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Global Savings Group: „Wir freuen uns immer über gesunden Wettbewerb“

Seit bald zwölf Jahren hilft die Global Savings Group (GSG) aus München VerbraucherInnen dabei, bessere Shopping-Entscheidungen zu treffen und dabei Geld zu sparen. Im Interview blickt COO Johannes Wirth auf das Erreichte zurück, durchleuchtet seine Branche und erklärt aktuelle Herausforderungen.

Die 2012 in München gegründete Global Savings Group (GSG) ist Europas größtes Produktempfehlungs-, Shopping-Community- und Rewards-Unternehmen mit einer internationalen Präsenz in mehr als 20 Märkten und über 1.000 MitarbeiterInnen. Das Unternehmen erreicht laut eigenen Angaben pro Jahr weltweit rund zwei Milliarden Webseiten-BesucherInnen und kommt auf ein Gross Merchandise Value (GMV) von etwa 500 Millionen Euro pro Monat. Weltweit vertrauen rund 13.000 Händler und Marken auf die Services von GSG, darunter Nike, Ebay, Expedia und Adidas. Das Unternehmen wird auch heute noch von einem der drei Gründer, Gerhard Trautmann, als CEO geführt.

Unser Interviewpartner Johannes Wirth ist seit Sommer 2023 COO der GSG Group. Seine Rolle wurde im vergangenen Jahr neu geschaffen – als das Unternehmen seine internen Strukturen veränderte, um unterschiedliche Bereiche besser zu verzahnen. Als Dachorganisation umfasst die GSG Group drei Business Units: „Connect“ wurde von Wirth über viele Jahre bis Sommer 2023 als CEO geleitet und umfasst das klassische Coupon-Geschäft mit Marken wie Coupons.com. Unter „Communities“ werden die Aktivitäten von Deals Communities wie MyDealz zusammengefasst und der Bereich „Cashback“ verantwortet die Geld-zurück-Programme von GSG mit zum Beispiel Shoop in Deutschland.

Zwölf Jahre voll internationalem Wachstum und M&A-Aktivitäten

Munich Startup: Die Global Savings Group wird im Sommer zwölf Jahre alt. Was waren die größten Meilensteine auf Eurem bisherigen Weg?

Johannes Wirth, Global Savings Group: Da gibt es aus meiner Sicht drei Wesentliche: Zuerst sind wir in den ersten fünf Jahren nach der Gründung organisch gewachsen und haben unser Connect-Segment aufgebaut, also das global größte digitale Gutscheinnetzwerk. Die zweite große Entwicklung kam danach mit den Akquisitionen. Wir sind stark über M&A gewachsen und haben zum Beispiel Igraal gekauft und haben uns mit Pepper zusammengeschlossen, was uns einen großen Schub gegeben hat. Insgesamt hatten wir knapp 500 Millionen Euro an kumuliertem Dealvolumen auf der M&A-Seite.

Unser dritter großer Meilenstein war der Eintritt in den US-amerikanischen Markt. Wir waren dort zunächst einige Jahre im Gutschein-Segment aktiv und haben viel Erfahrung und Expertise vor Ort aufgebaut. Außerdem konnten wir erfolgreich mit Partnern wie CNN und Business Insider zusammenarbeiten. Schließlich haben wir dann Coupons.com gekauft, weil wir uns zugetraut haben, diese Brand noch enorm weiterentwickeln zu können. Und das hat bisher auch sehr gut funktioniert.

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung seit der Gründung entwickelt?

Johannes Wirth: Zunächst wurde die Firma ja mit einer anderen Absicht gegründet. Dropgifts, wie sie damals hieß, sollte ursprünglich eine Social-Gifting-Plattform sein. Wir haben aber schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert, also sind wir auf Gutscheine gewechselt. So haben wir das Geschäftsmodell weiterentwickelt und sind schnell über Eigenmarken internationalisiert. Dann haben wir das Gutscheinnetzwerk als White-Label-Lösung für Partner verfügbar gemacht. Mit dabei sind da zum Beispiel in Deutschland Focus Online und Chip, in Großbritannien die Daily Mail und in den USA eben CNN und Business Insider. Für viele Partner entwickelte sich das schnell zu einem relevanten Teil ihres Umsatzes.

