Gründerin Nora Sommer von Raya.

Women in Tech: Nora Sommer von Raya

Raya Diagnostics unterstützt Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren mit radiologischer Telediagnostik in der Patientenversorgung. Durch die Kombination aus innovativer Technologie und Diagnostik trägt das Startup zu einer flächendeckenden Versorgung bei und unterstützt bei Personalmangel und Kapazitätsengpässen. Das Healthtech wurde 2021 von Nora Sommer gemeinsam mit Christoph Commes und Tobias Höfler gegründet. Sommer ist Fachärztin für Radiologie und Privatdozentin an der LMU München. In unserem Interview erklärt sie, wieso sie den Schritt von einer klassisch universitären Laufbahn in die freie Wirtschaft gewagt und Raya gegründet hat.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Nora Sommer, Raya Diagnostics: Der wichtigste Grund zur Gründung war eine Fehlentwicklung in der Branche: Es gibt immer mehr radiologische Untersuchungen, aber immer weniger Spezialisten und Fachkräfte, die dem gerecht werden können. Wir treten mit Raya an, um eine exzellente Patientenversorgung heute und in Zukunft flächendeckend sicherzustellen.

Dafür bringen wir neue Arbeitsmodelle und innovative Technologie in die Radiologie, sodass wir als flexibler Partner ortsunabhängig durch Telediagnostik unterstützen können. Gleichzeitig halten wir das Wissen in der Branche, indem wir attraktive und familienfreundliche Arbeitsmodelle ermöglichen.

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Nora Sommer: Für mich war einiges neu. Das Ökosystem Krankenhaus funktioniert ganz anders als eine wachsende, junge Firma. Das Wichtigste ist, sich immer wieder klar zu machen, was in der aktuellen Situation die richtige Maßnahme ist, um mit der Firma den nächsten Schritt zu machen. Es gilt, sich genau darauf zu fokussieren und die gesamte Kraft zu bündeln, um strukturiert und schnell nach vorne zu kommen. Wichtig ist dabei immer, sich nicht in zu viele Ideen und Projekte gleichzeitig zu verstricken.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Nora Sommer: Wir haben Starthilfe von Privatpersonen und Förderprogrammen erhalten.

Raya: Gute Dynamik durch ein diverses Team

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Nora Sommer: Ideen kommen mir oft, wenn die Gedanken einmal freien Lauf haben. Als Gründerin und Mama gibt es wenige wirklich ruhige Momente, einer davon ist beim Garteln. Allerdings muss ich auch sagen, dass sich viele Ideen im Austausch mit meinen Mitgründern und dem Team ergeben. Durch die Kombination aus Ärztin, Entwickler und Kaufmann haben wir eine Dynamik, in der Ideen nicht nur entstehen, sondern auch schnell durchdacht und umgesetzt werden können. Bei Raya verfolgen wir den Ansatz: Die beste Idee gewinnt. Diese kommen meist aus den diversen Teams – von WerkstudentInnen ebenso wie vom Management.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Nora Sommer: Als Ärztin waren mir viele Tools und Möglichkeiten ganz neu. Mich faszinieren sämtliche Tools, die das Arbeiten erleichtern. Sei es Planerio für die automatisierte, digitale Dienstplanerstellung unseres wachsenden Radiologen-Teams, beziehungsweise Personio für das Personalmanagement – wir nutzen beide Tools bei Raya – oder coole Tools, die die Zusammenarbeit remote erleichtern, wie miro.

Als Radiologin darf für mich Smart Reporting nicht fehlen, eine medizinische Dokumentationstechnologie, um klinische Daten effizient zu erfassen, zu strukturieren und zu verarbeiten. Denn das beschleunigt den radiologischen Befundungsalltag von mir und meinen Kollegen bei Raya und wertet die Befundung gleichzeitig qualitativ auf.

„Authentizität ist das A und O“

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Nora Sommer: Der Elevator-Pitch muss sitzen. Oft hat man nur wenig Zeit (und eine geringe Aufmerksamkeitsspanne des Gegenübers), um die eigene Story zu präsentieren. Die USPs müssen klar, verständlich und überzeugend sein.  Zudem ist Authentizität das A und O: Als Ärztin erkläre ich gerne und leidenschaftlich, wie unser Service den klinischen Alltag der Kollegen vor Ort erleichtert und warum die Themen Telediagnostik und Telemedizin für die Zukunft der Gesundheitsversorgung so eine zentrale Rolle spielen werden. Wenn es um Zahlen und Tech geht, räume ich das Feld für meine Mitgründer Christoph und Tobias.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Nora Sommer: Ja! Denn auch wenn sich die Lage am Kapitalmarkt eher zuspitzt, bin ich mir sicher, dass gute Ideen, Produkte und Services immer Fürsprecher und Unterstützung finden werden.

Healthtech hat viel Potenzial

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Nora Sommer: Für mich bleibt der Gesundheitssektor aufgrund meiner Ausbildung naheliegend und aktuell haben wir noch einige Ideen, die wir mit Raya Diagnostics entwickeln werden. Gerade im Healthtech-Bereich sehe ich rund um das Thema digitale Lösungen und digitale Transformation von Prozessen noch extrem viel Potenzial. Die Künstliche Intelligenz ist auch in der Medizin auf dem Vormarsch und wird die Branche revolutionieren. Aber auch das Thema Prävention von Erkrankungen kommt aus meiner Sicht in Deutschland viel zu kurz und ist noch stark ausbaufähig.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Nora Sommer: Ich denke, gerade in der Gründungs- und Anfangsphase eines Startups ist der intensive Austausch im Team superwichtig. Auch wenn heute vieles remote funktioniert, sind Brainstormen, Ausarbeiten und gemeinsame Workingsessions vor Ort wichtig. Nur wo? Teure Mieten und die Verfügbarkeit von Büroflächen mit der individuell benötigten und passenden Infrastruktur sind für Gründer in München sicher eine besondere Herausforderung.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Nora Sommer: Durch Raya habe ich Zugang zur Softwareentwicklung bekommen und bin jeden Tag aufs Neue begeistert, wenn wir Wünsche von unseren Radiologen einfach direkt technisch umsetzen können. Im Optimalfall entwickelt man Verständnis füreinander, um sich besser zu verstehen. Dazu würde ich mich wahnsinnig gerne mit Reshma Saujani austauschen. Sie kam ursprünglich auch aus einer anderen Branche, nämlich Jura, und hat sich da so reingefuchst. Und ganz nebenbei natürlich Mädchen und Frauen ermuntert, selbst zu Coden. Ich würde sie nach einer guten Entwicklerin, die für Raya coden möchte, fragen.

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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