Die Zebra Embassy Gründer (v. l.): Matthias Hecht, Pierre Dominique Ostrowski, Stefan Höhn und Philipp Nägelein
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„Unsere Vision ist es, Zebra Embassy als ‘McKinsey der Zebra-Bewegung’ zu etablieren“

Kinexon, Everdrop, Freeletics, Edurino – schon einige Münchner Startups haben sich von Zebra Embassy beraten lassen. Das Beratungsunternehmen hat sich darauf spezialisiert, Startups und Scaleups bei der Beantragung und Nutzung staatlicher Fördermittel zu unterstützen. Auf diese Weise konnte es in zwei Jahren über 50 Millionen Euro Fördergelder für 150 Startups generieren. Im Interview erklärt Co-Founder Pierre Dominique Ostrowski, was Zebras von Einhörnern unterscheidet, wie Zebra Embassy arbeitet und wie er die aktuelle Marktsituation einschätzt.

Munich Startup: Den Begriff des Einhorns dürften im Startup-Kosmos alle kennen, das Zebra ist hingegen noch ziemlich neu. Könnt Ihr kurz erklären, was es damit auf sich hat?

Pierre Dominique Ostrowski, Zebra Embassy: Zebras repräsentieren in der Geschäftswelt Startups, die nach einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit streben, während sie gleichzeitig darauf abzielen, schnell profitabel zu werden. Der Fokus auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und die Schaffung langfristiger Werte setzt sie dabei deutlich von den Einhörnern ab, die sich auf schnelles Wachstum und eine Milliarde Bewertung konzentrieren. Besonders in Ländern wie Deutschland, die von mittelständischen Unternehmen geprägt sind, wird deutlich, dass nicht jedes Unternehmen das Ziel haben muss, ein Einhorn zu werden. Das Geschäftsmodell der Zebras konzentriert sich daher auf nachhaltiges Wachstum und die Schaffung positiver sozialer und ökologischer Auswirkungen, anstatt sich ausschließlich auf schnelle Skalierung und Disruption zu konzentrieren.

„Zebras benötigen ein Umfeld, das nachhaltiges und stabiles Wachstum unterstützt“

Munich Startup: Das bedeutet also, dass ein Zebra andere Bedingungen für sein Wachstum benötigt?

Pierre Dominique Ostrowski: Während Einhörner oft in einem Ökosystem wachsen, das schnelle Skalierung und möglichst rasche Marktdominanz fördert, benötigen Zebras ein Umfeld, das nachhaltiges und stabiles Wachstum unterstützt. Sie suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten, die ihre Vision unterstützen, ohne sie dazu zu drängen, Abstriche bei ihren Werten oder ihrer sozialen Mission zu machen. Statt der rasanten Expansion um jeden Preis legen Zebras Wert auf Kooperation, Gemeinschaft und die Schaffung von echtem, langfristigem Wert. In diesem Sinne ist das Wachstum eines Zebras oft organischer, tiefer verwurzelt und in Einklang mit den Bedürfnissen seiner Stakeholder.

Munich Startup: Und an diesem Punkt kommt Zebra Embassy ins Spiel? Was genau macht ihr?

Pierre Dominique Ostrowski: Genau hier setzen wir mit Zebra Embassy an. Unsere Mission ist es, Unternehmen auf ihrer Reise zu begleiten und die Denkweise und Werte von Zebra-Unternehmen in ihre Geschäftsmodelle und -strategien zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um Startups oder kleinere Unternehmen. Selbst Unternehmen, die den Einhorn-Status anstreben oder bereits erreicht haben, können von der Zebra-Philosophie profitieren. In Zeiten von Krisen, Effizienzdruck und Sparzwängen kann die nachhaltige, auf Gemeinschaft und Kooperation ausgerichtete Herangehensweise der Zebras entscheidende Vorteile bieten.