Global Savings Group sieht sich selbst als Scaleup

Außerdem haben wir immer daran gearbeitet, unsere Lösung für die NutzerInnen weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung intelligenter CRM-Lösungen sowie die Erweiterung der Angebote, zum Beispiel mit Geschenkkarten und Produktreviews. Dabei verfolgen wir immer das Ziel, mehr und mehr Touchpoints innerhalb der Kaufentscheidung der Nutzer abzudecken.

Munich Startup: Wie ordnet Ihr Euch selbst ein? Seht Ihr Euch noch als Startup?

Johannes Wirth: Mit unserer Größe und unserem Alter sehen wir uns nicht mehr als Startup, sondern vielmehr als Scaleup. Wir wollen noch weiter wachsen und versuchen dabei, viel von der Arbeitsweise und dem Spirit eines Startups zu erhalten. Das bringt Geschwindigkeit und Innovation in ein Unternehmen mit über 1.000 MitarbeiterInnen. Natürlich können wir nicht mehr so agieren wie mit zehn Angestellten, bestimmte Prozesse müssen da aufgebaut, standardisiert und professionalisiert werden. Den Startup-Spirit erhalten wir uns dabei durch neue Ideen, Projekte und Produkte, die wir versuchen, wie ein Startup aufzusetzen. Das bekommt dann ein eigenes Budget und wir tun alles Nötige, damit dass Thema schnell vorankommen kann. Und dann kommt noch hinzu, dass viele MitarbeiterInnen seit Anfang an mit dabei und in Führungsrollen hineingewachsen sind. Das prägt die Kultur enorm und hilft dabei, den Startup-Spirit aufrechtzuerhalten.

„Wir freuen uns immer über gesunden Wettbewerb“

Munich Startup: Wie hat sich Euer Markt seit der Gründung verändert?

Johannes Wirth: Der Markt hat sich sehr professionalisiert und ist zugleich enorm gewachsen. Affiliate-Marketing ist zu einem festen Bestandteil im Marketing-Mix vieler Brands und Advertiser geworden, was vor allem chinesische Spieler nutzen, um neue Märkte für sich zu erschließen. Generell sehen wir natürlich mehr Wettbewerb im Markt, weil dieser wächst. Wettbewerb sehen wir sportlich, denn das treibt einen an, sich stetig weiterzuentwickeln. Auch Cashback war beispielsweise vor zehn oder elf Jahren noch ein Nischenprodukt, das sich inzwischen großer Beliebtheit erfreut, etwa in Deutschland, Frankreich und Spanien.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die Wanderung der NutzerInnen weg vom Desktop zu Mobile. Zu Beginn kam fast der gesamte Traffic über den Desktop, heute ist der größte Teil unserer Reichweite Mobile. Diesen Wandel mitzumachen und das Produkt entsprechend weiterzuentwickeln, war natürlich auch eine Herausforderung. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen, ist das Thema Tracking. Für die Industrie ist Tracking wichtig, da es ja eine Provision für eine erfolgreiche Kaufvermittlung gibt. Damit gehen aber viele Regularien auf Seiten der Browser und Regierungen einher. Es braucht gute technische Lösungen, um das zu meistern.

Und zuletzt sehen wir, wie E-Commerce-Modelle sich ständig verändern, weiterentwickeln und sich neue Modelle etablieren, wie etwa Food Delivery, Streaming oder Mobility Services. Auch das verändert unseren eigenen Markt, denn unser Geschäft ist ja horizontal über alle E-Commerce-Kategorien hinweg aufgesetzt.

Chinesische Plattformen fordern etablierte Player heraus

Munich Startup: Welche Möglichkeiten seht Ihr, mit dem neuen Druck der chinesischen Player umzugehen?

