Foto: Octavi

„Wissen diszipliniert nutzen“ – Crowdfunding-Tipps von Octavi

Das Münchner Startup Octavi hat einen Flugsimulator für Zuhause entwickelt. Mit dem intuitiven und ergonomischen All-in-One-Gerät kann man alle wichtigen Instrumente in einem Flugsimulator steuern, ohne aufwändig Hardware zu installieren. Der Gründer Felix von Plehwe hat mit seiner Idee über 90.000 Euro über eine Crowdfunding-Kampagne eingesammelt. Im Interview gibt er seine Tipps weiter.

Munich Startup: Ihr habt mit Octavi innerhalb von drei Stunden das Finanzierungsziel geknackt. Wie erklärst Du Dir – abseits des tollen Produkts – diesen Erfolg?

Felix von Plehwe, Octavi: Das hat uns natürlich sehr positiv überrascht, kam aber nicht ganz durch Zufall. Wir sind der verbreiteten Einschätzung gefolgt, dass erstens nur ein Bruchteil der Unterstützer über das eigentliche Crowdfunding-Portal auf ein Produkt aufmerksam wird und zweitens ein großer Teil des Marketings vor der Kampagne stattfinden muss. Daher haben wir uns im Vorfeld um mediale Aufmerksamkeit bemüht, eine einfache, aber ansprechende Landing-Page gebaut und eine vierstellige Anzahl an Newsletter-Abonnenten und Facebook-Followern gesammelt, bevor es losging. Die Quote der Abonnenten, die uns dann tatsächlich unterstützt haben, lag dann bei über 10 Prozent. Das war deutlich mehr als erwartet und hat zu einem sehr schnellen Erreichen des Ziels geführt.

Octavi: „Erfolg kam nicht ganz durch Zufall“

Munich Startup: Wie habt Ihr Euch ganz konkret auf die Kampagne vorbereitet und wo habt Ihr gute Unterstützung gefunden?

Felix von Plehwe: Wir haben aktiv Angebote genutzt, sowohl vor Ort in München als auch digital. Beim Crowdfunding-Frühstück haben wir einiges an Erfahrung abgreifen können, die man nur in einem Dialog bekommt. Außerdem haben wir über andere Formate (zum Beispiel das Innovations-Café des SCE) andere Startups mit Crowdfunding-Erfahrung kennengelernt. Es gibt jedoch auch viel frei verfügbares Wissen dazu im Internet. Wichtig ist, dieses Wissen auch diszipliniert zu nutzen.

Munich Startup: Was ist komplett schief gelaufen?

octavi Konsole

Felix von Plehwe: Kickstarter hat nur schlanke fünf Regeln für Kampagnen. Regel Nummer zwei haben wir glatt überlesen – Computer-Renderings von Produkten sind nicht zulässig. Wir hatten über die gesamte Kampagnenseite und auch im Video fein ausgearbeitete Renderings eingebaut, die wir dann kurz vor dem bereits angekündigten Kampagnenstart austauschen mussten. Das hätte auch ins Auge gehen können – eine ausgedehnte Nachtschicht hat es aber zum Glück rausgerissen.

Munich Startup: Wie konntet Ihr durch die Crowdfunding-Förderung der Stadt München profitieren?

Felix von Plehwe: Die Crowdfunding-Förderung der Stadt München hat uns sehr geholfen. Durch die Förderung der Kreativleistungen konnten wir einen professionellen Videodreh am Flugplatz Schleißheim inklusive Drohnen-Flybys umsetzen. Das hat sicherlich für mehr Vertrauen bei potenziellen Unterstützern gesorgt. Außerdem wurde die Vorbereitung dadurch wesentlich konkreter, dass wir für die Förderung unser Vorhaben im Antrag schriftlich für Dritte festgehalten haben.

Etliche gute Ideen zu Produktfeatures durch UnterstützerInnen

Munich Startup: Welche Erfahrungen habt Ihr während der Kampagne gemacht? Was hat Euch positiv – oder negativ – überrascht?

Felix von Plehwe: Wir sind schwer begeistert von unseren Unterstützern. Neben sehr motivierendem Zuspruch zu unserem Produkt haben wir auch etliche gute Ideen zu Produktfeatures und anderen Dingen bekommen, auf die wir nie gekommen wären. Wir konnten unsere Kunden und ihre Wünsche viel besser kennenlernen, als das über einen regulären Verkauf möglich gewesen wäre. Und das zusätzlich zu der Tatsache, dass wir die gesamten Fertigungskosten komplett aus der Kampagne finanzieren konnten. Eine negative Folge des großen Andrangs war, dass die Early-Bird-Deals in wenigen Minuten ausverkauft waren und wir manche Unterstützer verärgert haben. Da hätte eine zeitliche Begrenzung statt einer Mengenbegrenzung besser funktioniert.

Munich Startup: Welche nachhaltigen Effekte hatte die Kampagne? Und wie geht‘s jetzt bei Euch weiter?

Felix von Plehwe: Recht schnell nach Auslieferung des Produkts haben wir gemerkt, dass wir die Erwartungen unserer Kunden mehr als erfüllt haben. Das hat erfreulicherweise auch zu großem Interesse neuer Kunden und organischer PR geführt. Wir bekommen täglich Anfragen, wann es unser Produkt regulär zu kaufen gibt. Wir sind mit Hochdruck daran, so schnell wie möglich wieder liefern zu können. Noch in den nächsten Wochen wird es dazu eine Ankündigung in unserem Newsletter geben!