Die Raumkapsel Nyx des Münchner Startups The Exploration Company
© The Exploration Company

Aktuelle Meilensteine bei Münchner New Space Startups

Die Münchner New Space Community wächst immer weiter und die Startups feiern Erfolge. Zuletzt etwa Ororatech, The Exploration Company, Reflex Aerospace, Cloudeo, Talos und Dcubed.

Ororatech ist bekannt für sein Frühwarnsystem für Wald- und Flächenbrände und baut seit 2022 auch Schrittweise ein eigenes Satellitennetzwerk auf. Der Zugriff auf deren hochsensiblen Sensoren ist nun seit kurzem über ein Early-Access-Programm möglich. Das New Space Startup verspricht hier eine Benachrichtigung über Brände in Buschgröße sowie eine präzise Lokalisierung von Brandherden innerhalb von Minuten.

Mit seinem Angebot hat Ororatech schon zahlreiche Kunden von seiner Lösung überzeugt, wie zum Beispiel die SOPFEU, die Feuerwehrbehörde der kanadischen Provinz Quebec. Der neueste Großkunde des Münchner Startups ist nun die Europäische Union. Durch die Unterzeichnung eines millionenschweren Vertrags mit der ESA im Rahmen der Copernicus Contributing Mission (CCM) liefert Ororatech nun auch Daten für kritische Sektoren wie Notfalldienste, Klimawandelanalysen, Meeresmanagement und Landmanagement.

Martin Langer, CTO von Ororatech, erklärt:

„Angesichts der steigenden Nachfrage der Europäischen Union nach kommerziellen Daten wird unser Potenzial zur Bereitstellung eines umfassenden Spektrums an Echtzeit-Thermaldaten weiterhin anwachsen. Auf diese Weise werden wir dazu in der Lage sein, diverse Industriezweige anzusprechen und können unsere Partner dabei unterstützen, die Auswirkungen des Klimawandels effektiv zu mildern.“

The Exploration Company testet erfolgreich Hardware

Während die ersten Sensoren von Ororatech schon auf Satelliten um die Erde Kreisen hat die Hardware von The Exploration Company noch einen langen Weg vor sich. Doch das Ziel ist nicht weniger ambitioniert: Mit der selbst entwickelten Raumkapsel Nyx will das New Space Startup in Zukunft Fracht und schließlich auch Menschen in den Weltraum befördern. So sollen Raumstationen versorgt und Langstreckenforschungsmissionen durchgeführt werden. Das Raumfahrzeug soll mehrfach wiederverwendet und in der Umlaufbahn aufgetankt werden können.

Bei der Entwicklung von Nyx konnte das New Space Unternehmen mit Sitz in Weßling und Merignac bei Bordeaux nun gleich zwei wichtige Meilenstein erreichen. Zum einen hat die Druckkammer der Kapsel für die „Mission Possible“, der für Ende 2024 geplante Erstflug von Nyx, die Druck- und Dichtheitsprüfungen bestanden. Und auch beim wiederverwendbaren und drosselbaren orbitalen Bio-Methan- und Sauerstofftriebwerk gab es Forstschritte. Die erste Schubkammer wurde in Originalgröße auf dem Prüfstand erfolgreich getestet und ein zehn Sekunden andauernder Dauerbetrieb erreicht.

Neue Partner für Reflex Aerospace und Cloudeo

Reflex Aerospace entwickelt auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden zugeschnittene Satellitenplattformen. Mit Media Broadcast Satellite (MBS) hat das Startup mit Sitz in München und Berlin nun einen wichtigen Partner gefunden. Das Unternehmen aus Usingen bei Frankfurt ist ein Serviceintegrator und Betreiber von Managed Gateways, der Daten- und Sprachkommunikationsdienste über Satellit und Datennetze anbietet. Reflex Aerospace will mit dem neuen Partner Satelliten mit einem Gewicht von mehr als 100 kg in die Umlaufbahn bringen. Der Satellit soll der erste seiner Klasse sein, der Start ist für Herbst 2024 geplant.

