Die All3DP-Gründer Stefan Schwarz-Ulrich, Anatol Locker und Mathias Plica.
© Bethel Fath

All3DP und Craftcloud: Ein Hybrid zwischen Content und Commerce im 3D-Druck

Craftcloud und All3DP sind zwei Namen, die sich jeder merken sollte, der mit 3D-Druck zu tun hat. Denn das Münchner Startup All3DP hat es geschafft, mit einem Online-Magazin und einer Vergleichsplattform für 3D-Druck-Services den Markt in genau diesem Bereich gründlich aufzumischen. Ein Interview mit Mathias Plica, Mitgründer und CEO des Startups.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir betreiben mit Craftcloud eine Preisvergleichsplattform für 3D-Druck-Services und vermitteln online Aufträge in dem Bereich. Wer also 3D-gedruckte Bauteile braucht, Materialien auswählen und Preise vergleichen will, ist bei Craftcloud richtig. Unsere Kunden bestellen online auf unserer Plattform und wir geben die Aufträge in Echtzeit an unsere Partner, die 3D-Druckdienstleister, weiter. Unsere Partner drucken und versenden wiederum direkt an unsere Kunden — weltweit.

Unser zweites Produkt ist All3DP.com, ein englischsprachiges Online-Magazin zu 3D-Druck bzw. zur additiven Fertigung. All3DP ist heute das weltweit führende Magazin zu diesem Thema. Wir zählen rund 1,5 Millionen Leser pro Monat, und haben damit mehr Leser als alle anderen Webseiten, die zu diesem Thema publizieren. Rund 100.000 Leser kommen aus Deutschland, 500.000 aus Nordamerika und die restliche knappe Million kommt aus dem Rest der Welt, natürlich mit einem Schwerpunkt in Europa.

Mathias Plica, Mitgründer und CEO von All3DP und Craftcloud im Interview. © Bethel Fath

Das machen wir alles von der Schwanthalerhöhe aus mit einem Team von zwanzig fest angestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die aus fünfzehn Nationen stammen. Unser Gründer-Team kommt aus dem Feld des digitalen Publishings. Mein Mitgründer Stefan Schwarz-Ulrich –Mathematiker — und ich, Mathias Plica — Volkswirt –, durften über zehn Jahre Chip Online aufbauen, auch da zusammen mit einer klasse Mannschaft. Unser dritter Mitgründer Anatol Locker ist mit Leib und Seele Tech-Journalist und hat schon so ziemlich alles gesehen, was mit Tech zu tun hat.

20 Mitarbeiter aus 15 Nationen

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Das gibt’s noch nicht. Es gibt zahlreiche professionelle 3D-Druckdienstleister weltweit. Es gab und gibt eine Reihe von Versuchen, Vergleichsplattformen für diese Druckdienstleister zu betreiben. Keiner hat es auf die Kette bekommen. Allein wir haben das mit Craftcloud erfolgreich geschafft. Der Grund: Wie bei allen zweiseitigen Marktplätzen — und das ist Craftcloud — braucht es eine kritische Masse an Kunden, um überhaupt Partner gewinnen und halten zu können. Kundengewinnung in unserem Markt ist teuer. Außer man hat ein komplettes Online-Magazin als Customer Acquisition Tool. Unsere Kundengewinnungskosten sind um Faktoren geringer als die des Wettbewerbs. Das ist unser unfair advantage — schwer zu kopieren.

Bei All3DP dauerte es eine ganze Weile, die Investoren zu überzeugen

3. Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Zwei Herausforderungen stechen aus der Vielzahl der Challenges hervor: Das Erreichen des Produkt-Market-Fit für unsere 3D-Druck-Plattform Craftcloud kostete uns unzählige MVPs und Produkt-Iterationen über einen Zeitraum von drei Jahren. Seit 18 Monaten läuft’s jetzt mit einem Wachstum von 20 Prozent pro Monat.

Die andere Herausforderung war die Finanzierung: Erkläre einem Investor, dass Du ein Hybrid aus Content und Commerce errichten willst, wobei der Commerce auch noch ein Marktplatz ist. Das erschien komplex. Heute ist jedem sofort klar, dass die Content-Seite das perfekte Marketing-Tool für unseren Marktplatz Craftcloud ist.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Wir werden im Jahr 2019 zwei Millionen Euro Umsatz machen und eine schwarze Null schreiben; bei einem Umsatzwachstum von 150 Prozent zum Vorjahr. Die 150 Prozent Zuwachs zum Vorjahr messen wir jetzt schon im dritten Jahr und nicht langsamer soll es weitergehen.

Umsatzwachstum von 150 Prozent

5. Was bedeutet München für Euch?

Internationales Arbeiten aus München heraus funktioniert hervorragend. Wir hatten in unseren ersten Pitches oft keinen leichten Stand, weil die Geldgeber bezweifelten, aus München heraus eine global laufende, englischsprachige Plattform betreiben zu können.

Wir haben das Gegenteil bewiesen. Da heute ohnehin alles in der Cloud läuft, ist der geographische Sitz eines Unternehmens irrelevant. Und gute Mitarbeiter finden wir in München immer — auch und gerade mit internationalem Hintergrund.

Ein Geheim-Rezept im Recruiting: München zieht viele junge IT-Kräfte aus der ganzen Welt an. Und die kommen häufig mit einem Lebenspartner oder einer Partnerin, die auch hoch qualifiziert sind, aber aufgrund der deutschen Sprache erstmal Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben. Da wir Englisch als Arbeitssprache haben, können wir in diesem Pool hervorragende Kräfte finden.

3D-Druck als globale Nische besetzen

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Wir tendieren zum Unicorn. Schon heute sind wir mit unseren 1,5 Millionen Lesern die weltweit führende Anlaufstelle für 3D-Druck im Web. Diese führende Position werden wir nicht mehr abgeben. 3D-Druck ist noch eine Nische, aber es ist eine globale Nische.

Mit Craftcloud haben wir bisher nur den großen Zeh in den 12-Billionen-Euro-Markt für die Herstellung von physischen Gütern gesteckt: Wir sind Teil des massiv wachsenden Production-as-a-Service-Marktes. Da ist viel Luft nach oben.

7. Tee oder Kaffee?

Kaffee. In Mengen.