Das Gründer-Team von Neurotrim Systems: Maximilian Schiff und Rebekka Mirlach.
Foto: Neurotrim Systems

Neurotrim Systems: Mit personalisierter Therapie gegen die nächste Verletzung

Wiederverletzungen von Sprunggelenk, Knie, Hüfte und Rücken sind keine Seltenheit. Die Ursachen dafür können vielfältig sein: von mangelnden Messungen und Objektivität in der Physiotherapie bis hin zu steifen und wenig personalisierten Therapieverläufen. Das Münchner Healthtech-Startup Neurotrim Systems setzt mit seiner Hardware-Software-Lösung für Therapie und Training genau hier an. Wie das junge Unternehmen PatientInnen helfen will, das erklären die beiden GründerInnen Maximilian Schiff und Rebekka Mirlach im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Neurotrim Systems: Wir glauben an eine Welt ohne unnötige Verletzungen und helfen Menschen Außergewöhnliches in Fitness und Gesundheit zu erreichen. Therapiefehler bei Sprunggelenks-, Knie- oder Rückenverletzungen sorgen dafür, dass einer aus fünf PatientInnen sich in der Zukunft erneut verletzt. Selbst im Profisport, mit all den High-End-Möglichkeiten, muss immer noch einer aus fünf AthlethInnen die Karriere wegen einer Verletzung beenden. Das ist nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit viel persönlichem Leid verbunden.

Hardware Software Lösung für Therapie und Training

Bei Neurotrim Systems haben wir gezeigt, dass das so nicht sein muss. Unser N1.System – eine Hardware-Software-Lösung für Therapie und Training – analysiert Bewegungsmuster, findet motorische Defizite und bietet einen objektiven Einblick in die PatientInnen. Durch personalisierte Übungen können wir dann mit dem gleichen System die gefundenen Defizite beheben, Verletzungen vorbeugen und den Rehabilitationsprozess verbessern.  

Das N1.System in Anwendung. (Foto: Neurotrim Systems)

Im Profisport unterstützen wir den Trainerstab zusätzlich im Performance Monitoring und bei Return-To-Play-Entscheidungen. Die Vorteile für die Vereine liegen auf der Hand: Wir reduzieren die Zeit, die SpielerInnen an der Seitenlinie, statt auf dem Spielfeld verbringen müssen und steigern ihre Leistung, was letztlich zu besseren Ergebnissen für den Verein führt.

Rehakliniken gewinnen darüber hinaus einen ganz neuen, objektiven Einblick in ihren Therapieerfolg, können den Prozess für ihre PatientInnen optimieren und die Ergebnisse der physiotherapeutischen Arbeit auch tatsächlich schwarz auf weiß zeigen.

Wackelpads und Blickanalyse

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Neurotrim Systems: Sollte man meinen, aber leider nein. Selbst im sonst so fortschrittlichen Profisport werden motorische Defizite der SpielerInnen mit ein paar Übungen, Wackelpads und Blickanalyse „gemessen“. Das grenzt schon fast an grobe Fahrlässigkeit, aber bisher gab es einfach keine Alternative in diesem Bereich. Mit uns gibt es dafür jetzt aber keine Ausrede mehr!

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Neurotrim Systems: Der Vater von unserem CEO Maximilian Schiff entwickelt seit 2010 die Neurotrim-Methode und hat bereits mit über 500 PatientInnen und AthletInnen gearbeitet. Die vielen Erfolgsgeschichten haben uns einfach nicht losgelassen. Uns war klar, dass wir möglichst vielen Menschen mit diesem Ansatz helfen möchten und dafür brauchten wir eine skalierbare und einfach einzusetzende Lösung. So ist erst Neurotrim Systems und dann unser Produkt, das N1.System entstanden.

„Die Pandemie war kein Zuckerschlecken“

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Neurotrim Systems: Die Pandemie war kein Zuckerschlecken, aber da sind wir sehr gut durchgekommen. Gestiegenen Materialpreise, die Chip-Knappheit sowie Entwicklungs- und Produktionsverzögerungen haben uns immer vor Herausforderungen gestellt und neue Lösungen von uns gefordert.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Neurotrim Systems: Das kommende Jahr steht bei uns unter dem Motto „Creating Value“. In einem Jahr möchten wir das Lieblingsanalyse- und Rehatool für die ersten Profisportvereine sein und das N1.System in erste Rehazentren eingebunden haben. Das Team soll genauso großartig sein wie heute schon. Das gilt auch für in fünf Jahren, nur dass das Team bis dahin sicherlich stark gewachsen ist.

In 5 Jahren möchten wir im internationalen Markt vertreten sein, unter anderem auch in den US-amerikanischen Sportligen. Außerdem planen wir eine automatisierte Version unseres Systems, das dann auch in Fitnessstudio oder Physiotherapiepraxen eingesetzt werden kann.

Technischer Fokus in München

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Neurotrim Systems: Wir waren von Anfang an eng in das Netzwerk der TUM und UnternehmerTUM eingebunden und konnten da viel mitnehmen. Wir haben in München eine hohe Ernsthaftigkeit wahrgenommen und natürlich gefällt uns auch der technische Fokus. Die Förderungen, Unterstützungen und Programme, die München zu bieten hat, sind immens. Zusätzlich gibt es für uns im Umkreis großartige Produktionspartner, mit denen wir zusammenarbeiten.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Neurotrim Systems: Langer Atem – definitiv. Wir möchten mit unserem Produkt etwas bewegen und möglichst vielen Menschen helfen, das braucht Zeit. Hardware und die Branche, in der wir uns bewegen haben in der Regel sowieso längere Zyklen. In der Kombination ist also umso mehr Durchhaltevermögen gefragt – und das bringen wir mit!