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Motionscloud bringt KI und Computer Vision in die Versicherungsbranche

Anstatt bei Unfällen eineN GutachterIn zu senden, der persönlich die Schäden am Fahrzeug untersucht, setzt das Münchner Startup Motionscloud auf eine Lösung, die diese Arbeit dank künstlicher Intelligenz übernimmt. Im Interview erklärt der Gründer Lex Tan, was die Lösung bietet und wie er zum Gründer wurde.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Lex Tan, Motionscloud: Jedes Jahr geben die Versicherungs- und Automobilbranchen über 30 Milliarden Euro für die Bearbeitung von Inspektionen und Versicherungsansprüchen aus. Das sind manuelle und mühsame Prozesse, die zeitaufwendig und teuer sind. Aus diesem Grund haben wir Motionscloud gegründet. Motionscloud ist ein Insurtech-/Inspectech-Unternehmen, das Fahrzeug- und Sachversicherungen, Flotten- und Mobilitätsbetreibern sowie Fluggesellschaften dabei hilft, Schadensinspektionen und -abwicklungen mithilfe von KI-Computer-Vision, Augmented Reality, IoT und Videotechnologien zu optimieren und zu automatisieren. Heute sind wir ein globales Unternehmen und bedienen Kunden in den USA, Mitteleuropa und Südostasien mit großen Namen wie Generali.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Lex Tan: Die Lösungen von Motionscloud sind einzigartig, da wir IoT-, KI-Computer-Vision-, Augmented-Reality- und Videotechnologie-Module einsetzen, um Inspektions-/Schadensprozesse zu automatisieren. Alle Technologiemodule können zu einer eigenständigen Plattform kombiniert oder jedes einzelne Modul flexibel mit Restful APIs integriert werden, ohne dass bestehende Kernsysteme ersetzt werden müssen. Motionscloud bietet außerdem eine flexible Anpassung jedes Moduls an die Anforderungen und Bedürfnisse des Unternehmensmarktes. Daher können Motionscloud-Lösungen je nach Anwendungsfall „out of the box“ sein.

Frustriert von risikoscheuen und innovationsfeindlichen Vorgesetzten

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Lex Tan: Ich war über 5 Jahre lang als Schadensmanager in der Sach- und Kfz-Versicherungsbranche tätig. Ich habe viele ineffiziente, manuelle und langwierige Schadensprozesse erlebt und hatte mit unzufriedenen Kunden zu tun. Aufgrund meiner früheren Erfahrungen in der Startup-Innovationsszene und im Bereich der Versicherungsansprüche hatte ich eine Idee zur Verbesserung der Schadenbearbeitungsprozesse mit Hilfe von Automatisierungstechnologie. Ich war ziemlich begeistert von der Idee und schlug sie meinen Vorgesetzten monatelang mit einem großartigen Konzept vor, doch aufgrund der internen Politik, der risikoscheuen Einstellung und der Tatsache, dass Innovation eine der niedrigsten Prioritäten hatte, bekam ich keine Antwort.

Nach ein paar Jahren der Bemühungen beschloss ich, die Branche endgültig zu verlassen. Im Jahr 2015 begann der Insurtech-Trend, Versicherungsinnovationen wurden zu einem heißen Thema unter den Führungskräften der Versicherungsbranche. Das war der Moment, in dem ich erkannte, dass Versicherungsunternehmen die Bedeutung von Innovationen verstanden haben. Also habe ich mich mit langjährigen Freunden – einem KI-Wissenschaftler, einem leitenden Softwareentwickler und einem ehemaligen CEO einer Schadenmanagementfirma – zusammengetan, um Motionscloud in Deutschland zu gründen.

Warum Deutschland? Deutschland ist einer der größten Versicherungsmärkte in Europa mit durchschnittlich 12 Versicherungsprodukten, die jeder deutsche Bürger kauft. Und der Rest ist jetzt Geschichte.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Lex Tan: Die größte Herausforderung besteht darin, seltene Anwendungsfälle abzudecken, insbesondere seltene Schadensarten und nicht sichtbare Schäden. Zugang zu solchen Datensätzen und Einblicke in ungewöhnliche und seltene Anwendungsfälle zu erhalten ist ebenfalls eine Herausforderung.

Motionscloud: „Umsatz verdoppeln und neue Technologiemodule anbieten“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Lex Tan: In 1 bis 2 Jahren: Motionscloud würde die weitere Expansion in den bestehenden Märkten, in denen wir Kunden bedienen, ausgiebig fortsetzen, um unseren Umsatz zu verdoppeln und neue Technologiemodule wie das digitale Betrugserkennungsmodul und das Telematikmodul anzubieten.

In 5 Jahren will Motionscloud über die bestehenden Märkte hinaus expandieren, einschließlich Südamerika, Afrika und dem Mittleren Osten. In Bezug auf den Sektor würde Motionscloud über die Versicherungsbranche hinaus wachsen, beispielsweise in den Bereichen E-Mobilität, Fluggesellschaften, Immobilien, Bauwesen, etc..

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Lex Tan: München ist ein sehr geeigneter Standort für Motionscloud aufgrund der internationalen Szene der Versicherungs- und Insurtech-Branche, in der globale (Rück-)Versicherungsunternehmen wie Allianz und Munich Re ihren Hauptsitz haben, ebenso wie regionale und lokale Versicherungsunternehmen. Vor allem der Standort im WERK1 – dem Startup-freundlichsten Ort in München, und eine sehr unterstützende bayerische Regierung bieten ein großartiges Ökosystem für Startups.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Lex Tan: Unsere Vision ist es, dran zu bleiben und Motionscloud zu einem viel größeren globalen Unternehmen auszubauen, bevor wir einen Ausstieg in Betracht ziehen. Wir glauben fest daran, dass unsere Gründer und frühen Teammitglieder einen bedeutenden Einfluss auf globaler Ebene ausüben können, bevor sie sich für einen Ausstieg entscheiden.