Zebra Embassy unterstützt bei der Beantragung staatlicher Fördermittel

Aktuell konzentrieren wir uns vor allem darauf, Startups und Scale-ups dabei zu unterstützen, staatliche Fördermittel strategisch zu beantragen und zu nutzen. Dabei geht es uns nicht nur um die reine Finanzierung, sondern vor allem darum, einen ausgewogenen Finanzierungsmix zu schaffen. Insbesondere die Forschungszulage, die rückwirkend bis zu vier Jahre beantragt werden kann und bis zu einer Million Euro pro Jahr Fördergelder ermöglicht, hat sich als entscheidende Finanzierungsquelle für viele junge (Tech-) Unternehmen in Europa etabliert. Bisher haben wir mit unserem Team unter anderem über 50 Millionen Euro an Fördermitteln aus der Forschungszulage für unsere Partnerunternehmen generiert.

Unsere Vision ist es, Zebra Embassy in den kommenden Jahren als ‘McKinsey der Zebra-Bewegung’ zu etablieren und damit den Grundstein für nachhaltiges Wachstum von Startups und Scale-ups in Deutschland zu legen.

Munich Startup: Könnt Ihr Beispiele hierfür nennen?

Pierre Dominique Ostrowski: Bisher haben wir über 150 Startups unterschiedlichster Branchen beraten, darunter auch Münchner Unternehmen wie unter anderem Kinexon, Everdrop, Freeletics und Edurino. Jedes dieser Startups hatte individuelle Anforderungen und Herausforderungen im Bereich der staatlichen Fördermittel. Mit unserer Expertise konnten wir sie effektiv durch den oft komplexen Beantragungsprozess führen und ihnen dabei helfen, die finanzielle Unterstützung zu erhalten, die sie benötigten, um ihre nachhaltigen und innovativen Projekte voranzutreiben.

Munich Startup: Und wie lohnt sich das für Euch?

Pierre Dominique Ostrowski: Unser Geschäftsmodell basiert auf einer provisionsbasierten Struktur. Das bedeutet, dass wir nur dann bezahlt werden, wenn die von uns beratenen Startups tatsächlich staatliche Fördermittel erhalten. Dieses Modell schont nicht nur die Liquidität der Unternehmen, gerade in den kritischen frühen Phasen, sondern stellt auch sicher, dass unsere Interessen eng mit dem Erfolg unserer Kunden verknüpft sind. Sollte ein Antrag nicht erfolgreich sein, haben die Unternehmen nicht das zusätzliche finanzielle Risiko einer Beratungsgebühr. Dieses Modell fördert auch unser Engagement, bestmögliche Arbeit zu leisten und unsere Kunden bestens zu unterstützen.

„Lösungen für eine nachhaltige Finanzierung in der Startup-Branche“

Munich Startup: Was hat Euch dazu veranlasst, Zebra Embassy zu gründen?

Pierre Dominique Ostrowski: Nachdem wir in den letzten zehn Jahren in verschiedenen Funktionen in der Startup-Welt wie Freeletics, Unu und XO Life gearbeitet und die Herausforderungen bei der Finanzierung aus erster Hand erlebt haben, sahen wir die Notwendigkeit, Startups zu unterstützen. Die vielfältigen Perspektiven und Herausforderungen in der Finanzierung von Startups haben uns dazu motiviert, Lösungen für eine nachhaltige Finanzierung in der Startup-Branche zu entwickeln.

Der Wandel vom Einhorn-Hype hin zu einem nachhaltigeren Ökosystem in der Startup-Branche war für uns ein wichtiger Antrieb. Unser interdisziplinäres Team vereint Expertise aus technischen, juristischen und finanziellen Bereichen, um eine ganzheitliche Beratung sicherzustellen. Dank unserer tiefen Kenntnisse sowohl im Antragswesen als auch in der Startup- und Tech-Branche schlagen wir die Brücke zwischen diesen beiden Welten.

Munich Startup: Was macht ein erfolgreiches Startup überhaupt aus?