Johannes Wirth: Es gibt inzwischen zahlreiche Spieler – einige, wie etwa Aliexpress, kennt man schon länger. In den letzten ein bis zwei Jahren sind dann neue Firmen mit großer Relevanz im Consumer-Bereich hinzugekommen. Dazu zählen Temu, Shein oder auch Miravia, das bisher nur in Spanien aktiv ist. Sie drängen mit großen Marketing-Budgets und durchaus innovativen Geschäftsmodellen in den E-Commmerce in Europa und den USA. So etwas finden wir, wie schon gesagt, generell erst einmal spannend, da es alle anderen zu Innovation treibt. Und die etablierten Spieler in Europa sind gut beraten, sich das genau anzuschauen und eine gute Strategie zu entwickeln, darauf zu antworten.

Mir selbst ist dabei wichtig, die Praktiken aller Spieler in Bezug auf Nachhaltigkeit zu betrachten. Wir müssen uns ansehen, wie viel nachhaltiger die bestehenden Spieler tatsächlich sind und wie die neuen Spieler den Konsum verändern. Neue Märkte wie Ultra Fast Fashion oder Gadgets für Küche und Haushalt bekommen durch die neuen Spieler mehr Aufmerksamkeit, da sie hier ihre Marketing Invests steigern. Das wiederum fördert den Konsum. Und die machen das schlau und innovativ, sie bieten tolle Rabatte und Deals, die über Gamification-Elemente freigeschaltet werden. Zudem bieten sie wahnsinnig niedrige Preise, da sie dank ihrer nochmal schlankeren Supply Chains die etablierten Spieler unterbieten können.

Das alles müssen wir im Blick haben. Aber letztendlich ist das Hauptziel für uns als GSG dem Verbraucher dabei zu helfen, Geld zu sparen und die beste Kaufentscheidung zu treffen. Wenn die NutzerInnen Interesse haben, die neuen Produkte zu kaufen, werden wir dabei auch helfen. Wir sehen uns nicht als objektive Beobachter. Wir wollen ein gesamtheitliches Angebot bieten und dabei die Nachhaltigkeit im Auge behalten.

Global Savings Group: Von München in die Welt

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem Weg?

Johannes Wirth: Tatsächlich hat das Münchner Ökosystem für uns zu Beginn eine sehr geringe Rolle gespielt. Das lag vor allem daran, dass wir uns sehr schnell auf das internationale Geschäft fokussiert haben. Unser Fokus lag dabei erstmal auf Ländern in Südeuropa, Südamerika und auch in den Nordics. Dort hatten wir einen geringeren Wettbewerb und konnten so schnell wachsen und den Markt konsolidieren. Deutschland als Kernmarkt war hingegen erst einige Jahre nach der Gründung ein Thema für uns.

Für uns sehr wichtig war aber HV Capital als relevantester Investor mit Sitz in München. Denn die räumliche Nähe war von Beginn an und ist auch nach wie vor wichtig für uns, da wir uns so intensiv austauschen können. Ich persönlich habe zudem an der Technischen Universität TUM-BWL studiert, daher empfinde ich eine gewisse Nähe zum Ökosystem. Und ich finde es großartig, was sich da seit unserer Gründung 2012 entwickelt hat: erfolgreiche Gründungen, eine professionelle VC-Landschaft, die Rolle der Unis und der Institutionen wie die UnternehmerTUM, das CDTM und andere.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als Nächstes hin?

Johannes Wirth: Die Internationalisierung ist für uns auch weiterhin ein großes Thema. Mit unserem Gutscheinnetzwerk sind wir mittlerweile in 24 Ländern aktiv, mit Cashback hingegen nur in drei und den Deal Communities in etwa zehn. Da sehen wir noch großes Ausbaupotenzial. Darüber hinaus haben wir nach den M&A-Deals der letzten Jahre intern noch Hausaufgaben offen: Wir wollen die Teams und Business Units enger miteinander integrieren und Synergien heben, die wir hier für NutzerInnen und Händler sehen. Und für die KonsumentInnen arbeiten wir an neuen Lösungen, indem wir Brand und Shopping Solutions enger miteinander verzahnen und die gesamte User Journey der Kaufentscheidung noch besser abbilden – idealerweise an jedem Touchpoint.

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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