© AI+Munich

AI for Good: AI+Munich präsentiert „AI and responsible Entrepreneurship“

Das Projekt AI+Munich ist vor allem für seine staatlich finanzierte Prototypenförderung bekannt. Seit März 2022 können Talente und Teams rund um KI mit bis zu 25.000 Euro auf dem Weg zum Startup unterstützt werden. Doch mit dieser Förderung endet das Programm nicht: In München soll ein starkes KI-Ökosystem entstehen. Ohne Zweifel gibt es das in München bereits, die Frage ist eher, wie es sich weiterentwickelt. Und die Weichen sind auf Kooperation und Nachhaltigkeit durch „trustworthy AI“ gestellt. Dies zu vermitteln ist eine der Aufgaben von AI+Munich und dem hochschulübergreifenden Education Team rund um Dr. Fabian Heil, Educational Lead der MUC Summit GmbH. Dies geschieht unter anderem durch den frei zugänglichen Online-Kurs zu „AI and responsible Entrepreneurship“. Der interaktive Kurs erklärt mit zahlreichen Beispielen, was Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und unternehmerisches Denken bedeuten und gemeinsam haben. Wie das genau funktioniert, wird in diesem Beitrag erklärt.

Die Schnittmenge von KI, Startups und Nachhaltigkeit ist ein relativ neues und sich entwickelndes Feld. Beginnen wir also gleich mit der Kernfrage: Was haben wohl KI, Unternehmertum und Nachhaltigkeit gemeinsam? Noch vor wenigen Monaten hätte man an dieser Stelle noch Wikipedia, ein Lexikon oder einen aktuellen Fachartikel herangezogen. Aber heute hat ChatGPT direkt eine schnelle Antwort parat:

„Sowohl KI als auch verantwortungsbewusstes Unternehmertum erfordern die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren, einschließlich Wissenschaft, Industrie und Regierung.“

Prima. Die Antwort ist klar formuliert, richtig und irgendwie auch verständlich. Aber sie bringt wohl kaum jemanden wirklich weiter. Bestenfalls regt sie zum Nachdenken an. Jeder wird sich fragen: Was bedeutet das jetzt konkret für mich? Und die Antwort hängt in erster Linie davon ab, wer „ich“ ist.

Ein No-Coding KI-Kurs für die Öffentlichkeit, Startups, AkademikerInnen und die Industrie

Lehrvideos zu KI schießen derzeit auf Youtube wie Pilze aus dem Boden. Allerdings sind die frei verfügbaren Kurse meist oberflächliche Einführungen in das, was KI denn eigentlich ist, und helfen selten bei der Lösung konkreter Probleme. Dabei ist der Bedarf enorm. Jeder soll und viele wollen die Bedeutung der Technologie verstehen. Deshalb werden auch staatlich und sogar von der UN geförderte Lernplattformen zum Thema KI ausgerollt und betrieben. Selbst große Konzerne wie Microsoft, Google oder auch AMD stellen frei zugängliche Lerninhalte zu KI zur Verfügung.

Dabei handelt es sich oft um technische Überblickswerke zum maschinellen Lernen für ProgrammiererInnen. Ein Schlaraffenland für technikaffine Talente oder InformatikerInnen, die sich für maschinelles Lernen interessieren, aber sie sind nicht für die Allgemeinheit gedacht. Manchmal geht es auch mehr um sehr konkrete Anwendungsfälle, vielleicht zum Thema Bilderkennung oder analytische Anwendungen für eine ganz bestimmte Branche, zum Beispiel Fintech. Als FachexpertIn sicher spannend. Für StudentInnen vielleicht weniger. Aber KI ist eine sogenannte horizontale Technologie, das heißt, sie wird jede MitarbeiterIn einer jeden Branche auf die ein oder andere Weise betreffen.

Das heißt, diese Technologie muss sowohl von Selbstständigen, als auch Mitarbeitenden bei Konzernen, KMUs, aber auch von jungen (KI-) Startups ganzheitlich gesehen werden. Aber wie kann man das allen gleich gut vermitteln? Und vor allem: Wie kann das gefunden werden, was für mich wichtig ist?

