Wie aus Dieselmotoren emissionsfreie Motoren werden – 7 Fragen an… Keyou!

Eine neue, emissionsfreie Antriebstechnik auf Wasserstoffbasis — das entwickelt das Münchner Startup Keyou. An der Technologie hatte der Gründer ursprünglich bereits für einen großen Automobilhersteller gearbeitet. Mehrere Patente sind  angemeldet und auch einen Seed-Investoren fanden die Münchner. Unsere 7 Fragen an Tom Korn, Gründer und CEO von Keyou.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir sind ein junges High-Tech Unternehmen aus München, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung von innovativen Wasserstofftechnologien spezialisiert hat, mit denen emissionsfreie Wasserstoffmotoren hergestellt werden können. Oder anders formuliert: Mit unserem Technologieansatz ist es uns möglich, konventionelle Diesel- und Gasmotoren zu emissionsfreien Wasserstoffmotoren zu transformieren – ohne großen Änderungsaufwand des Basismotors. Das sorgt für Wirtschaftlichkeit, aber auch Skalierbarkeit. Denn unsere Technik ist sowohl ‚on the road‘ als auch ‚off the road‘ möglich.

Konventionelle Motoren in emissionsfreue Motoren umwandeln

Die Weiterentwicklung des klassischen Verbrennungsmotors durch uns zur Nutzung von Wasserstoff als nachhaltigen Kraftstoff erlaubt einen Quantensprung in der Antriebsentwicklung. Wirkungsgrad und Leistungsdichte erreichen ein völlig neues Niveau – und am Ende entweicht als Abgas immer nur harmloser Wasserdampf. Der neue ‚grüne‘ Verbrennungsmotor mit ‚Keyou-inside‘-Technik bedeutet am Ende Emissionsfreiheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zugleich — ohne Kompromisse bei Leistung, Kapazität oder Reichweite. ‚Sustainable Zero Emission‘ wird sozusagen mit Keyou zur Realität.

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Unser Interviewpartner Tom Korn, Gründer und CEO von Keyou.

Die letzte Technologiewelle zum Wasserstoffverbrennungsmotor liegt mehr als zehn Jahre zurück und wurde von den deutschen Unternehmen BMW und MAN angeführt. Dass die Technologie von deutschen Automobilherstellern mit hoher Motorkompetenz getrieben wurde, ist kein Zufall. Schließlich gibt es in keinem anderen Land der Welt so viele erfolgreiche Automobilunternehmen, die in der Lage waren, durch Technologieführerschaft im Antrieb sich im harten umkämpften Automobilmarkt zu differenzieren und zu behaupten.

Wie häufig in der Automobilindustrie zu beobachten, werden interessante Technologien nicht in den Massenmarkt überführt, weil entweder die Technologie nicht ausgereift ist oder die benötigten Marktbedingungen zu diesem Zeitpunkt nicht vorhanden waren. Im Fall des Wasserstoffverbrennungsmotors haben Mitte der 2000er Jahre gleich beide Faktoren nicht gepasst, Timing und Technologiereife.

Robuster Zero-Emission-Antrieb für Nutzfahrzeuge

Mit der Keyou-inside Technologie konnten die gravierenden Schwächen der Vergangenheit hinsichtlich Wirkungsgrad und Leistungsdichte behoben werden. Bei der Vermeidung von Schadstoffen und dem Klimagas CO2 erreichen wir eine Qualität, bei der die EU-Kommission in ihrer ‚Gesetzesvorlage zur CO2-Emissionsreduzierung von Nutzfahrzeugen‘ von einem Zero-Emission-Antrieb schreibt. In Bezug auf Robustheit und Lebensdauer steht der Wasserstoffverbrennungsmotor seinem Diesel-Pendant in Nichts nach. Die Kostenstruktur ist aufgrund der vereinfachten oder nicht benötigten Abgasnachbehandlung extrem positiv.

Auch die Marktbedingungen haben sich verändert. Luftreinhaltung und vor allem der Klimaschutz haben heute in Politik und Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Kosteneffiziente und gleichzeitig alltagstaugliche Antriebe gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wir sehen, dass sich das ‚Window of Opportunity‘ von Wasserstoffmotoren zunächst für Nutzfahrzeuge gerade öffnet. Dies gilt letztendlich auch für den PKW-Bereich.

Kenner der Automobilindustrie wissen, dass die zweite Technologiewelle häufig den Weg in den Massenmarkt findet. Diesen Trend wollen die Automobilhersteller nicht verpassen.

3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?

1. Technologie
2. Team
3. Timing

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Unseren ersten strategischen Investor haben wir mit der NAGEL Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH Ende 2016 gewonnen. Seitdem haben wir die Mitarbeiterzahl verdreifacht, sieben Patente zur Anmeldung gebracht und befinden uns aktuell in sehr positiven Verhandlungen mit Motor- und Fahrzeugherstellern, die unsere Keyou-inside Technologie in ihre Plattformen integrieren wollen. Hier sind wir sehr zufrieden. Das bekommen wir von unseren Investoren auch so zurückgespiegelt.

Startups als Innovationstreiber und Wachstumsgaranten werden unterschätzt

5. Was bedeutet München für Euch?

Heimat, Lebensmittelpunkt und auch Nähe zu Kunden. Darüber hinaus Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern und Technologiepartnern, aber ebenso hohe Kosten und zu wenig Unterstützung seitens Politik für Startup Unternehmen. Ich denke, die Bedeutung von Startups als Innovationstreiber und Wachstumsgaranten für die Zukunft wird gemeinhin in der deutschen Politik unterschätzt. Es wird zwar viel darüber gesprochen, aber am Ende stehen dann doch die großen, alteingesessenen Unternehmen im Mittelpunkt.

Es gibt beispielsweise keine Steuererleichterungen, auch das Thema Fördermittel ist sehr bürokratisch und auf einen langen Zeithorizont hin angelegt. Aus meiner Sicht haben wir hier in Bayern bzw. generell in Deutschland einen gewissen Nachholbedarf, insbesondere im Vergleich zu Kalifornien oder Israel. Die Region um München hat auf jeden Fall das Potential, das Silicon Valley der High-Tech Startups in Europa sein. Aber ohne echten politischen Willen und Unterstützung wird es noch dauern.

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Entscheidend für den Markterfolg sind Technologie, Team und Timing. Die 3T passen bei Keyou. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass wir in Kürze weitere Erfolge vermelden werden.

„Im Biergarten werden oft die besten Besprechungen geführt“

7. Helles oder Prosecco?

Wir sind ein internationales Team und, der Branche geschuldet, ‚Männer-lastig‘. Im Biergarten werden oft die besten Besprechungen geführt. Dazu gibt es natürlich ein bayerisches Helles und dazu die entsprechende Prise Gemütlichkeit. Das lieben auch unsere Kollegen aus Portugal, Luxemburg, Schweden und England – wobei die Engländer öfters mal früher nach Hause müssen…:-) Du musst wissen, die meisten von uns sind auch große Fußballanhänger.