Die drei Kertos-Gründer Alexander Prams, Johannes Hussak und Kilian Schmidt (v.l.).
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Kertos bringt die Automatisierung in den Datenschutz

An der Einhaltung datenschutzrechtlicher Anforderungen kommt kein Unternehmen vorbei. Das bedeutet aber nicht, dass die Prozesse aufwändig und zeitraubend sein müssen. Das Münchner Startup Kertos hat es sich zum Ziel gesetzt, mit seiner no-code SaaS-Lösung Datenschutzprozesse vollständig zu automatisieren. Im Interview erzählen die Gründer mehr.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Kertos: Die Einhaltung von Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stellt Unternehmen vor große operative Herausforderungen. Personenbezogene Daten sind über unzählige Systeme verteilt, der manuelle Aufwand für einfachste Anfragen (z.B. “Bitte löschen Sie meine Daten”) ist immens, die Prozesse improvisiert, fehleranfällig und skalieren nicht.

Kertos ist eine no-code SaaS-Lösung, die die gesamte Infrastruktur eines Unternehmens vernetzt, um personenbezogene Daten zu verwalten und Datenschutzprozesse vollständig zu automatisieren. Von der Automatisierung von Betroffenenanfragen über das Implementieren von Löschkonzepten bis hin zum Führen von Verfahrensverzeichnissen – mit Kertos gehören manuelle Datenschutzprozesse der Vergangenheit an. Das spart Unternehmen Zeit, Geld und Stress, sodass diese sich wieder auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren können.

Kertos ist „eine der ersten europäischen Lösungen im Bereich des automatisierten Datenschutzes“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Kertos: Jein. In den USA gibt es (erste) Lösungsansätze im Bereich der technischen Datenschutzautomatisierung. Diese entsprechen aber nicht den datenschutzrechtlichen Anforderungen der EU. Somit ist Kertos eine der ersten europäischen Lösungen im Bereich des automatisierten Datenschutzes. Kertos setzt in der Wertschöpfungskette nach bestehenden Lösungen – dies sind vor allem Beratungsdienstleistungen oder Dokumentationslösungen – an und automatisiert die operativen Datenschutzprozesse innerhalb der Unternehmen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Kertos: Kilian ist promovierter Anwalt und war fast 10 Jahre in verschiedenen Scaleups (z.B. Home24, Tier Mobility, Gorillas) für den operativen Datenschutz verantwortlich. Er war Haupt-Leidtragender von manuellen, improvisierten Prozessen und gleichzeitig steigenden regulatorischen Anforderungen im Bereich des Datenschutzes.

Alex und Johannes haben eine langjährige gemeinsame R&D-Vergangenheit, in welcher sie dutzende Produkte für Großkonzerne und Mittelständler entwickelt haben. Zum Zeitpunkt des Kennenlernens (Mitte 2021), leiteten Johannes und Alex eine Softwareentwicklungsagentur mit Fokus auf datengetriebene Innovation.

Schnell war klar, dass die Kombination aus starkem Know-how in den Bereichen Domain (Kilian), Produkt (Johannes) und Tech (Alex) eine ideale Mischung für diese große Challenge ist. Dies wäre aber nicht möglich gewesen, wenn nicht auch die bestehenden MitarbeiterInnen der Softwareagentur ebenso an die Lösung geglaubt hätten und alle von Anfang an bei der neuen Challenge an Bord gewesen wären! Ein großes Dankeschön daher an das Team!

„Millionen von sensiblen Kundendaten prozessieren“

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Kertos: Unsere Herausforderungen decken sich sicherlich mit denen anderer Startups: ein starkes Team aufbauen, ein skalierbares Produkt entwickeln und die perfekten ersten Kunden gewinnen.

Die Besonderheit bei Kertos liegt darin, dass wir im Bereich der Datenschutzautomatisierung teilweise Millionen von sensiblen Kundendaten prozessieren. Dies erfordert nicht nur eine absolut datenschutzkonforme Infrastruktur, sondern auch hohe IT-Sicherheit-Standards. Damit ermöglichen wir einen transparenten, sicheren und fehlerfreien Umgang mit personenbezogenen Daten.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Kertos: Neben der Automatisierung der Betroffenenrechte sind wir gerade dabei, weitere Funktionen, wie das Implementieren von Löschkonzepten, Data-Mapping, Erstellung des Verfahrensverzeichnisses und Vendor-Management zu integrieren. Somit entwickeln wir Kertos zu einer All-in-One Lösung für Datenschutzprozesse.

Zunächst streben wir, bedingt durch die einheitliche Rechtslage der DSGVO in der EU, die Skalierung innerhalb der EU an. Kommend aus Deutschland, dem Mutterland des Datenschutzes und der DSGVO als Grundlage für weltweite Datenschutzrichtlinien, haben wir eine ideale Grundlage für die weitere Expansion in der Zukunft.

Teil der Münchner Startup-Szene

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Kertos: Johannes und Alex sind schon lange Teil der Münchner Startup-Szene und beide eng mit der UnternehmerTUM als eine der Treiberinnen der Münchner Startup-Szene verbunden. Kilian, der in der Berliner Startup-Szene zu Hause ist, war schnell mit ins Boot geholt und München als Startup-Standort für uns als Kertos daher schon immer zentral. Hier sind wir mit vielen Startups und Scaleups aus der Szene gut vernetzt. So haben wir stets einen engen Austausch mit anderen GründerInnen und unterstützen uns gegenseitig auf der Achterbahnfahrt des Gründer-Seins.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Kertos: Definitiv langer Atem. Die Kombination aus B2B SaaS und Datenschutz-Compliance verlangt nicht nur ein starkes Produkt, sondern auch einen langen Atem für Sales-Prozesse. Das Gute: einmal integriert, werden Lösungen in diesem Bereich nicht so schnell wieder ersetzt.