© Kuchentratsch

Kuchentratsch muss Insolvenz anmelden

Nach gut acht Jahren steht Kuchentratsch vor dem Aus: Wie das Münchner Startup mitteilt, hat es Mitte Juli wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht München Insolvenz angemeldet. Der vorläufige Insolvenzverwalter sucht nun nach InvestorInnen.

Das Münchner Back-Startup Kuchentratsch verkaufte bis vor Kurzem online von Omas und Opas gemeinsam gebackene Kuchen. Damit hat das soziale Startup den SeniorInnen die Möglichkeit gegeben, neue Kontakte zu knüpfen, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen und sich etwas zur Rente dazu zu verdienen. Innerhalb Münchens lieferten die Kuchentratsch-Opas die Kuchen sogar persönlich, im Rest von Deutschland kamen sie per DPD. Nun musste das Startup jedoch Insolvenz anmelden und das Geschäft einstellen.

Wie das Unternehmen mitteilt, konnte es die Anschlussfinanzierung für in diesem Jahr geplante Investitionen nicht erfolgreich abschließen, was zu einem Liquiditätsengpass geführt habe. Eigentlich hätte aus der Betriebsstätte an der Theresienwiese eine „Erlebnisbackstube“ mit Café und Eventfläche werden sollen. Kuchentratsch wollte dies mit einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren, die eigentlich erfolgreich verlief: 157 InvestorInnen hatten insgesamt 234.200 Euro zugesichert, womit die Kampagne zu 234 Prozent finanziert war. Trotzdem reichte dies nicht, wie Gründerin Katharina Mayer auf LinkedIn erklärt:

„Die insgesamt angespannte Lage in der Wirtschaft hat auch uns geschadet und die Kampagne war nicht so erfolgreich wie nötig. Die Pandemie hat uns getroffen, wenn besonderer Schutz, besondere Vorsicht geboten ist, hat das auch Konsequenzen.“

Carsten Maschmeyer wollte Anteile für symbolischen Euro weitergeben

Ein erneutes Engagement der Altgesellschafter sei zudem nicht in Frage gekommen und eine Einigung mit einem potenziellen neuen InvestorInnen scheiterte. Wie Gründerszene in Erfahrung bringen konnte, wollte Carsten Maschmeyer – der 2018 im Rahmen der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ in Kuchentratsch investierte – seine Anteile für einen symbolischen Euro weitergeben.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Diplom-Kaufmann Dr. rer. pol. Max Liebig wird sich zunächst einen Überblick über das Unternehmen verschaffen und die Fortführungsmöglichkeiten des Betriebs prüfen. Dabei sollen auch Gespräche mit in Frage kommenden Übernehmern geführt werden.

Katharina Mayer zeigt sich zuversichtlich:

„Die Ideen hinter Kuchentratsch sind unternehmerisch und sozial. Sie ermöglichen RentnerInnen ihr Wissen weiterzugeben, zur Rente etwas dazu zu verdienen sowie neue belastbare Kontakte, eine echte Gemeinschaft. In einer Zeit explodierender Preise ist dies noch viel wichtiger. Deshalb ist es mein Ziel, Kuchentratsch weiterzuführen. Kuchentratsch ist für mich so viel mehr, als nur ein Unternehmen, bei dem Kuchen gebacken werden. Bei Kuchentratsch geht es um Menschen, um das generationenübergreifende Miteinander.“

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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