© Tommy Loesch / München Tourismus

Der Frühling im Rückblick: Kein Glück für die Münchner Startup-Szene

Nach einem eher schwachen Start in das neue Jahr trübt sich die Stimmung für die Münchner Startup-Szene weiter ein: Sowohl die Gesamtsumme der Investitionen als auch die Zahl der Finanzierungsrunden nahm weiter ab. Es gibt aber auch positive Signale. Wir blicken in unserem Quartalsrückblick auf die Zahlen.

Alle folgenden Daten zur Münchner Startup-Szene stammen – sofern nicht anders angegeben – aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen.

Im zweiten Quartal 2023 sammelten Münchner Startups rund 437 Millionen Euro an Kapital ein – und damit deutlich weniger als in Q1 (704 Millionen Euro) und im Vorjahresquartal (803 Millionen Euro). Deutlich mehr Mittel sah auch das zweite Quartal 2021 mit 1,9 Milliarden Euro. Zieht man zum Vergleich hingegen den letzten Vor-Krisen-Frühling heran, also Q2 2019, zeigen die Monate April bis Juni 2023 eine herausragende Performance. Denn damals wurden lediglich 33,9 Millionen Euro eingesammelt. Dabei gilt für alle betrachteten Zeiträume, dass bei einigen Finanzierungsrunden keine Zahlen bekanntgegeben wurden, weswegen die finalen Summen noch einmal höher liegen.

Weniger Geld, weniger Finanzierungsrunden

Große Finanzierungsrunden dominierten in diesem Frühling die eingesammelten Mittel nicht so stark wie üblich. In Q2 2023 gab es lediglich eine Finanzierungsrunde über 100 Millionen Euro, die 150 Millionen starke Investition in Jolt Energy. (Die wichtigsten Finanzierungen des vergangenen Quartals haben wir hier zusammengefasst.) Die Unterschiede zu den Vorjahresquartalen werden deutlich geringer, wenn man diese Megarunden weglässt. So kommen auf die 287 Millionen Euro für Q2 2023 400 Millionen Euro in Q2 2022 und 527 Millionen Euro in Q2 2021.

Neben der Gesamtsumme der Investitionen nahm im vergangenen Quartal auch die Zahl der Finanzierungsrunden weiter ab. Sie stagnierte bereits seit Q3 2022 mit damals 50 Runden, es folgten 53 in Q4 2022 und 49 in Q1 2023. Mit nun lediglich 42 erfolgreichen Abschlüsse für Münchner Startups brach die Zahl erneut ein. Der Stand der erfolgreichen Investitionen ist damit so niedrig wie seit Q2 2019 nicht mehr.

Eine gegenteilige Entwicklung macht hingegen die durchschnittlichen Investitionssummen (ohne Megarunden) durch. So kommt der Zeitraum April bis Juni dieses Jahres auf im Schnitt 7 Millionen Euro pro Finanzierung. In den drei Monaten zuvor waren es hingegen nur 5,2 Millionen Euro und 5,7 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Amerikanische Investoren kehren zurück

Eine Entwicklung aus dem ersten Quartal dieses Jahres ist zudem wieder rückläufig: Von Januar bis März wurden – entgegen dem üblichen Trend – die Investitionen beinahe ausschließlich mit deutschen und europäischen Geldern getragen. So stammte mit 472 Millionen Euro (67 Prozent) der größte Teil der 704 Millionen eingesammelten Euro aus dem europäischen Ausland. Deutsche Investoren gaben in Summe 182 Millionen Euro (25,9 Prozent). Amerikanische Investoren zeigten sich mit lediglich 33,4 Millionen Euro ungewohnt bescheiden (4,7 Prozent). Und das, obwohl es mit Yfood, Isar Aerospace und Integrity Next drei Megarunden über 100 Millionen Euro gab.

Im nun abgeschlossenen Quartal haben sich amerikanische Geldgeber wieder mehr in München engagiert. Sie steckten rund 111 Millionen Euro in Startups aus der Landeshauptstadt und stemmten so 28,2 Prozent des Investitionsvolumens. Mit 193 Millionen Euro (49 Prozent) kam aber immer noch mehr Geld aus dem europäischen Ausland. Deutsche Investoren gaben in Summe 78,5 Millionen Euro (19,9 Prozent).

Exits, Insolvenzen und neue Fonds für die Münchner Startup-Szene

Auch im Bereich der Exits hat sich in den vergangene drei Monaten einiges getan. Börsengänge gab es zwar keine zu verzeichnen, jedoch einige Übernahmen: Insgesamt wechselten neun Startups ihre Besitzer. So wurde etwa die Plattform für IT-Projekte Casana von dem New Yorker Unternehmen Andela übernommen und der Markplatz für nachhaltige Sportartikel Planetics ging an Khulula.

Insolvenzen trafen im Frühjahr unter anderem Sono Motors – das Startup stellte im Mai einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren – und Banovo. Laut dem öffentlichen Portal für Insolvenzbekanntmachungen eröffneten von April bis Juni neun Münchner Startups ein Insolvenzverfahren, darunter Knister und Little Leaf.

Neue Investment-Fonds gab es im zweiten Quartal 2023 drei in der Münchner Startup-Szene. Afinum schloss seinen Fonds Afinum 9 mit 420 Millionen Euro, der HV Capital Fund IX sammelte 710 Millionen ein und Yttrium – früher bekannt unter dem Namen Digital+ Partners – befüllte seinen Digital Growth Fund II mit 403 Millionen Euro.