Foto: Virtonomy

Virtonomy beschleunigt medizinische Innovation

Das Münchner Startup Virtonomy will Medizinprodukte schneller für den Markt bereit machen. Dazu unterstützt das Health-Startup mit datengesteuerten klinischen Studien an virtuellen Patienten. Wie das funktioniert und wie es bei dem Werk1-Startup läuft, erzählt uns CEO Simon Sonntag.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Simon Sonntag, Virtonomy: Ich bin Simon Sonntag (34), CEO und Co-Founder von Virtonomy. Ich habe an der TU München Angewandte Mathematik mit Schwerpunkt auf medizinische Bildverarbeitung und Medizintechnik studiert und anschließend an der RWTH Aachen im Bereich Kardiovaskuläre Technik promoviert. Zusätzlich haben wir ein starkes Team mit langjähriger Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung, Deep Learning, Medizintechnik, Finanzwesen und Management.

virtonomy Sonntag
Unser Interviewpartner, Simon Sonntag von Virtonomy.

Studien an virtuellen Patienten

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Simon Sonntag: Wir von Virtonomy verkürzen die Zeit bis zur Markteinführung von Medizinprodukten durch datengesteuerte Studien an virtuellen Patienten und initiieren damit die digitale Umsetzung klassischer Experimente im Prüflabor, an Tieren und Mensch. Unsere Lösung basiert auf einer sich ständig erweiternden Datenbank, um die anatomische Variabilität, die demographische Vielfalt und die pathologischen Bedingungen der Patientenpopulation digital abzubilden. Klinische Studien werden immer teurer, unsere Mission ist es, die Entwicklungskosten lebenswichtiger medizinischer Geräte deutlich zu senken und medizinische Innovationen wieder zu beschleunigen.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Simon Sonntag: Tatsächlich nicht. Viele etablierte Firmen und Startups im Bereich Digital Health und Künstliche Intelligenz konzentrieren sich auf digitale Lösungen für Kliniken, zum Beispiel für die Radiologie. Wir haben eine andere Zielgruppe, nämlich Implantathersteller und digitale Zulassungswege mittels computergestützter Simulationen. Dies ist ein sehr neuer Markt, der allerdings enormes Potenzial und Wachstumschancen hat.

Corona-Krise birgt Chancen für Virtonomy

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Simon Sonntag: Die aktuelle Corona-Krise birgt natürlich einige Herausforderungen für uns. Allerdings sollte man in jeder Herausforderung auch eine Chance sehen. So bekräftigt die aktuelle Situation die Relevanz unserer digitalen Lösungen, medizinische Produkte virtuell zu testen und beschleunigt auf den Markt zu bringen.

Eine andere Herausforderung, wie bei jedem Startup, ist die Finanzierung. Wir haben den Vorteil, bereits zahlende Kunden und damit Umsätze zu haben. Für die Skalierung sind wir dennoch auf Investoren angewiesen, was in der aktuellen Situation jedoch eine noch größere Herausforderung darstellt.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Simon Sonntag: In einem Jahr wollen wir das bereits am Markt erfolgreich getestete Produkt auf eine skalierbare, cloudbasierte Infrastruktur migriert haben. In fünf Jahren wollen wir Marktführer bei der Digitalisierung klinischer Studien mit virtuellen Patienten sein. Hierfür sind wir immer auf der Suche nach den richtigen Partnern und Investoren.

„München kann sich als Startup-Standort sehen lassen“

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Simon Sonntag: Es ist beeindruckend, was sich in den letzten Jahren in München getan hat. Mittlerweile kann sich München im internationalen Vergleich als Startup-Standort absolut sehen lassen. Dies ist insbesondere der UnternehmerTUM, dem Werk 1, Bits&Pretzels und dem LMU Accelerator zu verdanken. Wir sind sehr froh, Teil dieser Community zu sein.

Munich Startup: Apple oder Android?

Simon Sonntag: Android, ich habe tatsächlich kein einziges Apple-Produkt.