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Knowron: KI-Unterstützung für mobile Servicekräfte

Knowron will mit einem digitalen, KI-gesteuerten Assistenten für die Fertigungsindustrie dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Dafür haben die drei Gründer Fabian Pelzl, Arturo Buitrago Mendez und Ali Kareem Raja bereits 2022 eine erste Finanzierung erhalten. Was die App und das Analyse-Tool von anderen unterscheidet, wie das 2020 gegründete Startup Industriekunden bei der Entwicklung eingebunden hat und wo die Gründer in fünf Jahren stehen wollen, erzählen sie im Interview.

Munich Startup: Was macht Knowron? Welches Problem löst Ihr?

Knowron: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dafür wollen wir die Arbeitsweise von Servicetechnikern in der Fertigungsindustrie grundlegend verändern, indem wir ihre Produktivität steigern und ihnen lästige Arbeit abnehmen. Das erreichen wir durch einen KI-gesteuerten persönlichen Assistenten, der in jede Hostentasche passt. Eine App, welche komplexes Maschinen-Know-how an einem Ort bündelt und durch die NLP-gestützte Suchfunktion stundenlanges Suchen beseitigt.

Gleichzeitig bieten wir detailreiche Analytics für Manager, um Wissenslücken in der Workforce zu erkennen und Prozesse zu optimieren. Unsere Lösung hat einerseits den Aspekt des Wissensmanagement, sodass kein Wissen von Arbeitern mit in den Ruhestand genommen wird. Andererseits können junge Arbeitskräfte schneller eingearbeitet werden und auch bei komplexen Aufgaben stets einen „erfahrenen Kollegen“ dabeihaben. So vermeiden wir Wissensverlust und vereinfachen außerdem den Zugriff auf dieses Wissen erheblich. Wir konnten eine Produktivitätssteigerung von bis zu 25 Prozent bei mobilen Arbeitern beobachten. Denn dadurch, dass Lösungen für Probleme schnell und einfach über die KI-gestützte Suche des Assistenten gefunden werden, geht keine Zeit für stundenlanges Suchen verloren.

Knowron-Assistent als Software-as-a-Service (SaaS) im Abo-Modell

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst! 

Knowron: Unsere Software ist eine Plattform, die schnell skalierbar ist. Wir haben sie in enger Zusammenarbeit mit Firmen wie ASMPT und Voith entwickelt, um immer einen ‚Problem-fit‘ zu gewährleisten und eine bestmögliche User-Experience zu entwickeln. Wir bieten den virtuellen Knowron-Assistenten als Software-as-a-Service (SaaS) im Abo-Modell an. Neue Firmen können wir dank standardisierter Tutorials und Bulk-upload schnell onboarden. Zusätzlich steht Datensicherheit für unsere Kunden – und damit auch für uns – an oberster Stelle. Oft arbeiten wir mit sensiblen Daten von Unternehmen, die die höchsten Sicherheitsmechanismen in unsere Software voraussetzen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory? 

Knowron: Bevor wir Knowron gründeten, arbeiteten Ali, Arturo und Fabian teilweise unabhängig voneinander, aber auch gemeinsam an verschiedenen Projekten für namhafte Maschinenbauunternehmen wie Kuka, Siemens und BMW. In diesen Projekten drehte sich alles darum, Lösungen zu entwickeln, um Fachkräfte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Durch unsere umfangreiche Arbeit an diesen Use-Cases und unsere Forschung im Natural Language Processing (NLP)-Bereich erkannten wir den Zusammenhang zwischen dem Problem und der Lösung. Insbesondere angesichts der jüngsten Fortschritte im Bereich NLP mit Transformern und ähnlichen Technologien wurde uns klar, dass hier ein großes Potenzial für unseren Use-Case besteht.

