Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!
Blinkin: Wir sind Blinkin, ein Startup aus den Bereichen Remote Visual Support und Computer Vision. Wir geben Unternehmen und ihren Kunden einen “Help Button”. Wir entwickeln eine Plattform für visuelle Zusammenarbeit, um schneller aus der Ferne ein Problem zu verstehen und zu lösen – entweder 1:1 angeleitet durch einen Experten oder automatisiert durch den Blinkin Visualbot. Sei es in der Industrie, um Maschinenausfallzeiten zu verkürzen oder um Versicherungsschäden zu begutachten. Und wir setzen dabei auf die Effektivität von Bildern und Videos – sehen heißt verstehen.
Wir sind vier Co-Founder: Josef am Hauptsitz München und Harsh, Nitin und Dhiraj im Büro Bangalore. Wir sind alle Anfang bis Mitte 30 und wir arbeiten seit 2018 zusammen – seit 2019 ist Blinkin aktiv für Kunden am Markt. Josef hatte vor einigen Jahren für ein Kundenprojekt das Team von Harsh in Indien mit der Entwicklung einer App beauftragt. Aus dem erfolgreichen Projekt wurde Freundschaft und irgendwann eine Vision, wie man Tech-Support durch Computer Vision verbessern und schrittweise durch einen digitalen Assistenten für das Smartphone automatisieren könnte.
Technische Hilfe „binnen Sekunden, ohne App-Download, ohne Registrierung“
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Blinkin: Problem 1: Millionenfach versuchen täglich Menschen, sich am Telefon über technische Sachverhalte zu verständigen, die man selbst in der eigenen Muttersprache nur schwer beschreiben kann, die aber für einen Experten häufig mit nur einem Blick erkennbar wären. Wir fügen diesen ‚Conversations in the Dark‘ eine visuelle Ebene hinzu – binnen Sekunden, ohne App-Download, ohne Registrierung.
Problem 2: Der Austausch von Bildern und Videos zwischen x-beliebigen Personen und Unternehmen ist mit vielen Hürden verbunden. Wir stellen dafür eine visuelle Brücke zwischen den Experten und ihren Kunden her, über die mit wenigen Klicks auch größere Datenmengen DSGVO-konform übermittelt werden können.
Problem 3: Technischer Service ist durch Abhängigkeit von Vor-Ort-Einsätzen und Know-how kaum skalierbar. Wir bauen mit Computer Vision einen digitalen Assistenten, der Menschen situativ über ihr Smartphone zur technischen Selbsthilfe anleitet.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Blinkin: Auch in Zeiten von gefühlt nie endenden Videokonferenzen werden Kundenanfragen im Tech Support immer noch vorwiegend über Telefon und Emails beantwortet. Viele Unternehmen, darunter auch Versicherungen, haben zwischenzeitlich den Bedarf nach einer einfachen Verbindung für den Austausch von Bildern und für Videoanrufe zwischen ihren Experten und den Kunden erkannt und dafür Whatsapp in ihre Kundenkommunikation integriert. Und nun stehen sie vor der großen Herausforderung, Whatsapp mit einer DSGVO-konformen Lösung zu ersetzen. Wir wollen die Einfachheit von Whatsapp mit der Sicherheit eines Telefonats und bis zu einem gewissen Grad auch der Effektivität eines Vor-Ort-Besuchs verbinden. Es ist nicht unser Ziel, Vor-Ort-Besuche abzulösen, das wäre unrealistisch und aus heutiger Sicht völlig unwirtschaftlich. Unser Ziel ist es, die vermeidbaren Einsätze zu ersetzen, die Lösungsrate mit weniger Ressourceneinsatz und durch Hilfe zur Selbsthilfe zu erhöhen.
Blinkin bereitet erste Finanzierungsrunde vor
Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?
Blinkin: Erstens: Wir sind bootstrapped, das ist an sich schon eine Herausforderung. Wir müssen mit Umsätzen aber auch unsere aufwändige Forschung im Bereich Computer Vision abdecken. Wir bereiten daher aktuell unsere erste Finanzierungsrunde vor.
Zweitens: Wir arbeiten aktuell im B2B(2C) Umfeld mit meist großen Unternehmen. Das bindet an sich schon viel Ressourcen in der Zusammenarbeit und bedeutet zudem manchmal lange Entscheidungswege, die Projekte zeitlich verzögern.
Drittens: Natürlich ist es auch für uns nicht immer einfach, mit den aktuellen Covid-Rahmenbedingungen zurechtzukommen. Nicht nur, dass bei Kunden Budgets verschoben werden. Wir hatten als Team von Anfang an die Distanz zwischen Indien und Bayern zu meistern, was erstaunlich gut klappte. Aktuell arbeitet allerdings hier wie dort jedes Teammitglied von zu Hause aus. Dadurch fehlt schlicht der persönliche Austausch und wir müssen ganz bewusst für das Wir-Gefühl arbeiten.
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Blinkin: Sehr gut! Es erstaunt uns schon manchmal, mit welchen Kunden wir heute zusammenarbeiten und mit welchen Unternehmen wir in Gesprächen sind! Aktuell machen wir viele Pilotprojekte mit großen Mittelständlern und Konzernen, die wir 2021 in die operative Phase überführen werden. Für das erste Quartal haben wir bereits einige neue Piloten in Vorbereitung, in denen wir u.a. mit Kunden aus den Bereichen Automotive, Haushaltselektronik und Handwerkzeuge an der richtigen Implementierung unserer Collaboration Platform arbeiten.
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Blinkin: München ist ein lebendiges Umfeld für Startups! Wir haben sehr gute Verbindungen zur Szene im Werksviertel und dort auch unsere Büros. Wir erfahren viel Unterstützung von den verschiedenen Programmen und Einrichtungen, die in München aufgebaut wurden, wie Xpreneurs, Techfounders oder dem Insurtech Hub im Werk 1. Die daran angebundenen Netzwerke haben uns schon viele Türen geöffnet.
Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?
Blinkin: Hidden Champion sind wir sicherlich noch nicht – wir stehen am Anfang unserer Reise! Wir schätzen den Mittelstand sehr. Die meisten von uns haben schon in der Vergangenheit mit oder auch bei Hidden Champions gearbeitet. Heute lieben wir den Hidden Champion als interessierten und angenehmen Kunden von Blinkin. Ein bisschen Shooting-Star-Gefühl können wir nach den Preisen der letzten Wochen und Monate bei SaaStock, Sweden Innovation Days, Entrepreneur World Cup oder einer Doppelseite im Handelsblatt nicht abstreiten. Wichtiger noch: interessierte Unternehmen und Investoren haben bei diesen Events zahlreich angeklopft. Bei Blinkin sind wir aber primär dadurch motiviert, echte messbare Mehrwerte für unsere Kunden und deren Kunden zu kreieren, von der schnelleren Bearbeitungszeit bis zur CO2-Einsparung.