Das DAX-Fintech Wirecard übernimmt die Mehrheitsanteile am chinesischen Zahlungsabwickler Allscore Payment Services. Zugleich zeigen die Gewinnprognosen der Münchner steil nach oben.
Wirecard übernimmt 80 Prozent der Anteile am 2007 gegründeten Zahlungsabwickler Allscore Payment Services mit Sitz in Peking. Die verbleibenden 20 Prozent der Anteile können die Münchner nach zwei Jahren über eine Call Option erwerben. Entscheidend für die Übernahme war offenbar das Lizenzportfolio des chinesischen Unternehmens. Dieses soll es dem DAX-Unternehmen ermöglichen, international tätigen chinesischen Händlern globale Zahlungsdienstleistungen sowie Auszahlungen in ihrer lokalen Währung anzubieten. Auch nicht-chinesische Wirecard-Kunden sollen von einem einfacheren Zugang zu chinesischen Konsumenten profitieren. Darüber hinaus kann Wirecard künftig in China Zahlungskarten für Konsumenten und Unternehmen herausgeben. Wirecard-CEO Markus Braun sagt:
„Wir freuen uns sehr darüber, heute unseren Markteintritt in China verkünden zu können. Der chinesische Markt stellt eine hervorragende Chance für uns dar. Das umfassende Lizenzpaket ist eine perfekte Ergänzung zu unserer globalen Plattform-Strategie.“
Insgesamt kostet die Münchner die Übernahme bis zu 72,4 Millionen Euro. Das chinesische Unternehmen wird nach Schätzungen von Wirecard im kommenden Jahr ein EBITDA, also einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, in einstelliger Million-Euro-Höhe erzielen. Nach der vollständigen Integration wird im Geschäftsjahr 2021 ein EBITDA von mehr als 35 Millionen Euro erwartet. Im Jahr 2022 soll das EBITDA bereits über 50 Millionen Euro betragen.
Wirecard rechnet 2020 mit Milliardenergebnis
Das Fintech-Unternehmen kann sich die Übernahme momentan nur allzugut leisten: In den ersten neun Monaten dieses Jahres erwirtschaftete Wirecard einen Gewinn nach Steuern von 387 Millionen Euro. Das entspricht einem Anstieg von 53 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen 2018. Im bisherigen Jahr 2019 wickelte Wirecard Transaktionen im Umfang von 124 Milliarden Euro ab — ein Plus von 38 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2019 erwaret der Vorstand ein EBITDA zwischen 765 Millionen Euro und 815 Millionen Euro, für 2020 einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 1,00 und 1,12 Milliarden Euro.