Münchner Health-Startups in Zeiten von Corona

Was leisten Münchner Health-Startups im Kampf gegen COVID-19? Wie haben sie ihr Geschäftsmodell in Zeiten von Corona angepasst? Das beleuchten wir in unserem Überblick. Und das ist unter anderem auch Thema in unserem allerersten Munich Startup-Podcast.

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Die Corona-Krise hält uns weiterhin im Griff. Was für viele eine große Herausforderung ist, zeigt sich für die Digital-Health-Branche gleichzeitig als Chance. Denn 80 Prozent der deutschen Startups dieser Branche haben laut einer aktuellen Studie von PWC eine höhere Nutzungsfrequenz. Die Zahl der Digital Health- und Fitness-App-User erreicht mit 20,4 Millionen einen neuen Höchststand.

Faktencheck: Münchner Health-Startups

Bevor wir konkret Startup-Beispiele nennen, ein übergeordneter Zahlencheck zur Münchner Health-Branche: Unser Data & Insights-Dashboard zeigt, dass München mit ca. 100 Health-Startups – ohne Pharma und ohne Biotech – in diesem Sektor sehr stark ist. Das belegen auch die knapp 40 Millionen Euro Finanzierungssumme, die Startups aus dem Gesundheitsbereich allein dieses Jahr einsammeln konnten.

Die Szene profitiert dabei von rund 150 InvestorInnen, die laut unseres Insight-Tools in die Gesundheitsbranche investieren. Zusätzlich werden die Jungunternehmen vor Ort unterstützt durch spezielle Acceleratoren wie Startup Creasphere, EIT Health, und die beiden Biotech-Hubs BioM und IZB.

Telemedizin-Startups in Zeiten von Corona

Auch für viele Münchner Health-Startups ist die Corona-Krise zwar extrem herausfordernd, bietet aber gleichzeitig eine große Chance. Dass auch VCs weiterhin an die Startups aus diesem Bereich glauben, zeigen einige der letzten Finanzierungsrunden. In unserem begleitenden Artikel wollen wir nur einige Beispiele nennen. Für den kompletten Einblick empfehlen wir Euch, direkt den Munich Startup-Podcast zu hören.

So erhielt im Bereich Telemedizin Iatros im März eine Seedfinanzierung in Höhe von 2 Millionen Euro, unter anderem durch Business Angels und den High-Tech Gründerfonds (HTGF). Gegründet 2019 von Münchner Medizinern bietet die Telemedizinlösung eine „virtuelle Herzklinik“. Speziell für die Herausforderung von COVID-19 entwickelte Iatros die Plattform ‚Corona-Herz-Hilfe‘ mit einem Risikotest, der dabei hilft, die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf nach einer Coronavirus-Infektion besser abzuschätzen.

Auch der Telemedizin-Anbieter Teleclinic bietet ein aktuelles Angebot in der Corona-Krise: Bereits im März konnten Menschen mit Verdacht sich mit dem neuartigen Virus angesteckt zu haben, von ärztlichen Fachpersonal der Teleclinic gratis via Video-Chat beraten werden. Dadurch steigerte sich die Behandlungszahl seit Ende Januar bis Anfang Mai um 250 Prozent und die Dauer der Beratungen auf 1.000 Stunden, wie das Startup von Gründerin Katharina Jünger verkündete.

Und was passiert bei Münchner Health-Startups, die medizinische Geräte herstellen?

Das 2016 gegründete Startup Terraplasma Medical hat ein tragbares medizinisches Gerät zur Wundversorgung mit kaltem atmosphärischem Plasma entwickelt. Das Gerät wird normalerweise für die Behandlung akuter und chronischer Wunden eingesetzt, wie uns Gründer Jens Kirsch vor einiger Zeit in einem Interview erzählte. Im Kampf gegen COVID-19 testet das Unternehmen nun in vorklinischen Studien den Einsatz der Technologie bei beatmeten PatientInnen. Dabei soll überprüft werden, ob das Gerät die Viren in den oberen Atemwegen inaktivieren kann. Neben der Verringerung der Viruslast kann kaltes Plasma multiresistente Bakterien in den oberen Atemwegen unschädlich machen und so dazu beitragen, bakterielle Lungenentzündungen zu verhindern. Eine Kooperation mit dem Pettenkofer Institut in München ergab erste Indikationen, dass die Lösung von Terraplasma Medical auch Coronaviren inaktiviert.

Das Münchner Startup Scinthealth, wurde 2018 gegründet, um eine softwarebasierte kurative Therapie für eine bestimmte Krebsart zu entwickeln. Nun erhält die Firma eine EIT Health-Förderung in Höhe von 50.000 Euro, um bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie zu unterstützen. Denn Scinthealth will die Ausbreitung ansteckender Krankheiten beispielsweise in Kliniken durch intelligente, ultraviolette Systeme minimieren. Ihr System soll Keime, einschließlich des Coronavirus, zuverlässig und schnell inaktiv machen. Mit dieser Idee ist Scinthealth auch Teil der Initiative Beyondcrisis von Land der Ideen.

