Für Franka Emika sah es zuletzt schlecht aus: Das 2016 gegründete Robotik-Unternehmen musste im August dieses Jahres Insolvenz anmelden, nachdem es sich keine Anschlussfinanzierung sichern konnte. Wie der Branchendienst Automationspraxis berichtet, sei dies aufgrund von Differenzen auf Ebene der GesellschafterInnen geschehen. Zu diesem Zeitpunkt hieß es, die Auftragsbücher von Franka Emika seien voll und der vorläufige Insolvenzverwalter überzeugt, dass man Investoren für eine Weiterführung des Geschäftsbetriebs finden werde.
Zeitgleich ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen Subventionsbetrugs gegen das Startup, wie zuerst der Bayrische Rundfunk berichtete. So wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass die MitarbeiterInnen trotz erhaltenem Kurzarbeitergeld weiterhin in Vollzeit gearbeitet hätten.
Agile Robots will in Wachstum von Franka Emika investieren
Nun übernimmt Agile Robots das angeschlagene Unternehmen für eine nicht genannte Summe. Laut Business Insider seien 33 Millionen Euro über den Tisch gegangen. Das Unternehmen plane, den Betrieb von Franka Emika mit seinen rund 100 MitarbeiterInnen fortzuführen. Auch wolle man in das weitere Wachstum des Unternehmens in Bayern investieren. Dazu zählen die Ausweitung des Produktportfolios, die Stärkung des globalen Vertriebs und die Weiterführung der F&E-Aktivitäten.
Zhaopeng Chen, CEO und Gründer von Agile Robots, sagt:
„Der Zusammenschluss von Agile Robots und Franka Emika ist ein starkes Signal für den Robotik- und KI-Standort Deutschland. Mit der Übernahme wurde eine industrielle Lösung gefunden, die uns die einmalige Chance bietet, ein bayerisches Technologieunternehmen mit einer echten globalen Perspektive zu schaffen. Wir freuen uns, gemeinsam mit den Mitarbeitenden von Franka Emika die Zukunft der Industrie 5.0 zu gestalten.“
Rory Sexton, VP Operations von Agile Robots, ergänzt:
„Mit dem Zusammenschluss beschleunigen wir die Umsetzung unserer internationalen Wachstumsstrategie. Die Kombination hoher KI- und Softwarekompetenz mit führender Robotertechnologie stärkt unsere Innovationskraft und die Fähigkeit, bedarfsgerechte und marktreife Produkte auf den Markt zu bringen. Das ist gut für den Standort, für die Mitarbeitenden und für die Kunden beider Unternehmen.“
Probleme mit den Patenten
Dabei ist auch die Übernahme von einem Problem begleitet, dass sich für Agile Robots noch als ärgerlich herausstellen könnte. Wie das Handelsblatt berichtet, verkaufte Franka Emika wenige Wochen vor dem Insolvenzantrag die Rechte an rund 700 Patenten. Zwar arbeite der Insolvenzverwalter an einer Rückabwicklung des Verkaufs und auch Gesellschafter hätten einstweilige Verfügungen gegen den Kaufvertrag erwirkt. Ob diese Schritte erfolgreich waren, ist bisher jedoch nicht bekannt.
Gleichzeitig werden die Verbindungen von Agile Robots nach China thematisiert. So gehört etwa Foxconn Industrial Internet mit Sitz im chinesischen Shenzhen zu den Investoren in das Startup. Zusammen mit der japanischen Softbank und den Gründern hält der OEM die Mehrheit am Unternehmen. Unter den weiteren Geldgebern finden sich zudem mit Linear Ventures und Hillhouse Capital weitere Investoren aus China. Auch seien fünf der sieben Aufsichtsräte von Agile Robotics Unternehmer und Investmentmanager aus Shanghai und Peking, so Business Insider. Das Blatt berichtet zudem von einem Schreiben der Münchner Unternehmerbrüder Christoph und Martin Schoeller an das Bundeswirtschaftsministerium, in dem sie vor einer Veräußerung an Agile Robots warnen, da das Unternehmen „durch in China ansässige Gesellschaften und Institutionen kontrolliert“ sei. Die beiden seien ebenfalls an einem Erwerb von Franka Emika interessiert gewesen.