Foto: Barista Royal

Barista Royal: Mit gutem Kaffee Gutes tun

Das Kaffee-Startup Barista Royal verbindet hochwertigen Genuss von der Bohne bis zur Röstung mit sozialer Verantwortung. Entsprechend der Mission der beiden Gründer, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, integriert das Jungunternehmen Menschen mit Behinderung in den Produktionsprozess. Ein Gespräch über Geschmack, Vielfalt und Social Entrepreneurship.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr? 

Barista Royal: Einfach erklärt: Wir rösten leckeren Kaffee gemeinsam mit Menschen mit Behinderung. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, zwei Probleme zu lösen: Erstens wollen wir Kaffeeliebhabern den leckersten Kaffee anbieten. Wir setzen dabei auf traditionelle, schonende Trommelröstung und verwenden ausschließlich hochwertige Kaffeebohnen, um die Umwelt zu schonen und unseren KundInnen ein vollmundiges Geschmackserlebnis zu bieten.

Zweitens möchten wir einen sozialen Beitrag leisten, indem wir Menschen mit Behinderung in den Arbeitsprozess integrieren. Damit schaffen wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern fördern auch Inklusion und Vielfalt im Berufsfeld. Durch den Kauf unserer Produkte tragen unsere KundInnen also direkt zur Unterstützung dieser wichtigen Mission bei.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst! 

Barista Royal: Ja, es gibt bereits Anbieter von gutem Kaffee, aber wir gehen einen Schritt weiter. Unser sozialer Ansatz ist das Herzstück unserer Arbeit. Wir rösten nicht nur erstklassigen Kaffee, sondern kreieren durch unsere inklusive Praxis auch gesellschaftlichen Mehrwert. Jeder Kauf unterstützt direkt die Arbeit und das Wohlbefinden von Menschen mit Behinderung, die in den Produktionsprozess eingebunden sind.

Barista Royal: Soziales Unternehmertum in der Praxis

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory? 

Barista Royal: Unsere Gründungsgeschichte ist nicht nur die Geschichte einer Leidenschaft für Kaffee, sondern auch einer tieferen Mission. Chris, einer der Gründer von Barista Royal, wurde schon früh mit dem Thema Inklusion konfrontiert. Seine Schwester kam mit einer körperlichen Behinderung zur Welt und kämpfte auch im Erwachsenenalter darum, mit ihrer einseitigen Lähmung Arbeit zu finden. Trotz abgeschlossener Ausbildung und aller Bemühungen kam sie zu keinem Erfolg. Diese Erfahrung löste in Chris nicht nur Frustration aus, sondern auch den Wunsch nach Veränderung.

Michael, der zweite Gründer, Sensoriker und ein echter Genießer, war schon immer von der Frage getrieben, warum der Kaffee im Urlaub in Italien so lecker schmeckt, in Deutschland aber oft sauer und bitter. Seine Neugier führte ihn auf eine Reise durch die Welt des Kaffees. Als er seine Idee von eigenem Kaffee mit Chris teilte, verbanden sich ihre Visionen.

Es war ein Moment der Klarheit: „Wir verbinden unsere Leidenschaft für exzellenten Kaffee mit dem Ziel, ein integratives Arbeitsumfeld zu schaffen“. So entstand Barista Royal – ein Unternehmen, das den Beweis dafür liefert, dass soziales Unternehmertum mehr als nur ein Konzept ist. Es ist eine realisierbare Praxis, die das Leben verändern kann.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Barista Royal: Wir leben in einer Welt, in der versucht wird, so viel zu automatisieren wie möglich. Arbeitsschritte in vielen Konzernen werden auf Effizienz und Effektivität optimiert, Prozesse ausgelagert oder der Mensch durch Maschinen ersetzt. Bei der Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist das komplett anders. Hier geht es um den Menschen. Wir müssen Arbeitsschritte an unsere MitarbeiterInnen anpassen und nicht andersherum. Das ist der absolute Kontrast zu dem, was in der Welt sonst so passiert. Um ein einfaches Beispiel zu geben: Jeder unserer Kaffees hat eine andere Farbe. Das machen wir einerseits, um auszudrücken was drinsteckt, zum Beispiel ist unser Amore E Basta in kräftigem Rot. Die Farben helfen aber vor allem auch bei der Einbindung von Menschen mit Leseschwäche. Genau das hat uns anfangs vor große Herausforderungen gestellt, denn die Prozesse waren schlichtweg nicht so skalierbar wie wir es benötigt hätten.

Die höheren Produktionskosten sind hier immer die größte Herausforderung. Das ist auch der Grund, warum wir primär den direkten Absatzweg gehen und nicht über den Handel. Wir würden sehr gerne in mehr Edekas, Rewe usw. vertreten sein, allerdings zählt im Handel häufig primär der Margendruck und nicht die Förderung von sozialen Projekten.

„Wir möchten die bekannteste Marke für soziale Projekte in Deutschland sein“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren? 

Barista Royal: In einem Jahr sehen wir uns bei „Die Höhle der Löwen“. Nein, Spaß beiseite. Wir arbeiten stetig daran, mehr Menschen mit inklusiv produzierten, hochwertigen Produkten zu verzaubern. Getrieben durch das Interesse unserer KundInnen haben wir deshalb letztes Jahr begonnen, mit „Tea of Dreams“ Tees zu kreieren – gemeinsam mit Menschen mit Behinderung natürlich. Unser größtes Ziel für das kommende Jahr ist es, sowohl mit Barista Royal als auch mit Tea of Dreams weiter Fuß zu fassen – im Direktabsatz an Endkunden, aber auch in Firmen, Cafés und im Handel. In fünf Jahren möchten wir die bekannteste Marke für soziale Projekte in Deutschland sein. Wir möchten, dass jede/r sofort an Barista Royal denkt, wenn es um Social Entrepreneurship geht. Um dies zu verwirklichen, brauchen wir die zuvor angesprochene breite Distribution und starke Handelspartner, die eben nicht nur die hohe Marge im Fokus haben, sondern auch ihre soziale Verantwortung in unserer Gesellschaft.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Barista Royal: München ist wesentlich dynamischer und flexibler als sein Ruf. Es gibt unfassbar viele schlaue Köpfe mit tollen Ideen. Ein wesentlicher Unterschied zu manch anderem Standort ist allerdings nicht zu verheimlichen: Die hohen Lebenshaltungskosten, allen voran die Miete, machen es unheimlich schwierig für kleine Unternehmen. Das schränkt die Vielfalt und Anzahl an Neugründungen ein. Der finanzielle Leidensdruck motiviert zwangsläufig aber auch, „Gas zu geben“.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad? 

Barista Royal: Bei dieser Frage schlägt das Herz unseres Gründers Michael höher: Er ist ein absoluter Fahrradenthusiast. Nichts bringt ihn mehr in Schwung als eine frische Brise beim Radfahren – es sei denn, es handelt sich um eine gute Tasse Kaffee vor, zwischen oder nach der Tour.