Leverage Robotics: Wirklich flexible Roboter

Leverage Robotics entwickelt intelligente Roboterzellen, die einfach und flexibel Werkzeuge umrüsten können. Damit will das Startup die "Produktion der Zukunft" mit Hilfe von Leichtbaurobotern so gestalten, dass effizienter, und damit auch regionaler, produziert werden kann. Mit ihrer Idee konnten die Gründer Roman Weitschat, Dimitri Butsch und Jan Cremer bereits mehrere Business Angels überzeugen.

Munich Startup: Was macht Leverage Robotics? Welches Problem löst Ihr? 

Roman Weitschat, Leverage Robotics: Wir von der Leverage Robotics sind ein Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und wollen, die Produktion der Zukunft mit Hilfe von Leichtbaurobotern flexibler und effizienter gestalten. Dafür entwickeln wir hochflexible und intelligente Plug-and-Produce-Roboterzellen für schnelle Rüstzeiten in Multitasking-Anwendungen.

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Unser Interviewgeber Roman Weitschat

Mit unserer innovativen Roboterwerkzeug-Technologie können komplexe und vielfältige Aufgaben im Bereich der Logistik, Montage, Qualität und insbesondere bei der Maschinenbeladung sowie Start-of-Line-Applikationen effizient realisiert werden. Jedes dieser Werkzeuge verfügt über Softwaremodule, sogenannte Roboterfähigkeiten, die eine intuitive Roboterprogrammierung auch für Nicht-Experten ermöglichen. Das ermöglicht eine regionale Produktion und verhindert eine Auslagerung der Produktion mit langen Lieferwegen.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!  

Roman Weitschat: Jain. Herkömmliche Robotersysteme sind wenig flexibel und haben oft lange Rüstzeiten, um andere Produkte zu bearbeiten oder kleinere Serien automatisieren zu können. Neuere Roboterstationen setzen auf Werkzeugwechselsysteme, die ausschließlich aktiv sind. Das bedeutet, dass ein Greifer komplett durch einen anderen Greifer ausgetauscht werden muss und somit immer Strom oder Pneumatik durchgeschleust werden muss. Außerdem sind zusätzliche Anschlüsse an die Steuerbox und im Gesamtsystem nötig. Die Rüstzeiten sind damit wesentlich höher als mit unserem Toolingsystem. Unsere Tools sind passiv. Das heißt, sie sind rein mechanisch und werden von einem herkömmlichen Roboter-2-Finger-Greifer bedient.

Was Roboter Dank Leverage Robotics können, ist bislang einzigartig

Ähnlich wie der Handwerker seine Zange zusammendrückt, transformieren wir in unseren „ToolCubes“ diese Bewegung, und leiten damit Magnetismus ein oder erzeugen Unterdruck. Dadurch können wir auch Magnet- oder Saug-Greif-Aufgaben rein mechanisch realisieren. Das ist einzigartig am Markt. Mit dieser Technologie können wir Roboterstationen im Handumdrehen umrüsten und komplexe Roboterapplikationen viel einfacher und intuitiver realisieren.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?  

Roman Weitschat: Als Forscherteam im Bereich „Factory of the Future“ am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben wir viele Jahre an flexiblen, sich selbst umbauenden und intelligenten Roboterstationen geforscht und diesbezüglich auch mit Industriepartnern zusammengearbeitet. Dabei ist uns der Bedarf an hoher Flexibilität aufgefallen, der vorrangig durch das Robotertooling eingeschränkt wurde. Und dafür haben wir uns das passive Tooling einfallen lassen, einen EXIST-Forschungstransfer-Antrag geschrieben und die Technologie entwickelt. Mit EXIST wurde dann die Gründung eines Unternehmens initiiert und jetzt sind wir mit einem Seed-Investment eigenständig als Unternehmen tätig.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?  

Roman Weitschat: Die größte Herausforderung bisher war natürlich eine solide technische Umsetzung, die wir meiner Meinung nach sehr gut gelöst haben. Und die Möglichkeit, als Unternehmen agieren zu können. Hierbei stand die Suche nach Investoren im Vordergrund. Denn die sind einfach nötig, um solche kostenintensiven (Roboter-)Technologien weiterentwickeln und neue hinzufügen zu können.

Ziel: Wettbewerbsfähiger mit automatisierter Produktion

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren? 

Roman Weitschat: Also kurzfristig ist unser Ziel, das Vertriebsnetzwerk auszubauen und viele Produkte von uns in die Produktionen der Industrie zu bekommen.

Langfristig arbeiten wir daran, die Herstellung von Produkten durch Automatisierung auch in Europa wettbewerbsfähig zu machen, lange Lieferwege zu vermeiden und regional wirtschaftlich produzieren zu können.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?  

Roman Weitschat: München ist für Startups eine sehr gute Umgebung. Es gibt viele Veranstaltungen, Coachings und andere Startups, mit denen wir uns austauschen können. Personal zu finden ist aber sehr schwierig. Denn hier sind viele große Konzerne wie Google, Apple und Co. angesiedelt, die sehr attraktive Stellen anbieten. So ist es für Startups sehr schwierig, gute Leute für sich zu gewinnen.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem? 

Roman Weitschat: Kommt auf das Angebot an. Spaß beiseite: Wir arbeiten grundlegend daran, ein solides Unternehmen aufzubauen und gesund wachsen zu lassen. Das haben wir uns immer vorgenommen. Eine Eingliederung in ein strategisches Partnerunternehmen ist aber auch denkbar.