Digitalisierungsschub oder Innovationsbremse? So wirkt die Corona-Krise auf Mittelständler

Homeoffice und Digitalisierungsschub auf der einen Seite, mangelndes Geld für Investitionen auf der anderen: Die Corona-Krise erzeugt ambivalente Effekte auf den deutschen Mittelstand, wie eine Untersuchung der KfW zeigt.

Die Corona-Krise sorgt für gegenläufige Entwicklungen auf die Innovationskraft mittelständischer Firmen in Deutschland. Ein knappes Viertel der von der KfW befragten Mittelständler hat die Digitalisierung seiner Prozesse in der Corona-Krise gesteigert (23 Prozent). Weitere 28 Prozent haben ihren Digitalisierungsgrad beibehalten. 14 Prozent haben ihre Digitalisierungsaktivität sogar verringert. 36 Prozent haben schon vor Corona keine Digitalisierung betrieben und beschäftigen sich auch jetzt nicht mit dem Thema. Insgesamt bleibt damit ein ordentliches Plus beim Digitalisierungseffekt durch Corona.

Weniger positiv sieht es bei der Innovationsaktivität aus. Nur 10 Prozent sind hier aktiver geworden, 17 Prozent unverändert und 25 Prozent haben ihre Bemühungen sogar zurückgefahren. 47 Prozent treiben nach wie vor keine Innovation voran. Offensichtlich haben viele Unternehmen längerfristig angelegte Innovationsprojekte angesichts der Krise auf Eis gelegt.

„Auch im Nachgang der Krise ist eine Schwächung der Zukunftsinvestitionen zu befürchten“

Die Untersuchung zeigt ein starkes Gefälle bei der Unternehmensgröße. Größere Mittelständler haben auch in der Krise ihre Digitalisierungs- und Innovationsstrategien umgesetzt oder sogar intensiviert. Kleinere Unternehmen mussten ihre Anstrengungen dagegen häufiger zurückgefahren. Besonders in Unternehmen mit starkem Umsatzrückgang fehlten Finanzierungsmittel für längerfristig und strategisch angelegte Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten.

„Die Corona-Krise hat in vielen Unternehmen zunächst eine Innovations- und Digitalisierungswelle ausgelöst, zum Beispiel durch den Ausbau von Homeoffice-Kapazitäten oder Umstellungen im Vertrieb. Dieser Schub ist allerdings vordergründig. Denn wir sehen, dass die Corona-Pandemie die Zukunftsinvestitionen im Mittelstand insgesamt belastet. Dies gilt unmittelbar für den Zeitraum während der akuten Krise“,

sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

„Auch im Nachgang der Krise ist eine Schwächung der Zukunftsinvestitionen zu befürchten, da Unternehmen dann verstärkt in ihre Krisenfestigkeit investieren werden. Für Investitionen in eine höhere Wettbewerbsfähigkeit werden diese finanziellen Mittel dann fehlen. Wirtschaftspolitische Anreize können helfen, diesen Zielkonflikt zu entschärfen.“