Im Jahr 2020 gründeten wir schließlich unser Unternehmen und erhielten zunächst Unterstützung durch ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Anschließend entschieden wir uns für die Teilnahme am Accelerator-Programm von ‚Alchemist Accelerator‘ im Silicon Valley. Diese Unterstützung ermöglichte uns finanzielle Freiheit, um die ersten Ideen umzusetzen und ein beeindruckendes Netzwerk aufzubauen, einschließlich wertvollem Input von anderen Startups.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Knowron: Nun ja, wo sollen wir anfangen… Es ist immer ein Vor und Zurück – gerade, wenn man mit anspruchsvollen KI-Modellen arbeitet. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass man einfach ‚Trial and Error‘ machen muss. Außerdem haben wir sicher noch einige andere Fehler gemacht. Zum Beispiel zu schnell etwas entwickelt, einfach, weil wir es konnten und Lust darauf hatten.

knowron Team

Trial and Error liegen in der Natur der Sache

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Knowron: Nachdem wir unsere Product-Solution-Fit nun mit Kunden aus der Halbleiterindustrie bestätigt haben, wollen wir im nächsten Jahr unseren Kundenstamm erweitern und unsere Software auf weitere Industrien anpassen. Als besonders attraktiv bewerten wir hier zum Beispiel die Branche der erneuerbaren Energien. Windkraftanlagen, Solarpanels und Wasserkraftwerke müssen regelmäßig von mobilen Servicekräften gewartet werden. Der Markt ist stark am Wachsen und die Nachfrage nach Technikern wird stetig weiter steigen. Daher bietet ein zentrales und zugängliches Wissensmanagement und damit einhergehend eine hohe Produktivität und schnelles Onboarding einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.

Wo sehen wir uns in fünf Jahren? Unser erstes Ziel ist es, bei unseren Kunden und Anwendern präsent zu sein. Wir sind entschlossen, Knowron zur Standardlösung für das Wissensmanagement im Arbeiterbereich zu machen. Wir wollen, dass Techniker unser Produkt so sehr lieben, dass sie ihre Unternehmen dazu bringen, Knowron zu übernehmen.

Aus strategischer Sicht sehen wir viel Raum für Innovationen, um Arbeitskräfte ohne Schreibtisch in allen Bereichen zu unterstützen. Die so genannte KI-Revolution hat sie größtenteils übersehen. Dies ist in Europa aufgrund des akuten Fachkräftemangels besonders beklagenswert. Wir sind der Meinung, dass Knowron eine wichtige Rolle dabei spielt, die Arbeit als Techniker für alle zugänglicher zu machen, insbesondere auch für qualifizierte Einwanderer.

Intern wollen wir den Startup-Geist unabhängig von der Größe unseres Unternehmens lebendig halten und durch die Kombination von Wachstumschancen und einer positiven Arbeitskultur Talente anziehen und binden.

Vom Silicon Valley zurück nach München

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Knowron: Obwohl wir anfangs die Möglichkeit hatten, über den ‚Alchemist Accelerator‘ im Silicon Valley zu gründen und auch zwei unserer Co-Founder bereits in den USA (Stanford und MIT) geforscht haben, haben wir uns bewusst gegen diese Option entschieden. Wir sind überzeugt davon, dass der Standort in München über einen hervorragenden Talentpool verfügt und uns einen exzellenten Zugang zu Weltmarktführern im Maschinenbau ermöglicht.

München ist für uns als Gründungsstandort auch deswegen von unschätzbarem Wert, weil wir hier das Netzwerk rund um das CDTM, TU München und die UnternehmerTUM haben. Das einzigartige, unterstützende Ökosystem hier ermöglicht einen regen Austausch untereinander. Wir können von anderen Gründern lernen, die bereits erfolgreich bestimmte Phasen durchlaufen haben.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Knowron: Da wir den Markt für Wissensmanagement für Unternehmen, die Servicetechniker beschäftigen, auf den Kopf stellen wollen und drängende Themen wie den Fachkräftemangel und die Verbesserung des Onboardings ausländischer Arbeitnehmer durch Mehrsprachigkeit angehen, sind wir definitiv ein Shootingstar.