„Im Bereich Legaltech standen wir vor noch vor einem Jahr vor einer Lücke: Es gab verstärkt Leute, die Startups gründen wollten, aber das Umfeld dafür war noch nicht ideal. Für diese Leute wollten wir mit Legal Tech Colab einen Inkubator, einen Accelerator schaffen.“
So beschrieb der Bayerische Staatsminister für Justiz Georg Eisenreich bei der Feier des einjährigen Bestehens des „Legal Tech Colab“ im Munich Urban Colab den Initialgedanken hinter dem Projekt, das der Justizminister gemeinsam mit UnternehmerTUM CEO Helmut Schönenberger ins Leben rief. Heute umfasst das Ökosystem des Colab große Kanzleien, Rechtsabteilungen von DAX-Unternehmen sowie ExpertInnen aus Wissenschaft, Recht, Wirtschaft und Technologie. Ziel ist es, Europas führenden Hub für technologiebasierte Startups im Rechtsbereich aufzubauen.
Dass dieser Ansatz aufzugehen scheint, zeigen die Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden von über 70 interessierten Startups dreizehn in das Programm aufgenommen. Drei dieser Teams erhielten eine Seed-Finanzierung in siebenstelliger Höhe.
„Und das Interesse am Legal Tech Colab reißt nicht ab! Unser Ökosystem aus führenden Kanzleien, Rechtsabteilungen von DAX-Konzernen und VCs wächst“,
sagte Stefan Blenk, Managing Director des Legal Tech Colab. Mithilfe des Programms erfahren GründerInnen Unterstützung auf dem Weg zur Marktreife sowie bei der ersten Finanzierung. In allen Phasen stehen den Teams auch Stipendien und Arbeitsplätze zur Verfügung. Bewerben können sich frühphasige Startups und Gründungsinteressierte, die ein innovatives und international skalierbares Produkt basierend auf Hochtechnologien wie KI oder Blockchain entwickeln. Der Kern des Geschäftsmodells soll eine enge Beziehung zum Rechtsbereich haben. Das können neben Legaltech auch Gründungen in den Bereichen Regtech, Taxtech, Insurtech und Fintech sein.
Legal Tech Colab: „How to build a legal tech unicorn”
Auf der Konferenz anlässlich des einjährigen Bestehens diskutierten ExpertInnen aus der Rechtsbranche und der Startup-Szene dann über die Schnittmenge von Recht und Technologie und darüber, wie aufstrebende Startups zu milliardenschweren Legaltech-Unternehmen wachsen können. WissenschaftlerInnen gaben ihre Einschätzung zu besonders für innovative Lösungen geeignete Rechtsbereiche und referierten über Beispiele aus der Praxis. Professor Thomas Riehm von der Universität Passau sah beispielsweise große, noch nicht ausgeschöpften Gründungspotenziale im Unterhaltsrecht, bei Rechtsschutzversicherungen oder im Bereich von digitalen Lernangeboten für Studierende.
Namhafte Gründer wie Nikolaus Volk und Francesco Wiedemann von Kyte oder Jorn Vanysacker von Henchman gaben Einsichten in ihre persönlichen Erfolgsgeschichten und ihre wichtigsten Learnings. Celonis-Gründer Bastian Nominacher gab angehenden GründerInnen unter anderem mit:
„Fokussiert euch auf den Kundennutzen und bleibt beharrlich – egal um welche Herausforderung es geht.“
Um schließlich auch den JungunternehmerInnen eine Bühne zu bieten, hatten die GründerInnen von fünf Startups, die Teil des Legal-Tech-Colab-Förderprogramms sind oder waren, die Möglichkeit, ihre Lösungen vorzustellen:
- Suitcase bietet eine neutrale Plattform zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten, mit deren Hilfe langwierige und kostspielige Gerichtsverfahren vermieden werden sollen.
- Dskrpt versucht sich an einem Online-Tutor für Jura-Studierende. Auf der Plattform können Lehrende ihre Vorlesungsmaterialien erstellen und Studierende diese gemeinsam lesen, diskutieren und lernen.
- An der Automatisierung des Datenschutzes arbeitet Kertos. Seine no-code SaaS-Lösung, soll die gesamte Infrastruktur eines Unternehmens vernetzten, um personenbezogene Daten zu verwalten und den gesamten Datenschutzprozesse zu automatisieren.
- Die Gründer von Silberfluss wollen mit ihrer Automatisierungsplattform Kanzleien bei der kompletten Mandatsabwicklung unterstützen. Mittelfristig könnte auch die öffentliche Verwaltung von der Lösung profitieren.
- Certivity will mit seiner Plattform das Leben von IngenieurInnen in der Automobil-Industrie vereinfachen, indem sie die Überprüfung von Regularien digitalisieren, vereinfachen und beschleunigen.