Ebenfalls Teil der Beyondcrisis-Initiative ist Reactive Robotics. 2015 gegründet, verkündete das Münchner Startups bereits mehrere Finanzierungsrunden – unter anderem durch den HTGF und Bayern Kapital sowie Medtech Innovation Partner. Das Medtech-Startup baut Roboter, die PatientInnen von der Intensivstation schneller wieder auf die Beine bringt. Und genau das möchte Reactive Robotics auch nun erreichen, nämlich die komplexen Rehabilitationsprozesse bei COVID-19-Erkrankten beschleunigen.

Hilfe in Zeiten von Corona verspricht auch das Produkt von Cosinuss. Das Wearable-Startup wurde 2011 von Greta und Johannes Kreuzer gegründet. Die mobile Gesundheitslösungen misst mit ihren In-Ear-Wearables sogenannte Vitalparameter wie die Temperatur. Ursprünglich für Leistungssport und Arbeitsschutz entwickelt, will das Startup aktuell in einer Studie Grundlagen für eine Frühwarnlösung schaffen. Vor allem Erkrankte mit niedrigem und mittlerem Risiko könnten so zu Hause sein und gleichzeitig eine medizinische Fernüberwachung erhalten. Hierzu sollen auch Frühwarn-Algorithmen eingesetzt werden. Cosinuss ist aktuell im Plug & Play Health Accelerator bei Startup Creasphere. Wer neugierig ist, sollte beim Expoday vorbeischauen.

Wie Münchner Digital Health Services in der Pandemie unterstützen

Über Digital Health Startups hatten wir bereits ausführlich vor einiger Zeit berichtet. Doch was machen ausgewählte Startups aus diesem Bereich in Zeiten von Corona? Smart Reporting beispielsweise will mit seiner Software dem medizinischem Personal digitale Berichte in der Radiologie und Pathologie erleichtern. Nun hat Smart Reporting ein kostenfreies Software-Template eingeführt, das RadiologInnen bei der Beurteilung von Fällen mit Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 anleitet. Der Entscheidungsbaum wurde zusammen mit ExpertInnen entwickelt, bietet Zugang zu Referenzbildern und relevanter klinischer Literatur.

Ein weiteres Beispiel ist Climedo Health. 2017 gegründet von Veronika Schweighart und Sascha Ritz, unterstützt die cloud-basierte Software-Plattform normalerweise Medizinprodukte-Hersteller oder Pharmafirmen dabei, klinische Studien schneller und effizienter durchzuführen. Nun wird auch Climedo von EIT Health in Höhe von 50.000 Euro gefördert, denn das elektronische Quarantäne-„Tagebuch“ kann Daten von COVID-19-Erkrankten konsolidiert darstellen. Dies wiederum bietet der Forschung eine ganzheitliche, sichere und erschwingliche Möglichkeit zum Erfassen und Überwachen COVID-19-bezogener klinischer Daten.

Ebenfalls spannend war, wie schnell Loewi sein Geschäftsmodell angepasst hat (wir berichteten). Das 2017 gegründete Münchner Startup unterstützt eigentlich AthletInnen, die ihre Leistung optimieren wollen. Dabei nutzt Loewi unter anderem Blutuntersuchungen. Aufgrund der Corona-Pandemie bietet das Startup nun einen IgG-Antikörpertest an, der – vergleichbar mit einem einfachem Diebatestest – zeigt, ob Personen mit COVID-19 infiziert waren und voraussichtlich eine Immunität entwickelt haben. Loewi will damit Privatpersonen und Unternehmen helfen, eine Entscheidungsunterstützung bezüglich Büropräsenz oder Dienstreisen zu schaffen.

Woran die innovative Münchner Gesundheitsbranche außerdem arbeitet

Neben den bereits genannten Förderungen unterstützt das EU-Förderprogramm EIT Health weitere 14 Projekte im Kampf gegen COVID-19, die mit einer „Rapid Response Initiative“ wirkungsvolle Lösungen zur Bekämpfung der Pandemie suchen. Die Projekte kommen eher aus der Forschung, wir wollen sie Euch jedoch nicht vorenthalten. Aus München sind zwei Projekte dabei, beide unter Leitung der Technischen Universität.

Zum einen entwickelt ‚FastRAI‘ eine auf Teleradiologie und künstlicher Intelligenz basierende Lösung, die die Identifizierung von COVID-19 für die klinische Triagierung ermöglicht. Das Projekt zielt darauf ab, den mit der COVID-19-Triage im Krankenhaus verbundenen Aufwand von Zeit und Ressourcen zu reduzieren. Zum anderen gefördert wird das Projekt ‚CoViproteHCt‘. Hier geht es darum, einen Test zu entwickeln bzw. zu validieren, der Personen mit protektive Immunantworten identifizieren kann. Damit ist es einfacher, herauszufinden, wer bereits COVID-19-Antikörper hat.

Neugierig auf mehr? Dann hört in unseren Podcast

Wer neugierig ist, und noch ein bisschen mehr erfahren möchte, sollte unbedingt in unsere Podcast-Premiere reinhören. Neben den aktuellen Entwicklungen der Münchner Health-Startups sprechen wir auch noch über weitere Themen. Ihr findet uns auf Spotify, Deezer, Google Podcasts, Pocket Casts, Radio Public, Breaker und Anchor. Weitere Kanäle folgen.