Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Flyla?

Das Münchner Startup Flyla ist eine Plattform für günstige Last-Minute-Flugtickets exklusiv für Studierende und Jugendliche. 2019 hatte das Traveltech eine Finanzierung erhalten, 2020 wurde Flyla aufgrund der Covid-Pandemie vorübergehend auf Eis gelegt. 2022 startete das Gründerteam Frederic Lapatschek und Fabian Höhne wieder durch und holte auch Ben Shaw, unseren Interviewpartner, als CEO an Bord.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal 2017 gesprochen haben, habt Ihr gesagt, dass Flyla die hohe Nachfrage in den Griff bekommen muss. Konntet Ihr dieses Ziel erreichen?

Ben Shaw, CEO bei Flyla: Wir hatten damals, um die Nachfrage zu besänftigen, an einem Studi-Reise-Portal gebaut: Viele Partner für ein umfassendes Angebot. So kamen wir schnell zu unseren ersten 12.000 Usern, denen wir Flugangebote und Hotelangebote gemacht hatten.

Flyla: Aus dem Corona-Winterschlaf wieder aufgewacht

Munich Startup: Und dann kam Corona. Welche Hindernisse sind Euch – neben der Pandemie – auf dem Weg begegnet?

Ben Shaw: In der Anfangsphase von Corona wusste niemand, wie lange die Krise gehen würde. Wir hatten mit vielen Rückerstattungen zu kämpfen, waren aber gleichzeitig auf einem Buchungshöhepunkt angelangt. Flyla in einen Corona-Winterschlaf zu legen, war daher nötig. Es fiel uns aber tatsächlich schwer.

Anfang letzten Jahres starteten wir wieder mit Flyla: erst mit einem neuen Team. Dann mit neuen Partnerschaften, einem neuen Buchungsablauf und zuletzt mit neuen Herangehensweisen bei der Vermarktung. All das brauchte seine Zeit.

Mehrwert für KundInnen und Airlines

Munich Startup: Wie hat sich eure Lösung weiterentwickelt?

Ben Shaw: Der Reisemarkt ist zwar mit sehr viel Wettbewerb verbunden. Dennoch gibt es einige Nischen, die unter einer mangelnden Transparenz leiden und bei denen ein unglaublicher Mehrwert für Kunden gestiftet werden kann.

Eine dieser Nischen sind Studierendenflüge. Vielen Studierenden ist nicht bewusst, dass ein Großteil der Airlines – in Europa über 70 Prozent – bereits Studi-Programme hat. Häufig noch aus der Zeit, in der Fluggesellschaften Reisebüro-spezifisches Marketing betrieben haben und den Reisebüros, die sich in Universitätsnähe befanden, spezielle Tarife boten, um Studis anzulocken.

Da sich aber seit längerer Zeit nur noch wenige Airlines mit der Thematik beschäftigen, sind die meisten dieser Tarife nicht besonders attraktiv und wettbewerbsfähig. Es gibt sogar vereinzelt Fälle, in denen der Studi-Tarif teurer ist als der Standard-Preis.

Unsere Herangehensweise ist deswegen eine andere. Mittlerweile haben wir fast jede Airline, die Studi-Tarife führt, auf Flyla.com integriert (zum Beispiel Lufthansa, Turkish Airlines oder KLM). Und wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und ermöglichen den Airlines diese Zielgruppe für eine sogenannte Ladefaktor-Optimierung in Betracht zu ziehen. Das heißt, statt auf jedem Platz bloß einen 2-Prozent-Abschlag zu geben, können Fluggesellschaften auf Strecken, die häufig leerer bleiben, kurz vor Abflug günstige Plätze für Studierende anbieten. Der Standardpreis kann trotzdem in die Höhe gehen und den Airlines Profite einspielen. So bleiben weniger Sitze leer und man ermöglicht Studierenden, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die ansonsten leer bleibenden Sitze aufzufüllen.

Zusätzlich zu Eurowings, verwenden wir genau dieses Modell jetzt gemeinsam mit Norwegian, SAS und ITA, um der Nachfrage nach günstigen Flügen unter Studierenden gerecht zu werden.

Höhere Marge durch CO2-Kompensation

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Ben Shaw: Es ist nicht untypisch, dass ein Online-Reiseportal für den Flugverkauf nur ein paar Cent verdient. Dass unser Mehrwert über den Flugverkauf hinaus zu anderen Reisepartnern geht – mit eingebetteter Studi-Authentifizierung und automatischer CO2-Kompensation – erlaubt uns im Gegensatz dazu eine deutlich höhere Take-Rate. Wir profitieren dabei vom besonders guten Umfeld in der Reisebranche und dem Verlangen von vielen, eine Auszeit zu nehmen. Gerade jetzt, wo das Reisen wieder möglich ist.

Munich Startup: Welche Learnings konntet Ihr im Gründerteam bisher mitnehmen?

Ben Shaw: Die letzten Monate waren mit unglaublich vielen neuen Learnings verbunden:

  • Unser neues Design wurde gut aufgenommen,
  • Integrationen von weiteren Bezahlmöglichkeiten inklusive Paypal haben zu weiterem KundInnenwachstum geführt,
  • unsere Social-Media-Strategie macht mittlerweile ein Drittel unseres Wachstums aus,
  • dadurch, dass bei uns CO2 automatisch kompensiert wird, schrecken viele unserer KundInnen nicht davor zurück, auch Inlandsflüge zu nehmen, die nicht nur bis zu 80 Prozent günstiger sind als der Standard-Preis, sondern auch komfortabler und vor allem schneller als die Bahn.

Flyla: „München hat uns unglaublich geholfen“

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf eurem bisherigen Weg?

Ben Shaw: München hat uns unglaublich geholfen. Wir sind verschwistert mit der Vitolus-Gruppe, die nach einer erfolgreichen Hilfe in der Pandemiebekämpfung mit Ihrem Test- und Impfangebot mittlerweile andere Gesundheitsthemen wie die ambulante Pflege und den Einkauf medizinischer Verbrauchsgüter vorantreibt. Unser Büro in der Schwanthalerstraße ist zum Hotspot für neue Ideen und Startup-Zusammenkünfte geworden – unter anderem mit dem Team von Lotaro. Und natürlich haben unsere Netzwerke, ausgehend von der LMU und der TUM, uns tatkräftig unterstützt.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Ben Shaw: Wir haben die Angebotsseite erweitert. Es gibt so viele preiswerte Studi-Tickets im Angebot wie noch nie zuvor. Jetzt geht es darum, das Geschäft weiter auszubauen, weitere Partner für unser Modell zu gewinnen und den Markt der Studierendenflüge so transparent wie noch nie zuvor zu machen. 

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