Asli Solmaz-Kaiser, CEO und Gründerin von iComplai, und Janosch Peters, CTO von iComplai.
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iComplai: Mit KI zu mehr Lebensmittelsicherheit

Glassplitter im Produkt, zu viele Weichmacher, ein falsches Verbrauchsdatum – Gründe für Rückrufaktionen bei Lebensmitteln gibt es viele, und sie treten immer wieder auf. Die Hersteller kostet das Geld und Vertrauen. Das Münchner Startup iComplai greift ihnen hier mit einer KI-gestützten Datenplattform zur Vorhersage von Risiken in ihrer Lieferkette unter die Arme. Gründerin Asli Solmaz-Kaiser erklärt im Interview die Lösung und Hintergründe ihres Startups.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Asli Solmaz-Kaiser, iComplai: iComplai integriert hochdimensionale Datenströme zur Vorhersage von Lebensmittelsicherheitsrisiken in jeder Lieferkette. Es ist ein Frühwarnsystem. Wir helfen Lebensmittelherstellern, Risiken in ihrer Lieferkette zu erkennen und frühzeitig zu reagieren, um kostspielige und gefährliche Rückrufaktionen zu vermeiden.

Es sind der Produkt-Markt-Fit und unsere Kundenorientierung, die Großkunden wie Mars und innocent (ein Unternehmen der Coca-Cola Gruppe) zu uns geführt haben. Aber es sind nicht nur die Kunden: Da es sich bei der Sicherheit von Lebensmitteln um ein kritisches Thema handelt, stößt iComplai auch im Markt auf großes Interesse.

So wurden wir kürzlich für das Programm „German Entrepreneurship Master Accelerator“ ausgewählt. iComplai gehört auch zu den Startups, die im Rahmen des WomenTechEU-Programms der Europäischen Kommission gefördert werden. In diesem Programm unterstützt die Europäische Kommission u.a. von Frauen geführte, hochkarätige Deeptech (KI) Unternehmen finanziell.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Asli Solmaz-Kaiser: iComplai bietet Sicherheitsinformationen auf Knopfdruck, es ist sehr einfach zu bedienen und da es sich um eine Login-basierte Plattform handelt, ist keine Installation erforderlich. Aber iComplai ist nicht nur eine Quelle für Produktsicherheitsdaten. Mit Hilfe von KI-Technologie ist die Plattform auch in der Lage, zukünftige Sicherheitsrisiken vorherzusagen, um den Lebensmittelverarbeitern mehr Zeit zu geben, um vorbeugend zu handeln.

„Wir schützen die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher“

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Asli Solmaz-Kaiser: Ich wollte immer mein eigenes Unternehmen haben. Ich glaube, das liegt in meiner DNA, da ich aus einer Unternehmerfamilie stamme. In unserer Branche (Qualitätsmanagement) habe ich schon immer das Potenzial von KI und Digitalisierung gesehen. Die Umsetzung dieses Potenzials in die Realität ist für mich sehr spannend.

Vielleicht noch wichtiger ist, dass ich sehe, dass die Arbeit, die iComplai leistet, einen großen Sinn hat. Wir schützen die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher und wir schützen die Umwelt vor negativen Auswirkungen. Das Wissen, dass iComplai einen Beitrag zu diesem Ziel leistet, ist eine große Motivation für mich und das gesamte iComplai-Team.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Asli Solmaz-Kaiser: Wir haben im April 2020 gegründet. Das war genau in der Zeit von Corona. Es war eine Herausforderung mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten, da es keine Messen, Konferenzen oder andere Veranstaltungen gab. Das war nicht nur für die Gewinnung neuer Kunden wichtig, sondern auch für den Test unserer Geschäftsidee.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Asli Solmaz-Kaiser: Sehr gut! Wir haben namhafte Kunden in 6 verschiedenen Ländern gewonnen und wollen mit einem verstärkten Vertriebsteam weiter skalieren.

iComplai setzt auf Künstliche Intelligenz zur Dateninterpretation

Ich gehöre zu den Menschen, die, wenn mir jemand 1.000 Datenpunkte gibt, sagen: „Aber was bedeutet das? Was muss ich aufgrund dieser Daten tun oder ändern?“ Die Daten selbst sind wichtig, aber es sind die Erkenntnisse aus den Daten, die die Kunden brauchen. Sie wollen unterstützt werden, um potenzielle Probleme zu erkennen, bevor sie zu großen Problemen werden. Die Modelle der Künstlichen Intelligenz, die wir bereits haben, und die neuen, die wir im Laufe des Jahres auf den Markt bringen werden, werden diese Erkenntnisse unterstützen und Vorhersagen liefern.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Asli Solmaz-Kaiser: Ich kann mir keinen besseren Standort für die Gründung eines Unternehmens vorstellen! Erstens sind in München wichtige Startup-Förderprogramme wie German Entrepreneurship angesiedelt. Momentan sind wir im Master Accelerator Programm von German Entrepreneurship. Hier können wir unter anderem von den Büroräumen in München profitieren. An einem anderen Standort wäre das nicht möglich. Außerdem gibt es immer wieder Startup-Treffs, die uns helfen, neue Inspirationen zu sammeln, zu netzwerken und uns weiterzuentwickeln.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Asli Solmaz-Kaiser: Wir haben eine Mission: gesündere Lebensmittel für die Verbraucher. Und wir werden sie nicht aus der Hand geben, bis diese Mission – oder zumindest das, was wir im Sinn haben – erfüllt ist.