Um die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen von KI aufzuzeigen, reichen Praxisbeispiele oder Use Cases nicht aus

Ohne eine individuelle Wissensvermittlung mittels KI eigentlich gar nicht. Oder besser gesagt, nicht nur über einzelne Beispiele. Um die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen dieser Technologie aufzuzeigen, reichen die immer wieder geforderten „Praxisbeispiele“ oder „Use Cases“ leider nicht aus. Dafür gibt es zu viele! Und für jeden Einzelnen sind andere Beispiele relevant oder noch wichtiger: wirklich nachvollziehbar und adaptierbar. Dabei sind die Synergien und Möglichkeiten wirklich verblüffend: Oder wer hätte gedacht, dass ein Geisteswissenschaftler mit KI aus der Bioinformatik schon heute seine eigene Produktivität um fast 10.000 Prozent steigern kann?

Hier sehen wir großes Potenzial und wollen mit unserem Kurs „AI and responsible Entrepreneurship“ diese Lücke schließen. Im Kern geht es darum, drei untrennbare Säulen hervorzuheben, auf denen die Gesellschaft aufbaut: Wirtschaft, Umwelt und Kultur. Sie sind Teil der metaphorischen DNA des gesellschaftlichen Ökosystems aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, symbolisiert durch die Quadruplehelix. Wie ChatGPT selbst ausgibt, ist Kooperation hier der Schlüssel. Der Kurs zeigt aktuelle und vielfältige Perspektiven zum Thema KI auf und integriert unterschiedliche Beiträge und Perspektiven der (Münchner) KI-Ökosystempartner. Und das immer mit Blick auf unternehmerische Nachhaltigkeit, die Sustainable Development Goals der UN-Agenda 2030 und die Grenzen, Chancen und Verantwortungen bei der Entwicklung und Nutzung von KI-Anwendungen.

Und das ganz ohne Coding: Im Laufe des Kurses werden Anwendungsfälle und sogar selbst trainierbare KI-Modelle behandelt, die auch Nicht-Codern zeigen, dass auch sie eine Maschine trainieren können. Also keine Angst. Use Cases kommen nicht zu kurz.

Verstehen, wie Startups zu den Eckpfeilern technologischer Innovation und nachhaltigen Impacts werden

Während des Kurses lernt man schnell, dass KI kein „Monolith“, also kein einzelner „Technologiebrocken“ ist, sondern in vielen kleinen Anwendungsbereichen gedacht werden muss. Und dann wird es spannend, wenn man sich eigene Gedanken über die Vielfalt der Anwendungsfelder von KI machen kann. Und dann, wie diese sich zu den anderen „DNA“-Bausteinen des Ökosystems verhalten könnten.

Doch Ideen gibt es viele. Nur wer wird die vielen Anwendungen und Nischenprodukte letztlich umsetzen und entwickeln? Nicht immer sind die großen Konzerne dafür geeignet. Vielmehr sind es die kleinen, d.h. flexiblen Teile des so genannten Innovations-Ökosystems, die hier glänzen können. Sie bringen die dafür nötige Anpassungsfähigkeit mit, eine Kombination aus Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit und der Bereitschaft, auch unbequeme Wege zu gehen. Diese Form der Resilienz, also Widerstandsfähigkeit gegen alle Arten von Schwierigkeiten, wird im Kurs von Andrew Goldstein wunderbar erklärt, der in der Geschäftsführung der German Entrepreneurship GmbH tätig ist.

Für Startups ist es nichts Neues, dass gerade die Geschwindigkeit, mit der sich KI entwickelt, eine gewaltige Chance für sie darstellt. Startups sind die perfekten Vehikel, um zu vermitteln, wie diese Technologie die Gesellschaft in der Breite durchdringen wird. Warum? Weil durch den Facettenreichtum der Technologie das „Domain Knowledge“, also Fachexpertise, aus allen Branchen relevant wird, sei es aus der Fertigung (Robotik oder Predictive Maintenance), der Forschung (Explorative AI), dem Kunst- und Kulturschaffenden Bereich (Generative KI) oder der Bildung (Personal KI Coaches). Und, weil Startups schnell auf Veränderungen reagieren können, die sich auftun. Ein aufwändiges Change-Management aufgrund einer neuen KI-Strategie ist so nicht nötig.

