© Pina Earth

Gesa Biermann: „Realen Impact stiften“

Gesa Biermann gründete 2021 gemeinsam mit Florian Fincke Pina Earth. Das Startup entwickelt seit 2021 zertifizierte Klimaschutzprojekte mit dem Ziel, zukunftssichere Wälder in ganz Deutschland zu erschaffen. Unsere Wälder sind aufgrund des Klimawandels bereits heute stark gefährdet. Die Klimaschutzprojekte von Pina Earth speichern zusätzliches CO2, indem sie Wälder biodivers und klimaresilient gegen zunehmende Hitze, Stürme und Trockenheit machen. Durch die Unterstützung der Projekte ermöglicht das Startup anderen Unternehmen, ihre Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig regionale Biodiversität zu fördern. Die Waldprojekte erstrecken sich bereits über 10 Millionen Quadratkilometer in Deutschland und werden von unabhängigen Dritten geprüft.

Die Gründerin Gesa Biermann ist seit rund zehn Jahren im Nachhaltigkeitsbereich aktiv, hat an der LMU im Bereich Umweltwissenschaften promoviert und einen Master in Sustainable Resource Management an der TU München abgeschlossen. Vor der Gründung von Pina Earth war Biermann Teil der Leitung des Center for Digital Technology and Management (CDTM), einer gemeinsamen Forschungs- und Bildungseinrichtung der LMU und TU München. Hier lernte sie auch Mitgründer und CTO Florian Fincke kennen. Bereits vor Pina Earth war die Gründerin unternehmerisch aktiv: Während ihres Bachelorstudiums hatte sie eine Modemarke mitgegründet und verkauft und 180 Degrees Consulting Munich mitgegründet.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Gesa Biermann: Nach meiner Promotion wollte ich ein Unternehmen zur Bekämpfung des Klimawandels gründen. Startups bieten einen unbürokratischen Weg, innovative Lösungen umzusetzen und einen realen Impact zu stiften – und zwar schnell. Mir war es wichtig, dass die 80.000 Stunden, die ich ungefähr in meiner Lebzeit in meine Karriere investieren werde, auch etwas bewirken. Aus diesem Grund habe ich Pina Earth gegründet.

Auf andere zugehen

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Gesa Biermann: Das alle anderen auch “nur mit Wasser kochen”. Viele GründerInnen leiden unter dem sogenannten “Imposter Syndrom”, das Gefühl, dass alle außen rum wissen, was sie tun, nur man selbst nicht. Ich beobachte diese Selbstzweifel vor allem bei Frauen, die über eine Gründung nachdenken.

Meine Sicht darauf: Man wird sich nie ganz bereit für eine Gründung fühlen bzw. bereit sein. Ich denke das ist eine unrealistische Erwartungshaltung. Aber die gute Neuigkeit ist, dass man auch nicht alles selbst können muss. Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen im eigenen oder entfernteren Umfeld sehr hilfsbereit sind, wenn man sie um Unterstützung fragt. Nur der erste Schritt muss bei einem selbst geschehen: auf Andere zugehen.

Zugang zu einem großen Netzwerk

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Gesa Biermann: Wir haben 2022 unsere erste Finanzierungsrunde abgeschlossen, ein großer Meilenstein in unserer Entwicklung. Y Combinator war dabei unser erster Investor. Die Aufnahme in den US-Accelerator Y Combinator Anfang 2022 hat uns nicht nur den Zugang zu einem großen Netzwerk an InvestorInnen eröffnet, sondern bietet uns auch weiterhin viele Vorteile, unter anderem durch Mentorship mit den YC-PartnerInnen. Die Finanzierungsrunde hat uns ermöglicht, weiter in unsere Produktentwicklung zu investieren und unser Team aufzubauen, auf mittlerweile 15 Mitarbeitende.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Gesa Biermann: Beim Spazierengehen im Englischen Garten, bei Brainstorming-Sessions mit meinem Mitgründer Florian und – der Klassiker – unter der Dusche.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Gesa Biermann: Mit großem Abstand ist auf Platz 1 Notion. Dort kann ich in kürzester Zeit eigene Tools für alles von To-Do-Management über CRMs bis hin zu Websites bauen. Ich bin kürzlich auf Arc als Browser umgestiegen und habe durch das Design besseren Fokus. Daneben nutze ich einige Tools gemeinsam in meinem Kalendersetup: unter anderem Cron, Cal.com und Reclaim.

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Gesa Biermann: Ich finde es hilfreich sich selbst aus der “Außenperspektive” zu betrachten. Wäre ich die Investorin gegenüber, würde ich in das Startup investieren? Bevor man andere überzeugen kann, muss man erst einmal selbst davon überzeugt sein. Dazu hat auch Paul Graham, der Mitgründer von Y Combinator, ein Essay verfasst, welches ich sehr empfehle.

Gesa Biermann: Keine Zeit, um auf „bessere Zeiten“ zu warten

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Gesa Biermann: Grundsätzlich ist es nie eine schlechte Zeit, zu gründen. Ich glaube fest daran, dass Startups auch oder gerade in turbulenten Zeiten eine Möglichkeit bieten, innovative Lösungen zu finden. Dennoch ist aktuell die wirtschaftliche Lage insofern schwierig, dass weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Im Hinblick auf den Klimawandel haben wir aber keine Zeit mehr “auf bessere Zeiten” zu warten – mit weniger als sechs Jahren, um unser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, zählt jede Initiative!

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Gesa Biermann: Erst einmal gehe ich nicht davon aus, dass so bald eine neue Gründung neben Pina Earth ansteht. Ich würde weiterhin im Climate-Tech Bereich bleiben, weil der Klimawandel noch lange nicht gelöst ist. Neue Technologien und Geschäftsmodelle werden hier weiterhin innovative Möglichkeiten eröffnen, um neue Lösungen zu finden.

Mehr Diversität für das Münchner Ökosystem

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Gesa Biermann: Mehr Diversität! In Finanzierungsrunden wird immer noch über 80 Prozent von männlichen Teams eingesammelt. Ich bin davon überzeugt, dass diverse Teams von unterschiedlichen Sichtweisen profitieren, egal ob es um ihre Innovationsfähigkeit oder Empathie geht. Das gleiche gilt auch für den Kreis der InvestorInnen.