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Healthcare-Startups sind dank der Krise im Aufwind

Während viele deutsche Startups in der Corona-Krise negative Auswirkungen spüren oder gar ums überleben kämpfen, profitieren Healthcare-Startups von der aktuellen Situation. In einer Studie hat Strategy&, die Strategieberatung von PwC, diese Auswirkungen nun beziffert und gibt Ausblicke auf die weitere Entwicklung.

Laut Strategy& berichten 80 Prozent der Digital-Healthcare-Startups in Deutschland von einer höheren Nutzungsfrequenz ihrer Anwendungen. So sind die monatlichen Nutzerzahlen von Health- und Fitnessanwendungen seit Mitte März durchschnittlich um 16 Prozent angestiegen. Die Zahl der Digital-Health- und Fitness-App-User erreicht zudem mit 20,4 Millionen einen neuen Höchststand. Im Vorjahreszeitraum nutzten nur 17,6 Millionen Deutsche solche Angebote. Grund hierfür könnten sowohl die hohe öffentliche Aufmerksamkeit für Gesundheitsthemen als auch der Boom digitaler Anwendungen in Zeiten des Social Distancings sein, so die Vermutung der Studie.

„COVID-19 beschleunigt die Digitalisierung in der Medizin in einem enormen Ausmaß. Patienten und Ärzte nutzen aktuell vermehrt virtuelle Behandlungsmöglichkeiten und erkennen deren Vorteile. Daher könnten sich digitale Lösungen auch mittel- und langfristig als Ergänzung traditioneller Methoden etablieren. Ihre Resilienz haben Digital-Healthcare-Startups schon während der Finanzkrise mit geringen Finanzierungsrückgängen unter Beweis gestellt. Das aktuelle Stimmungsbild der deutschen Gründerszene bestätigt uns in der Prognose, dass die Ausgaben für digitale Gesundheitslösungen bis 2030 allein in Deutschland ein Marktvolumen von rund 40 Milliarden US-Dollar erreichen werden“,

erläutert Thomas Solbach, Studienautor und Partner bei Strategy&.

Chancen und Risiken für Healthcare-Startups

Die Entwicklung gibt den GründerInnen Anlass, positiv in die Zukunft zu blicken. So sehen 82 Prozent der Befragten neue Geschäftschancen und 72 Prozent rechnen mit höheren Investments in die eigene Sparte. Als größte mittelfristige Wachstumschance sehen dabei 88 Prozent das krisenbedingt gestiegene Bewusstsein für digitale Angebote in der Bevölkerung. Da die aktuell hohe Auslastung des Gesundheitssystems die Bundesbürger dazu zwinge, sich einen neuen Zugang zu suchen, sehen viele Gesundheits-Apps und ähnliche Lösungen im Aufwind. 12 Prozent der Befragten nennen hier auch explizit neue COVID-19-spezifische Geschäftsfelder.

Gleichzeitig sind sich die Digital-Healthcare-Startups auch der einschränkenden Faktoren der Krise bewusst. Demnach machen sich 58 Prozent Sorgen, dass Investoren Venture Capital aus Risikoprojekten zurückziehen. Außerdem befürchtet die Hälfte der Befragten, dass die Kostenträger in der Folge der Krise noch preissensibler agieren. Thomas Solbach erklärt:

„Für Digital-Healthcare-Startups könnte sich die COVID-19-Pandemie als entscheidende Wegmarke in der eigenen Entwicklung erweisen. Um Zertifizierungsprozesse und somit die Einführung innovativer Produkte weiter zu beschleunigen, sind Kooperationen etablierter Gesundheitsunternehmen, wie etwa Pharmafirmen, mit Startups denkbar, um langjährige Erfahrung mit innovativen Geschäftsideen zu vereinen. So könnte es gelingen, bürokratische Hürden im Dialog mit den Regulatoren schrittweise abzubauen. Der Weg hin zu einer patientenzentrierten digitalen Medizin mit dem Fokus auf Prävention ist angesichts des aktuellen Digital-Booms selten so klar vorgezeichnet wie heute.“

Für die Studie wurden mit Unterstützung des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung e.V. 27 deutsche Digital-Health-Gründer und -Investoren im April 2020 befragt.