Und auch Cloudeo konnte einen neuen Partner für sich gewinnen. Das New Space Unternehmen sammelt bereits seit 2012 Daten von über 60 Satelliten-Anbietern und stellt sie seinen KundInnen zur Verfügung. Zu den Daten zählen Bilddateien, 3D-Geländemodelle, thematische Karten und Sensordaten – im Paket mit Software und IT. So können Datensätze, die manchmal auch nur einmalig gebraucht werden, auf Mietbasis eingesehen anstatt teuer gekauft werden. Der neueste Partner der Münchner, Spire Global, baut, besitzt und betreibt eine vollständig ausgerüstete Satellitenkonstellation, die genau solche Daten liefert. Besonders Wetterdienstleister wie ECMWF, NOAA und NCAR verlassen sich auf die Technologien und Messwerte des Unternehmens. Cloudeo-KundInnen können diese Daten nun ebenfalls nutzen.

Erster Auftrag für Talos

Das noch junge Münchner New Space Startup Talos freut sich über seinen ersten Auftrag. Das Jungunternehmen entwickelt satellitengestützte Ortungstechnologie für Forschung, Landwirtschaft und Logistik. Die Max-Planck-Gesellschaft will die Technologie von Talos für sein Icarus-Programm nutzen. Bei Icarus (International Cooperation for Animal Research Using Space) handelt es sich um ein Forschungsprojekt zur kontinuierlichen Beobachtung von Tieren aus dem Weltraum mit Minisatelliten. Der Icarus Empfänger von Talos soll als Nutzlast auf einem Cubesat von Ororatech im Oktober 2024 ins All fliegen. Möglich gemacht hat dies die Universität der Bundeswehr München.

Dcubed kündigt weltweit erste Demonstration von 3D-Druck im Weltraum an

Große Strukturen ins All zu bringen ist eine besondere Herausforderung – denn entweder benötigt man hierfür eine Vielzahl von Raketenstarts, um Einzelteile ins All zu bringen und sie dann dort zu montieren, oder aber man setzt auf entfaltbare Konstrukte. Diese eignen sich allerdings nur für bestimmte Strukturen wie Solarpaneele. Das Münchner Startup Dcubed bietet hierfür sogenannte Aktuatoren an, die die Entfaltung der Struktur ermöglichen.

In Zukunft soll aber eine andere Technologie die Konstruktion im All ermöglichen: der 3D-Druck. Auch hier gehört Dcubed zu den Vorreitern. Bereits im ersten Quartal 2024 will das Startup im Rahmen einer Demonstrationsmission die Fertigung einer dreidimensionalen Struktur im Weltraum zeigen. Laut Angaben des Unternehmens wäre dies das erste Mal überhaupt, dass ein Produkt im offenen Weltall hergestellt wird. Konkret soll in einem additiven Verfahren eine etwa 30 Zentimeter lange Gitterstruktur hergestellt werden.

Thomas Sinn, CEO & Gründer von Dcubed, sagt:

„Unsere Technologie-Demonstration verspricht, die Herstellung und Reparatur von Strukturen im Weltall zu revolutionieren und auf einer grundlegenderen Ebene einen Paradigmenwechsel bei unserem Verständnis von Space-Hardware einzuleiten. Viele der Möglichkeiten, die sich langfristig hieraus ergeben, können wir uns heute nicht einmal vorstellen.”

Und obwohl der Meilenstein noch nicht erreicht ist, plant das Unternehmen bereits weiter: 2025 soll ein Test zur Herstellung größerer Gitterstrukturen folgen. Und für 2026 ist eine Smallsat-Solaranlage mit einer Leistung von mehreren Kilowatt geplant. Gleichzeitig geht es für die Münchner aber auch irdisch weiter: Dcubed arbeitet momentan an der Eröffnung eines zweiten Standortes in Broomfield, Colorado.