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Guud: Nachhaltigkeit als Benefitprogramm für Unternehmen

Das Münchner Startup Guud wurde 2021 von Alina Friedrichs und Susanna Mur gegründet. Die Gründerinnen wollen Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil und bewussten Konsum begeistern. Dazu haben sie eine Benefit-Karte für MitarbeiterInnen von Unternehmen geschaffen, mit der man an 10.000 nachhaltigen Orten einkaufen kann. Ein Interview mit Susanna Mur.

Munich Startup: Was macht Guud? Welches Problem löst Ihr?

Susanna Mur, Mitgründerin Guudcard: Mit Guud-Benefits begeistern wir Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil und bieten Unternehmen die Möglichkeit, bewusste Konsumentscheidungen ihrer MitarbeiterInnen leichter und erschwinglicher zu machen. Die zwei Hauptprodukte sind die Guudcard, eine nachhaltige Benefit-Karte, und der Guudschein, ein Universalgutschein für nachhaltige Onlineshops.

Damit lösen wir Herausforderungen auf zwei Seiten:

  • Für KonsumentInnen ist es schwierig und auch oft teurer, nachhaltiger zu leben – weswegen hier oft ein Intention-Behaviour-Gap klafft. Mit unseren Produkten unterstützen wir unsere NutzerInnen dabei, bewusster zu leben – finanziert von der Arbeitgeberin.
  • Unternehmen müssen im ‚War for Talents‘ auf vielen Ebenen überzeugen, zunehmend auch im Bereich Nachhaltigkeit. MitarbeiterInnen und Talente legen immer mehr Wert auf das nachhaltige Engagement ihrer (potenziellen) Arbeitgeberin. Mit unseren Produkten können Unternehmen ihre Angestellten bei einem nachhaltigen Lebensstil unterstützen und so ihre nachhaltigen Werte sicht- und spürbar im (Arbeits-)Alltag verankern. Dadurch erreichen sie höhere Identifikation und Angestelltenbindung und werden gleichzeitig attraktiver für Talente.

Guud: Benefits mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Susanna Mur: Nein, tatsächlich nicht, zumindest nicht in nachhaltig. Guudcard und Guudschein sind die ersten Produkte ihrer Art im Benefits-Bereich, deren Fokus auf der Nachhaltigkeit der Akzeptanzstellen liegt. Mit der Guudcard kann man nicht tanken gehen oder beim Discounter einkaufen. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Damit sind wir die einzigen, die MitarbeiterInnenbindungs- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen verknüpfen.

Wir prüfen alle unsere über 10.000 Akzeptanzstellen auf 30 ESG-Kriterien – so können sich Unternehmen sicher sein, dass das Guthaben wirklich in nachhaltige Orte fließt. Und unsere NutzerInnen können so ganz einfach geprüft nachhaltige Orte in ihrer Umgebung entdecken. Bei unserem großen Angebot aus allen Lebensbereichen ist auch wirklich für jede/n etwas dabei: von Bio-Supermärkten und Gastronomie über nachhaltige Mobilitätsoptionen bis hin zu Kunst- und Kultureinrichtungen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory? 

Susanna Mur: Für die Gründung von Guud kamen verschiedene Dinge zusammen. Alina war ehrenamtlich bei der Genossenschaft Future Cooperative tätig, die nachhaltige Orte auf einer Map sichtbar macht. Nachdem Alina bereits vorher in einem Startup unter anderem den Personalbereich aufgebaut hatte, und dort auch eine Benefit-Karte eingeführt hat, kam ihr die Idee, das zu verbinden: Eine Guthaben-Karte für MitarbeiterInnen, mit denen diese bei den geprüft nachhaltigen Orten auf der Map bezahlen können.

Auch ich habe Startup- und Innovationshintergrund und wollte mich endlich selbstständig machen – mit einem Unternehmen, das einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft hat. Bei meinem ersten Treffen mit Alina stellten wir fest, dass wir nicht nur beruflich, sondern auch persönlich auf derselben Wellenlänge lagen. Wir teilten die Vision, einen Beitrag zur Förderung eines nachhaltigen Lebensstils zu leisten. Das inspirierte uns dazu, Guud zu gründen.

Finanzierung für ein Unternehmen im Verantwortungseigentum? Herausfordernd!

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Susanna Mur: Insbesondere die Suche nach geeigneter Finanzierung war eine Herausforderung für uns. Wir haben unser Unternehmen nach den Prinzipien des Verantwortungseigentums gegründet. Das bedeutet, dass wir es nicht verkaufen wollen, die finanziellen Auszahlungen an alle ShareholderInnen begrenzt sind und dass die Mitbestimmung nur bei den Personen liegt, die auch aktiv im Unternehmen mitarbeiten. Damit ist man bei vielen klassischen Investmentmöglichkeiten erst mal “unten durch”. Über ein Business-Netzwerk haben wir dann unsere tollen GeldgeberInnen gefunden, die unsere Werte teilen und uns nach diesen Prinzipien finanziert haben.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Susanna Mur: Seit unserer Gründung im September 2021 haben wir bereits über 170 KundInnen gewinnen können. Von der Fahrradwerkstatt bis zur Bank sind hier alle Unternehmensbranchen und -größen vertreten.

Was uns besonders freut ist, dass wir bisher schon über 1 Million Euro in den nachhaltigen Einzelhandel geleitet haben. Dieses Jahr haben wir das Ziel, diesen Betrag zu vervierfachen. Außerdem sind auf unserer Map inzwischen deutschlandweit über 10.000 nachhaltige Akzeptanzstellen gelistet, bei denen man mit der Guudcard bezahlen kann und es kommen tägliche neue dazu.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Susanna Mur: Wir haben in München gestartet und werden auch in Zukunft hier verwurzelt bleiben. Das vielfältige Netzwerk hier hat uns wertvolle Kontakte und Unterstützung verschafft, die uns dabei geholfen haben, unsere Ideen voranzutreiben und uns weiterzuentwickeln. Auch der Austausch mit anderen GründerInnen in unserem Büro im Co-Working der Wayra Germany ist sehr wertvoll für uns.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Susanna Mur: Im Moment sind wir noch ein Hidden Champion. Nachhaltige Benefits sind derzeit noch eine recht kleine Nische am Markt. Doch der Trend geht ganz klar zu mehr Nachhaltigkeit – auf Unternehmensseite und auf KonsumentInnenseite. Daher: Bald Shooting-Star!