Das Gründerteam Catherine Leser (COO) und Christoph Leser (CEO).
Foto: Penzilla

Penzilla digitalisiert die betriebliche Altersvorsorge

Das Münchner Startup Penzilla entwickelt eine Software für das automatisierte Management von betrieblicher Altersvorsorge. Für seine Lösung hat das Startup im Frühjahr 2023 eine erfolgreiche Pre-Seed-Finanzierung in Millionenhöhe eingesammelt. Ein Interview mit dem Gründungsteam.

Munich Startup: Was macht Penzilla? Welches Problem löst Ihr?

Catherine Leser, COO Penzilla: Penzilla ist das Betriebssystem für die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Einer großen StepStone-Umfrage zufolge ist die bAV nämlich unter Mitarbeitenden aller Altersklassen der beliebteste Mitarbeiterbenefit. Dennoch besitzen gerade in kleineren Unternehmen nicht einmal die Hälfte aller Mitarbeitenden eine betriebliche Altersvorsorge. Und das, obwohl Angestellte einen gesetzlichen Anspruch darauf haben. Betriebliche Altersvorsorge ist einfach Vielen zu kompliziert. Und das lösen wir mit unserer Software.

Penzilla integriert sich ins Human Resources-(HR)-System, digitalisiert vorhandene bAV-Verträge und verschafft HR-Angestellten einen Überblick über alle im Unternehmen vorhandenen Versorgungsordnungen. Darüber hinaus entlasten wir HR vom administrativen Aufwand, denn Mitarbeitende können eigenständig ihre Versorgung und die damit verbundene Leistung einsehen. Und wenn es Änderungsbedarf gibt, können sie sich auch eigenhändig einen Termin bei ihrer bAV-Ansprechperson buchen. Wir nehmen der Personalabteilung die Unsicherheit im Umgang mit dem Thema und den Verwaltungsaufwand ab. Ganz nebenbei helfen wir Unternehmen dabei, Lohnkosten einzusparen. Denn wenn Angestellte über das Unternehmen für die Rente sparen, fallen auch für den Arbeitgeber weniger Sozialversicherungsbeiträge an.

Versicherungswelt bislang erschreckend wenig digitalisiert

Munich Startup: Aber das gibt’s doch längst!

Christoph Leser, CEO Penzilla: Tatsächlich gibt es das so nicht. Die Versicherungswelt ist bislang erschreckend wenig digitalisiert. Insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen beherrschen Insellösungen, Exceltabellen und Papierkram den Alltag von Personalverantwortlichen. Allein das Nachhalten, welcher Mitarbeiter über die Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge im Unternehmen informiert wurde und welcher nicht, wer eine Entgeltumwandlungsvereinbarung unterschrieben hat und über welchen Betrag, all das erzeugt in Personalabteilungen einen enormen Verwaltungsaufwand. Oftmals führt das wiederum dazu, dass das Thema von dort nicht mit Elan vorangetrieben wird.

Dabei liegt hier enormes Potenzial für die Mitarbeitergewinnung und -bindung. Schließlich tragen Unternehmen dadurch zur Bekämpfung von Altersarmut bei und helfen ihren Angestellten, ihre Rentenlücke zu schließen.

Penzilla

Penzilla ist in der Lage, alle Durchführungswege und Versorgungsordnungen, die es im Unternehmen gibt, abzubilden. Auf einen Blick weisen wir die Verbindlichkeiten aus, die sich hinter den zugesagten Leistungen verstecken und stellen durch lückenlose Dokumentation der Prozesse 100 Prozent Compliance sicher.

Dabei können wir nicht nur Altverträge abbilden, sondern auch Neuverträge aufnehmen. Wer selbst noch keinen Makler hat, dem helfen wir, seine Angestellten optimal abzusichern. Aber auch für Makler haben wir Funktionen entwickelt, sodass auch sie Penzilla nutzen können, um ihre Unternehmen bestmöglich zu unterstützen.

Erfahrung aus dem Familienbetrieb ins Startup mitnehmen

Munich Startup: Was ist eure Gründungsstory?

Catherine Leser: Wir beide haben uns bei unserem letzten Arbeitgeber kennengelernt, sind verheiratet und haben zwei kleine Kinder. Christoph ist bereits früh mit den Themen betriebliche Altersvorsorge und Gründung in Berührung gekommen. Schon seine Mutter hat ein Unternehmen gegründet, das sich auf die Verwaltung von Unterstützungskassen, einem speziellen Durchführungsweg der bAV, spezialisiert hat. Durch die im Familienbetrieb gesammelten Erfahrungen kannte Christoph die Probleme von Personalverantwortlichen beim Thema bAV. So kam es dazu, dass wir 2020 unsere Jobs kündigten und Penzilla gründeten, um diese Probleme zu lösen

Wir finden, die bAV hat es verdient, in den Mainstream gerückt zu werden, da sie ein hervorragendes, aber unterschätztes Instrument ist, die Rentenlücke zu schließen.

Munich Startup: Was waren bisher eure größten Herausforderungen?

Christoph Leser: Die größte Herausforderung, die wir tagtäglich angehen, ist die Werbung für bAV im Allgemeinen. Viele Arbeitgeber wissen zum Beispiel nicht, welches Einsparpotenzial sich für Arbeitgeber mit einer gut ausgestalteten bAV ergibt. Vom Vorsprung, den sie dadurch im Ringen um Fachkräfte erlangen, ganz zu schweigen.

Ansonsten gab es, wie vermutlich bei jeder Gründungsgeschichte, Hochs und Tiefs. So mussten wir zum Beispiel unsere Software bereits mehrere Male grundlegend ändern, bis wir endlich bei einem Produkt angelangt waren, das sowohl den Ansprüchen unserer Kunden als auch unseren eigenen entsprach.

In einem Jahr: Team verdoppeln

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Catherine Leser: In einem Jahr möchten wir unser Team von 10 auf 20 Mitarbeitende verdoppeln. Die Umsätze sind dementsprechend ambitioniert. Innerhalb der kommenden fünf Jahre planen wir natürlich, weiterhin zu wachsen und uns als One-Stop-Shop für betriebliche Vorsorge zu etablieren.

Ein kleiner Teil des Penzilla-Teams war auch auf dem Munich Startup Festival.

Munich Startup: Wie habt ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Christoph Leser: München ist für uns, unter anderem durch die geografische Nähe zu einer Vielzahl von attraktiven mittelständischen Unternehmen und somit potenziellen Kunden ideal!

Die Stadt ist unglaublich attraktiv für junge Talente, die wir für unsere Mission begeistern wollen (P.S. wir haben offene Stellen). Zudem gibt es hier eine ausgeprägte Startup-Szene, geprägt durch andere tolle Startups, Events, Hochschulen, Geldgeber, und viele weitere Akteure, mit denen man sich austauschen oder vernetzen kann.

Munich Startup: Fahrrad oder Öffis?

Catherine Leser: Unsere Kids lieben es, von uns im Lastenrad zur Kita oder ähnliches kutschiert zu werden, daher Fahrrad. Bei schlechtem Wetter aber auch gerne Öffis.