Annabell Vacano und Valentin Diehl sind die GründerInnen von Atopia
Foto: Atopia

Atopia: Kultur für alle

Kulturelle Erlebnisse für alle Menschen zugänglich zu machen, ist die Mission von Atopia. Ihre digitale Plattform für Kunst und Kultur bringt Museen, Galerien und Konzertbühnen in das heimische Wohnzimmer. Uns haben sie erzählt, wie das funktionieren soll und was sie in den nächsten Jahren noch alles erreichen wollen.

Munich Startup: Was macht Atopia? Welches Problem löst Ihr?

Annabell Vacano, Atopia: Während Zugang zu Kultur essenziell für psychologisches Wohlbefinden, Inklusion und sogar ein Menschenrecht ist, fehlt 12 Prozent der EuropäerInnen und 34 Prozent der US-AmerikanerInnen dieser. Atopia ist ein Metaverse für Kunst und Kultur, eine Plattform – zugänglich über eine VR-Brille oder von jedem Web-Browser – auf der alle Museen, Galerien, Sehenswürdigkeiten und Kulturevents immersiv von zu Hause aus erlebt werden können.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Annabell Vacano: Es gibt bereits zweidimensionale Plattformen wie Google Arts & Culture oder Europeana, die Wissen und Lernen über Kunst zugänglich machen. Es fehlt jedoch der Erlebnisfaktor, welcher der Hauptgrund für das Kulturengagement der meisten Menschen ist.

Virtuelle (VR-)Produktionen gibt es ebenfalls bereits viele im Kulturbereich. Was fehlt, ist eine Plattform, um deren Auffindbarkeit und Distribution zu ermöglichen. Existierende Metaverse-Plattformen eignen sich nicht für die komplexen Zielsysteme von Kunsteinrichtungen – oftmals sind sie Spekulationsmärkte, visuelle Qualität steht nicht an oberster Stelle, und wichtige Features fehlen. Außerdem können wertvolle Netzwerkeffekte nur geschaffen werden, wenn eine Plattform einen gewissen Spezialisierungsgrad aufweist – in den App Stores der gängigen VR-Brillen gibt es hierfür keine passende Plattform.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Annabell Vacano: Valentin Diehl und ich kennen uns, seit wir vor mehreren Jahren zufällig in die gleiche WG gezogen sind. Wir arbeiteten an fast all unseren Projekten gemeinsam. Die Idee zu Atopia kam uns im Zuge eines gemeinsamen Brainstormings dazu, wie man digitale Kultur so gestalten kann, dass tatsächliche Erlebnisse entstehen.

15 Kultureinrichtungen kooperieren mit Atopia

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Annabell Vacano: Als Plattform standen wir vor einem typischen Henne-und-Ei-Problem: Wir brauchten Partnerinstitutionen, um unsere Plattform zu entwickeln und UserInnen anzuziehen, aber gleichzeitig auch eine Plattform und UserInnen, um für Institutionen interessant zu sein. Wir haben es mit viel Mühe und zahlreichen Gefallen geschafft, bereits in den ersten wenigen Monaten 15 renommierte Kultureinrichtungen als Launch-Partner zu gewinnen – das hat uns nicht nur gezeigt, dass tatsächlich Bedarf für unsere Lösung besteht, sondern uns auch den notwendigen Rückenwind für den Abschluss unserer Pre-Seed-Runde gegeben, welche wir kürzlich mit Funds wie FOV Ventures, einem renommierten auf Metaverse-Investments fokussierten Fund, sowie Heartfelt (früher APX) sowie mehreren Angel InvestorInnen schließen konnten.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Annabell Vacano: In einem Jahr wollen wir gelauncht haben, erste Umsätze generieren und über eine wiederkehrende UserInnen-Basis verfügen. In fünf Jahren wollen wir eine der Top-10 Entertainment-Plattformen im XR-Bereich sein.

Neuer XR-Hotspot München

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Annabell Vacano: Für XR wird München gerade zum Hotspot – Apple hat eines seiner nur zwei Europäischen Testzentren für die Vision Pro hier in München aufgebaut und auch Meta hat vor wenigen Wochen den Aufbau eines signifikanten Standorts für immersive Technologien hier angekündigt. Immense Unterstützung haben wir durch die TUM Venture Labs mit Antoine Leboyer, aber zum Beispiel auch durch das Wavelab mit Antonia Wach – einen Kultur-Tech orientierten Inkubator – und die UnternehmerTUM erfahren. Ich könnte mir daher keinen besseren Standort vorstellen, um heute ein XR-Startup zu gründen!

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Annabell Vacano: Ich denke, man muss das Rad nicht neu erfinden, und wenn es irgendwo ein gutes Software Development Kit gibt, dann freuen wir uns sehr – die essenziellen Bestandteile unserer Technologie entwickeln wir allerdings alle inhouse. Das ermöglicht uns Agilität, Freiheit und Sicherheit – und ein Sicherstellen unseres hohen Qualitätsanspruchs.