Munich Quantum Valley”.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Divizend: Der frühere FC Bayern-Trainer Otto Rehhagel prägte den Begriff “kontrollierte Offensive” und war damit überaus erfolgreich. Dieses Motto leben wir auch als Startup und sind überzeugt, dass die Kombination aus Risiko und Sicherheit uns langfristig und nachhaltig zum Erfolg führen wird.