Pierre Dominique Ostrowski: Ein erfolgreiches Startup definiert sich nicht nur durch schnelles Wachstum und hohe Gewinne, sondern auch durch die Fähigkeit, langfristigen Mehrwert zu schaffen, sowohl für seine Stakeholder als auch für die Gesellschaft insgesamt.

Zebra Embassy: Nachhaltigkeit und solide Geschäftspraktiken gewinnen wieder an Bedeutung

Munich Startup: Wie bewertet ihr die aktuelle Marktsituation für Startups, egal ob Zebra oder nicht?

Pierre Dominique Ostrowski: Aktuell befinden wir uns in einer besonders spannenden wirtschaftlichen Phase. Gerade in den letzten zehn Jahren, begünstigt durch das Nullzinsumfeld, wurden teilweise abstruse Geschäftsmodelle finanziert, die rein auf „Wachstum um jeden Preis“ ausgelegt waren. Es schien, als ob die bloße Idee ausreichen würde, um beachtliche Summen an Investitionen zu sichern. Dieser Trend hat sich kürzlich verlangsamt, was einerseits an einem allgemein anspruchsvolleren Investitionsklima liegt, andererseits aber auch an einer gestiegenen Sensibilität für nachhaltige und robuste Geschäftsmodelle. Trotz dieser Herausforderungen glauben wir fest daran, dass, wenn sich ein Unternehmen solide, transparent und nachhaltig aufstellt, es in jeder Wirtschaftsphase verhältnismäßig gut dastehen wird. Es ist ermutigend zu sehen, dass Nachhaltigkeit und solide Geschäftspraktiken in der aktuellen Wirtschaftssituation wieder an Bedeutung gewinnen.

Wir empfehlen Startups, sich ganz im Sinne der Zebra-Bewegung eine Gemeinschaft aufzubauen und sich Netzwerken anzuschließen, die ihre Werte teilen. Gemeinsam kann man oft mehr erreichen als alleine – das gilt insbesondere für Nischen, die nicht jeden Tag für Schlagzeilen in der Zeitung sorgen.

Munich Startup: Ist die Münchner Startup-Szene das richtige Umfeld für ein Zebra?

Pierre Dominique Ostrowski: München bietet ein dynamisches und wachsendes Ökosystem für Startups. Mit einer Mischung aus Technologiezentren, Investoren und einem starken Netzwerk von Unternehmern ist es ein fruchtbarer Boden für Zebras, die nachhaltiges Wachstum und Kooperation suchen. Als Absolventen der LMU und des CDTM profitieren wir von einem großen Netzwerk in der Münchner Startup-Branche. Philipp hat zudem am CDTM promoviert und war Teil des Management Teams. Während seiner Lehrtätigkeit wurden erfolgreiche Startups wie Personio gegründet.

„Wir setzen auf Zusammenarbeit und Co-Kreation“

Munich Startup: Geht ihr aktiv in die Akquise oder sollen sich GründerInnen selbst bei Euch melden?

Pierre Dominique Ostrowski: Bisher sind wir nicht aktiv im Vertrieb tätig. Unsere Kunden kommen hauptsächlich durch Empfehlungen und unser Netzwerk zu uns. Wir freuen uns jedoch immer über Gründerinnen und Gründer, die proaktiv Unterstützung suchen. Derzeit konzentrieren wir uns verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit, um das Zebra-Mindset und nachhaltiges Wachstum in der Startup-Szene zu fördern. Unsere Vision besteht darin, diese Philosophie innerhalb der Gründerszene zu verankern, indem wir die Möglichkeiten zur positiven Veränderung hervorheben. Wir setzen auf Zusammenarbeit und Co-Kreation anstelle von Ellenbogenkämpfen, um eine bessere Zukunft für Startups zu gestalten.

Munich Startup: Und wenn ein Startup auf Euch zugehen will, an wen kann es sich wenden?

Pierre Dominique Ostrowski: Interessierte Startups können sich direkt über unsere Webseite an uns wenden. Alle relevanten Kontaktdaten finden sich auf www.zebra-embassy.com.