Nur weil etwas technologisch machbar ist, ist es noch lange keine Rechtfertigung, es hemmungslos einzusetzen

Sie können diese Technologie von Beginn an in das eigene Business Modell einfließen lassen. Zum Teil macht diese Technologie viele Ideen auch erst marktfähig, also skalierbar. Und sie bietet auch die Chance, sich darauf einzustellen, dass Energieeffizienz und nachhaltige Strukturen in Zukunft kein Luxus, sondern eine messbare (!) Grundvoraussetzung für jedes Unternehmen sein werden. Denn gerade das Training von KI-Modellen ist energieintensiv. Jede Texteingabe als Prompt in ChatGPT oder Midjourney benötigt Energie, die endlich ist. Nur weil etwas technologisch machbar ist, ist es noch lange keine Rechtfertigung, es hemmungslos einzusetzen. Daher ist Nachhaltigkeit oftmals auch eine Grundbedingungen in staatlich geförderten Programmen und wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Agenda 2030 der UN mit deren Sustainable Development Goals mit ganz konkreten und auch messbaren Zielen in den Fokus zu rücken.

Ein Reporting zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gibt es. Und dieser Gedanke, ein KI-Modell bzw. dessen Einsatz von vornherein transparent und energieeffizient zu gestalten, sei es durch hohe Datenqualität statt „Big Data“, durch den Einsatz dedizierter KI-optimierter Hardware oder auch spezifischer Algorithmen, wird im Rahmen des Kurses „AI and responsible Entrepreneurship“ und zukünftigen Lernangeboten vermittelt.

Diese Rahmenbedingungen sollten nicht als Belastung, sondern als Chance gesehen werden. Auch der kommende AI-Act wird ein Thema sein. Ein wegweisendes Gesetz, das in den kommenden Monaten und Jahren gravierende Auswirkungen auf jedes KI-basierte Startup und Produkt haben wird. Nur wenige Teams haben die Tragweite dieser Gesetzesentwürfe verstanden oder die Auswirkungen bedacht, die sich über die EU hinaus auf die USA oder China und letztlich weltweit erstrecken. Alles in allem bietet sich hier die perfekte Gelegenheit, nachhaltige Konzepte von Anfang an mitzudenken. Die Vorlagen dafür gibt es bereits, entwickelt in anderen Bereichen des Ökosystems. Hier leistet zum Beispiel die SEA (Social Entrepreneurship Academy) des SCE (Strascheg Center for Entrepreneurship) einen wichtigen Beitrag. Und auf diese Ergebnisse kann hier jeder zugreifen.

Und wie kann man sich den Kurs „AI and responsible Entrepreneurship“ nun genau vorstellen?

Der Kurs „AI and responsible Entrepreneurship“ ist bewusst interaktiv und modular aufgebaut. Das heißt, er ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Vorträgen, sondern besteht abschnittsweise aus Texten, Animationen, Diagrammen, Grafiken und eben auch ausgewählten Videos, die situativ eingebunden werden, um etwas zu erklären. Dabei gibt es fast immer die Möglichkeit, ein Thema zu vertiefen, wenn man das möchte. Es ist also gespickt mit Verweisen und weiterführenden Inhalten. Sogar Workshop-Material und Canvas-Konzepte sind integriert. Dank einiger Lernfortschrittstests kann man auch sein eigenes Verständnis testen und schnell sehen, ob man das Gelesene, Gehörte oder Gesehene wirklich verstanden hat. Allen NutzerInnen steht es frei, zu den Abschnitten zu springen, die sie besonders interessieren. Darüber hinaus wird der Kurs ständig überarbeitet und in regelmäßigen Abständen aktualisiert – schließlich müssen wir mit einer der schnellsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit Schritt halten!

In naher Zukunft werden rund um den Kurs weitere kleine Moduleinheiten entstehen: zum Beispiel ein handliches, interaktiv gestaltetes Nachschlagewerk für KI-Tools, Use Cases und Links zu KI-App-Suchmaschinen, die dabei helfen, das passende KI-Tool oder die passende Applikation für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Einige davon sind bereits in den Kurs integriert.

Letztlich wollen wir mit diesem Kurs auch zeigen, in welche Richtung sich das Münchner KI-Ökosystem entwickelt: eine kontinuierliche Zusammenarbeit aller willigen Partner, um einerseits gemeinsam neue Wege zu gehen, aber auch um die beschrittenen Wege für andere zu ebnen. Deshalb ist und bleibt dieser Kurs für wirklich jeden frei zugänglich.

Weitere Informationen zum Projekt AI+Munich sind auf unserer Homepage zu finden, also tragt euch gern in den Münchner KI-Community Verteiler ein. In jedem Fall hoffen wir, euch bald auf unserer Lernplattform begrüßen zu dürfen!

Link zum Kurs: https://open-learning.munich-innovation-ecosystem.com/